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Ist mein Hund ein Diabetikerwarnhund?
6 Minuten

Seit 15 Jahren stand auf sämtlichen Wunschzetteln ein Wunsch an allererster Stelle: Hund. Mein Hundewunsch ist älter als meine bestehende Diabetes-Erkrankung. Demnach war da nicht von Anfang an die Überlegung, beides evtl. einmal miteinander kombinieren zu können. Leider vergingen die Jahre nur so im Flug und die Möglichkeiten, sich einen Hund anzuschaffen und ihm auch gerecht werden zu können, schwanden.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Dem Hund kamen Uni, Ausbildung, viele verschiedene Umzüge, Wohnen in WGs sowie in Wohnungen mit verbotener Hundehaltung dazwischen. Ganz abgesehen von meinem super vollgepackten Leben und dem Arbeitsalltag. Bis zum Jahr 2019 und dem dazugehörigen Sommer. Es war nicht mein schönster Sommer. Gesundheitlich gab es ein paar blöde, miteinander verkettete Problemchen, die mich ziemlich aus der Bahn geworfen haben. Ein Umzug stand zugleich auch wieder an und an einen Hund war absolut nicht zu denken. Gefühlt hatte ich diesen Wunsch schon abgeschrieben.
Doch wie das Leben manchmal spielt, so merkt man in meist nicht allzu optimalen und rosigen Zeiten, dass man zukünftig evtl. mehr das machen sollte, was man eigentlich möchte. Beziehungsweise, dass man sich auch auch mal Wünsche erfüllen sollte und nicht nur davon träumen.
Eine Fellwurst mit Augen, namens Oskar!
Also suchte ich ein wenig hier und da. Telefonierte mit Hinz und Kunz, um schon bald einem frisch gebackenen Hunde-Eltern-Paar und dessen Besitzer einen Besuch abzustatten. So hielt ich am 28. August 2019 einen fünf Tage alten, kleinen, quietschenden, warmen Welpen in meinen Händen. Der mehr einer warmen Fellwurst mit Augen glich, als den Eindruck zu erwecken schien, eines Tages einmal zu einem stattlichen Hund heranzuwachsen.
Nein, um mich geschehen war es da tatsächlich nicht, dafür war das alles viel zu surreal. Aber ich entschied mich noch am selben Tag bzw. fragte bei dem Besitzer an, ob ich einem kleinen Rüden zukünftig ein Zuhause bieten dürfte. Denn schließlich entschied der Besitzer, wo die kleinen Fellwürste hin verteilt werden würden, da es keine geplante Zucht oder Ähnliches war. Ganz nach dem Motto „Gut, ich kaufe mir mal einen Hund“ führte ich ein nettes Gespräch mit dem Besitzer und bekam die Zusage für einen kleinen Racker.
Der Racker heißt Oskar. (Auch dieser Name stand natürlich schon immer und seit Beginn meines Wunsches fest! :-))
Warum ich mich für einen Jagdhund entschied
Oskar ist ein Jagdhund der Rasse Magyar Vizsla. Er wuchs mit seinen sechs Geschwistern und der Aufzucht beider Elterntiere bis zum dritten Monat auf, bevor er bei mir einzog. Vizslas sind dafür bekannt, eine sehr ausgeprägte Nase zu haben, typisch Jagdhund. Sie brauchen viel Auslauf, aber auch viel „Köpfchen-Training“, da ihnen sonst langweilig ist. Stupides Durch-den-Wald-Laufen wäre also nix für Frechdachs Oskar. Einmal ganz davon abgesehen, dass ich die Erscheinung dieser Rasse mit all ihren Eigenschaften sehr ansehnlich finde, war da immer auch ein Blick auf den Diabetes und eine potentielle „Zusammenarbeit“ beider Komponenten.
Ich hatte allerdings von Beginn an keine Ausbildung geplant. Viel eher wollte ich natürlich erst einmal abwarten, wie und ob er reagiert. Und ob ich das überhaupt merken würde, dass sich der Hund bei einer beginnenden Hyper- oder Hypoglykämie „anders“ verhalten würde.

Nun ja. Zu Oskar lässt sich sagen, er macht seit Tag eins seinem Namen alle Ehre. Er ist frech wie Oskar. Die ersten Wochen unseres Zusammenlebens ging es also nur darum zu überleben. Irgendwie einen Rhythmus zu finden und das Mobiliar vor dem Schlimmsten zu beschützen. Aber auch die Phase haben wir mittlerweile überlebt. (Gott sei Dank, nix da von wegen „tolle, kuschelige Welpenzeit“. Kuscheln mochte Oskar nämlich anfangs überhaupt nicht und hatte auch grundlegend nur Blödsinn im Kopf.)
Erkennt mein Hund steigende/ fallende Blutzuckerwerte?
Doch wie könnten sich denn nun Anzeichen abzeichnen, sollte der Hund in einer Art und Weise auf steigende oder fallende Blutzuckerwerte reagieren? Da gibt es tatsächlich viele Ansätze.
Zu allererst muss man beachten, dass ein Hund als Diabetikerwarnhund geboren werden muss und man ihn nicht zum Diabetikerwarnhund machen kann. Entweder er hat diese Gabe oder auch nicht.
Zusätzlich zu beachten ist, dass der Hund mit dieser Gabe kein!!! lebendes Blutzuckermessgerät ist, er zeigt keine „Hypo“ an, sondern reagiert letztlich nur dann, wenn Werte steigen/fallen. Ist euer Blutzucker also durchgehend stabil in einem niedrigen Bereich, dann zeigt der Hund nicht zwingend an, denn es verändert sich nichts an diesem Zustand. Fällt der Blutzucker allerdings weiter, ja, dann kann ein Diabeteswarnhund dies erkennen. Dasselbe natürlich auch mit der Stagnation bei einem hohen Blutzucker und demnach ansteigenden Werten.

Bei Oskars Eltern bin ich mir relativ sicher, dass sie meine Blutzuckerwerte wahrnehmen konnten. Sprich, den fallenden Blutzuckerwert, welcher sich bei Besuchen, vor lauter Aufregung, meist von alleine in die Tiefe stürzte. Oskars Vater war da etwas gröber beschaffen und hat mich ganz elegant mit der Schnauze angerempelt. Wohingegen seine Mutter so aufdringlich wurde, dass sie sich konsequent auf mich drauf setzen wollte und keinen Zentimeter mehr von ihrer Position gewichen ist. So lange, bis mein Blutzucker dann wieder stieg und in einem Bereich weitestgehend stagnierte.
Wie habe ich „meinen“ Hund ausgewählt?
Oskar, auch gerne Oskarlicious genannt (da er seit Welpen-Tagen schon immer unheimlich gerne frisst) hat sich an dem Tag der Wahl einfach auf meinen Schoß gesetzt und ist eingeschlafen. Meine Blutzuckerwerte waren da auf dem absteigenden Ast, weil ich natürlich vollkommen verzückt war von diesen vielen kleinen, tapsigen Wesen. Er kam, saß und schlief und das, obwohl (hört, hört) gerade die Milchbar eröffnet worden war und auch eine Portion festeres Futter für die Welpen bereitstand. Oskar entschied sich also gegen sein größtes Hobby und eher für ’nen Schläfchen auf meinem Schoß. Wohingegen seine Geschwister fleißig das Buffet plünderten.

Stand heute (Januar 2020, Oskar ist fast 5 Monate alt) bin ich mir ebenfalls sicher, dass er etwas bemerkt. Ganz zuordnen kann er es allerdings noch nicht und mit gezieltem Training haben wir auch noch nicht begonnen. Oskar muss nämlich (wie sagt man so schön) erst einmal und auch heute noch „auf sein Leben klarkommen“. Er könnte ja etwas verpassen, wenn er auch nur zwei Sekunden tagsüber schläft oder einmal 1,5 Minuten an einem Platz verweilt. Ja, Oskars Schwäche ist und wird wohl noch eine Weile seine Impulskontrolle sein. Doch sobald er das erst einmal raus hat, gehe ich das Thema „Blutzuckerwerte anzeigen“ konkreter an.
Bei steigenden Werten ist er momentan sehr kuschelig, kommt auch nachts an und möchte dann einfach sehr nah bei mir sein. Nichtsdestotrotz bekommt er dabei aber kein Auge zu, bevor die Werte wieder in einem Bereich stagnieren. Bei fallenden Werten geht die Tendenz Richtung Aggression und Gejammer. Sprich, er fängt an zu beißen, dreht am Rad, bellt und jault. Wenn ich dann den Raum verlasse, jault er mir hinterher, als würde ich vermutlich gleich tot umfallen (Das macht er bei stagnierenden Werten absolut gar nicht. Ihn stört es nicht, ob ich Türen schließe oder verschwinde.). Er sucht auch meine Nähe, fängt aber wie gesagt an zu beißen bzw. zu schnappen. Nicht böswillig à la „Ich beiße dir jetzt die Hand ab“, sondern eher ein Aufmerksammachen.

Wie geht es weiter mit Oskar und mir?
Ob Oskar jetzt ein Diabetikerwarnhund ist? Ich weiß es nicht, dafür ist er aber auch einfach noch zu klein. Derzeit sehe ich Potential, das kann sich natürlich auch noch „verwachsen“, schließlich passiert da ja die kommenden Monate noch einiges.
Für alle, die jetzt grundlegend auch mit dem Gedanken spielen, sich einen Hund anzuschaffen, der möglicherweise in diese Richtung „Diabetikerwarnhund“ ausgebildet werden kann, dem kann ich sagen – informiert euch vorher. Ich habe mich bewusst für einen Jagdhund entschieden. Ich wollte diese ausgeprägte Nase und den Spürsinn, muss jetzt aber auch mit dem Jagdtrieb und der entsprechenden Auslastung für Oskar klarkommen.
Und nochmals: Ein Hund kann auf noch so vielen Listen als „geeignete Rasse“ stehen, wenn er die Gabe nicht hat, hat er sie nicht. Dennoch liebt er euch über alles und ich hoffe, ihr ihn ebenfalls im mindestens selben Maße. Denn bitte immer bedenken: Für den Hund seid ihr sein komplettes Leben. Auch Tierheim-Hunde und Mischlingshunde können selbstverständlich diese Gabe haben. Diesbezüglich einfach gut im Tierheim informieren lassen, Hunde ausführen und vor allen Dingen eins: sich Zeit lassen mit dieser Entscheidung. Und wenn es 15 Jahre dauert, aber so lohnt es sich am Ende allemal, denn Vorbereitung ist alles.

Ich bin gespannt darauf, von euren Erfahrungen zu lesen. Hat denn jemand von euch einen ausgebildeten Diabetikerwarnhund zuhause? Oder einfach einen vierbeinigen Freund, der ebenfalls „anzeigt“, sollten eure Werte fallen oder steigen? Lasst es die Community und mich gerne wissen, indem ihr hier unter diesem Beitrag einen Kommentar schreibt. 🙂
Lucas alte Hündin ist in die Rolle des Diabeteswarnhundes hineingewachsen: Meine Zuckerschnüfflerin
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Tagen, 17 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 5 Tagen, 11 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 3 Tagen, 11 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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