Insulin von 1921 bis heute?

3 Minuten

Community-Beitrag
Insulin von 1921 bis heute?

Ich bin vor einigen Tagen beim Lesen eines Artikels im Internet auf ein Buch gestoßen, welches es, meines Wissens nach, nur noch antiquarisch gibt.

Der Titel des Buchs von Charles Wassermann: Insulin – Der Kampf um eine Entdeckung

Wir alle wissen, dass die Entdeckung des Insulins, seiner Wirkweise und der Therapie des bis dahin ohne adäquate Behandlung immer tödlich verlaufenden Diabetes mellitus Typ 1 den Herren F.G. Banting (Chirurg und Physiologe) und C.H. Best (Physiologe und Biochemiker) zu verdanken ist. Ohne sie und ihre Forschungsarbeit hätte der allererste Patient, Leonard Thompson, ein dreizehnjähriger Junge in besorgniserregendem Zustand, nicht überleben können.

Banting und Best sind ein großes Wagnis eingegangen, zweifellos. Dafür bin ich persönlich ihnen sehr dankbar.

Quelle: pixabay / privat

Der 100. Geburtstag

2021 wird der 100. Geburtstag der Entdeckung dieser Substanz gefeiert. Uns geht es heute dank vieler Hilfen und bester Versorgung gut. Trotzdem frage ich mich…ja, was eigentlich?

100 Jahre…und immer noch injizieren wir uns Insulin. Immer noch müssen wir von dem Moment des Weckerklingelns an abwägen, rechnen, schätzen, riskieren und oftmals auch im Trüben fischen. Immer noch schwebt das Damoklesschwert der Spätfolgen über uns. Mal ganz abgesehen von nervigen Hypoglykämien zu unpassenden Zeiten (wann passt eigentlich eine Unterzuckerung?), ewig vollgestopften Taschen und relativ geringer Spontanität.

Sicherlich jammere ich auf einem verdammt hohen Niveau, das ist mir schon beim Schreiben dieser Zeilen klar. Trotzdem kann ich mich noch gut an die Anfänge bzw. die Diagnosestellung meines Diabetes erinnern. Ich war damals acht und auf meine Frage, ob es irgendwann Heilung gibt, sagte mein Vater: „In 10–12 Jahren hat die Medizin was dagegen, ganz sicher.“ Logisch, ich habe ihm geglaubt. Waren für mich, mit meinen acht Jahren, zehn bis zwölf Jahre eine Ewigkeit.

Mittlerweile sind seit der Diagnose 40 Jahre vergangen und eigentlich hat sich in Richtung Heilung des Diabetes nichts getan. Die Möglichkeiten der Blutzucker-Überwachung sind einfacher geworden, es gibt Insuline in den verschiedensten Wirkspektren, Insulinpumpen und die Alternative des elektronischen Protokollierens mit anschließender Übermittlung an den Diabetologen. Das alles ist toll! Keine Frage.

Ich bin dankbar, in Anbetracht der langen Zeit mit meiner Diabetessau, (noch) keine Folgeschäden davongetragen zu haben und in einer Gegend dieser Erde zu leben, in der die Beschaffung des Insulins kein Thema ist.

Ich würde mich gerne von meinem Diabetes verabschieden. Klar. Irgendwie fehlt mir der Glaube an die Wissenschaft. Ich habe vielmehr den Eindruck (ich mag mich selbstverständlich irren), dass es vor dem Hintergrund der Lukrativität (gibt’s das Wort überhaupt?) gar nicht gewollt ist, etwas in Richtung Heilung zu ändern.

Quelle: pixabay / privat

Pharmakonzerne und das liebe Geld

Denken wir doch mal nach und ein bisschen weiter. Pharmakonzerne und Arzneimittelhersteller wollen und müssen Geld verdienen; das ist nachvollziehbar und gut so. Die Branche generiert Arbeitsplätze, sorgt dafür, dass viele Menschen in Lohn und Brot stehen, was wiederum zu neuem Konsum führt. Der Kreislauf ist allen bekannt.

Trotzdem habe ich oftmals den Eindruck, dass nicht genügend geforscht und investiert wird, weil man mit Insulin, Pumpen, Pens, Teststreifen und dem ganzen Kram, der noch zu einer Diabetestherapie gehört, mehr Kohle verdient als damit, diese Krankheit zu heilen. Das mag dem einen oder anderen ketzerisch vorkommen, aber ich kann mich dieses Gefühls nicht entledigen.

Oder, um kurz und bündig zu formulieren: Man schlachtet doch nicht die Kuh, die man melken will.

Der pharmazeutische Anschlussmarkt liegt ja dann auch sprichwörtlich um die Ecke. Spätfolgen des Diabetes in mannigfaltigen Spielarten und Ausprägungen bieten ebenfalls wieder Einnahmequellen. Hmmm…?!

Was ich mit diesem Beitrag bezwecken will? Keine Ahnung. Ich wollte es nur mal gesagt haben und loswerden. Danke fürs Lesen. Seht Ihr das ähnlich, oder bin ich nur ein Weichei und Jammerlappen?

In der Hoffnung, dass vielleicht in 5–10 Jahren was gegen das D-Monster gefunden wird, grüße ich Euch. Genießt den Sommer!

 


Lisa hat ebenfalls einen Beitrag zum Thema Entwicklung der Diabetestherapie veröffentlicht: Diabetes im Wandel der Zeit – eine Zeitreise von damals bis heute

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Folge-Erkrankungen des Diabetes: Das solltest Du wissen, um Komplikationen zu verhindern

Nieren, Herz und Augenlicht in Gefahr: Dauerhaft erhöhte Glukosespiegel oder starke Blutzucker-Schwankungen können auf lange Sicht das Risiko für Folge-Erkrankungen des Diabetes erhöhen. Warum das so ist und welche Diabetes-Komplikationen häufig auftreten, erfährst du in diesem Beitrag.
Diabetes-Folgeerkrankungen: Das solltest Du wissen

3 Minuten

JDRF: weltweite Förderung für die Forschung nach Heilung für Typ-1-Diabetes

Die Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF) ist die größte Wohltätigkeitsorganisation für Diabetes. Die Stiftung ist der weltweit führende gemeinnützige Geldgeber für die Typ-1-Diabetes-Forschung, die auf eine bessere Behandlung, Prävention und Heilung der Erkrankung abzielt.
JDRF: weltweite Förderung für die Forschung nach Heilung für Typ-1-Diabetes

3 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände