5 Minuten
Ein grauer Morgen. Raus aus dem warmen Bett, der Blick aus dem Fenster verheißt Feuchtigkeit und Kälte. Der Lichtblick, sich täglich wiederholend: sich ausbreitender Duft nach Einschalten der Kaffeemaschine. Das Grau wird etwas bunter. Und das Leben gesünder.
Nachdem sie schon viele verschiedene einzelne Schmerzmittel (vor allem Ibuprofen) versucht hatte, hatte ihr Hausarzt schließlich zu einer Kombination von Aspirin, Paracetamol und Koffein geraten – zum ersten Mal nach langer Zeit konnte Martha trotz ihrer Migräneattacken wieder arbeiten, ohne einen ganzen Tag auszufallen. Sie hatte auch auf Anraten des Hausarztes einen Versuch gestartet, bei beginnenden Beschwerden Kaffee (koffeinhaltig) zu trinken. Das Ausmaß der Beschwerden konnte sie tatsächlich reduzieren – die Anfälle verloren ihren Schrecken.
Kaffee ist heute der am zweitmeisten gehandelte Rohstoff der Welt. 91 Prozent des täglichen Kaffeekonsums erfolgen zum Frühstück. Aktuelle Zahlen ergeben, dass Kaffee zu den drei am häufigsten konsumierten Getränken gehört – mit über 150 Litern pro Bundesbürger pro Jahr. In Zeiten von Corona mit viel Heimarbeit liegt der Anteil sicher noch höher – eine Tasse Kaffee sorgt für Abwechslung und Wohlgeruch! Vor der nächsten Online-Sitzung noch schnell eine Tasse gebrüht, einfach herrlich …
Kaffee enthält mehr als 800 Aromastoffe, aber nur etwa 2 kcal/100 ml – seine Qualitäten als „Wachmacher“ werden von vielen Menschen geschätzt. Die Anzahl der verschiedenen Inhaltsstoffe ist abhängig von den Wachstumsbedingungen der Kaffeepflanze, dem Röstverfahren und besonders der Sorte. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind: Wasser, Fett, Eiweiß, Säuren, Mineralstoffe, Aromastoffe und, besonders wichtig, Alkaloide wie Koffein!
Kohlenhydrate sind etwa zu 30 Prozent in der Kaffeebohne enthalten – vor allem Mehrfachzucker: Diese werden beim Rösten größtenteils in andere Verbindungen umgewandelt. Der Kaffeesatz besteht aus den nach der Röstung noch vorhandenen Kohlenhydraten. Etwa 20 Prozent des Rohstoffs besteht aus Fett – da dieses nicht wasserlöslich ist, kommt es im trinkfertigen Kaffee später kaum vor, ebenso wie Eiweiß, da es beim Rösten zerstört wird.
An Vitaminen zu nennen sind vor allem die B-Vitamine: Vitamin B2 (Riboflavin), Niacin und Vitamin B6 (Pyridoxin). Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphor machen zwar nur etwa 3 bis 5 Prozent aus, sie sind aber zu fast 90 Prozent später im Getränk enthalten. Nahezu alle Aromastoffe des Kaffees entstehen erst beim Rösten durch eine besondere chemische Reaktion (Maillard-Reaktion) – roher Kaffee riecht fast nach nichts.
Manche Menschen haben Angst vor Krebs, wenn sie zu viel Kaffee trinken, andere denken, ihr Blutdruck lasse keinen Kaffee zu. Es gibt aber auch Hinweise dafür, dass Kaffee vor Krebs, Demenz und sogar Diabetes schützt. Stimmt dies?
Früher galt Kaffee oft als ungesund – viele berichten darüber, dass sie nervös werden, ihr Herz schneller pocht oder, dass sie nicht einschlafen können. Dass Kaffeetrinker früher sterben, gilt heutzutage als längst überholt.
Wie die Ernährungswissenschaft berichtet, wurde früher in Studien oft nicht auf den Lebensstil geachtet: gesunder Lebensstil oder eher ungesunder? So wurden in vielen früheren Studien Kaffeetrinker untersucht, aber es wurde außer Acht gelassen, dass viele davon auch Raucher waren – deshalb oft auch die vermeintlich negativen Effekte des Kaffees.
Der wohl wichtigste Inhaltsstoff des Kaffees ist das Alkaloid Koffein: Es kommt natürlicherweise in der Kaffeebohne vor und entsteht bei der Energiegewinnung der Kaffeepflanze (Photosynthese). Koffein ist Inhaltsstoff vieler Pflanzen – und in hohen Dosen giftig oder tödlich!
So kommt Koffein auch vor in der Teepflanze und in der Kolanuss sowie auch im Samen der Kakaopflanze. Koffein ist wegen seiner verschiedenen positiven Wirkungen heute auch in bestimmten Medikamenten enthalten, z. B. in Tabletten gegen Kopfschmerzen oder Migräne.
Im Gegensatz zum Koffein aus schwarzem Tee (an Gerbsäure gebundenes Koffein) wird das Koffein im Kaffee schon innerhalb von 30 Minuten über Magen und Dünndarm resorbiert und im Körper verteilt. Die anregende Wirkung setzt dann ein und ist nach etwa 1½ Stunden wieder weg.
Kaffee scheint laut Experten nach großen Beobachtungsstudien das Risiko für Typ-2-Diabetes zu senken. Dabei scheint nicht das Koffein entscheidend, denn der positive Effekt tritt auch bei entkoffeiniertem Kaffee auf. So kamen mehrere Studien in Europa, den USA und Japan zu dem Schluss, dass Menschen, die regelmäßig Kaffee trinken, ein um 5 bis 10 Prozent geringeres Risiko für einen Typ-2-Diabetes hatten – sogar bei entkoffeiniertem Kaffee.
Die positiven Effekte scheinen vor allem an den Antioxidanzien im Kaffee zu liegen. Diese scheinen auch dafür verantwortlich zu sein, dass Entzündungen reduziert werden, die Konzentration des Hormons Adiponektin angehoben wird (die bei Übergewicht reduziert ist) und so wohl auch die Insulinempfindlichkeit, die gerade bei Übergewicht/Metabolischem Syndrom reduziert ist, verbessert wird.
➊ | Espresso | 130 mg |
➋ | Bitterschokolade | 90 mg |
➌ | Kaffee | 50 mg |
➍ | Red Bull | 32 mg |
➎ | schwarzer und grüner Tee, Club-Mate | 20 mg |
➏ | Vollmilchschokolade | 15 mg |
➐ | Coca-Cola | 10 mg |
Bildquellen: © AdobeStock – DenisMArt | Tetiana | Pineapple studio | angelus_liam | devulderj | photocrew | stockphoto-graf | haveseen
Wenn Kaffee in üblichen Mengen getrunken wird, entzieht dies dem Körper auch kein Wasser (obwohl Koffein leicht entwässernd wirkt). Und frisch zubereitet und getrunken macht er meist auch keine Magenbeschwerden (diese treten oft erst nach etwa 30 Minuten Wartezeit durch die Röststoffe auf). Koffein erhöht die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit, verbessert das Kurzzeitgedächtnis, wirkt aufmunternd und steigert die physische Leistungsfähigkeit.
Parkinson- und Alzheimer-Erkrankungen scheinen durch regelmäßigen Kaffeekonsum reduziert zu sein – ebenso bestimmte Krebserkrankungen wie Leber- und Gebärmutterkrebs. Auch schwere Lebererkrankungen (z. B. Leberzirrhose) werden positiv beeinflusst.
Koffein hilft bei leichten Kopfschmerzen, denn Koffein hat einen schmerzlindernden Effekt, und auch manchmal bei Migräne – manchen hilft der Kaffee auch beim Einschlafen. Ob es ein Espresso oder ein Kaffee ist, muss man ausprobieren).
Regelmäßiger Kaffeegenuss ist in den meisten Fällen gerade nach aktuelleren Studien eher positiv für unsere Gesundheit. Je nach Zubereitung kann er anregend, aber auch beruhigend wirken. Zunehmende Erkrankungen des Alters wie Morbus Parkinson und Demenz scheinen positiv beeinflusst zu werden, und die Erkrankungshäufigkeit von Typ-2-Diabetes wird eher reduziert.
Auch entkoffeinierter Kaffee hat viele positive Wirkungen – es sind wohl die vielen zusätzlichen Inhaltsstoffe des Kaffees, die langwirkende positive Effekte entfalten. Viel Genuss dabei!
Autor:
|
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (3) Seite 36-38
5 Minuten
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Beliebte Themen
Ernährung
Aus der Community
Push-Benachrichtigungen