- Behandlung
Kann sich Prävention rechnen?
3 Minuten
Der Chef einer Klinikkette will wagen, was noch keinem geglückt ist: Mit Prävention Geld verdienen. Interessante Gedanken, die erstaunliche Parallelen zu Aussagen in meinem Buch „Zucker zähmen“ haben
Zu den wichtigsten Playern im Gesundheitsgeschäft gehört Bernard große Broermann. Der Milliardär ist Herr des zweitgrößten privaten Klinikbetreibers Asklepios, und er beteiligt sich derzeit verstärkt an medizinischen Versorgungszentren sowie Arztpraxen. Kritiker werfen dem bald Mitte 70-jährigen ausbeuterische Methoden vor. Das kann ich nicht einschätzen. Aber ich finde bemerkenswert, was er kürzlich in einem großen Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS)“ zur Prävention sagte.
Originalton Broermann in der FAS: „Wir setzen darauf, unseren Patienten zukünftig einen Mehrwert zu bieten durch Angebote zur Prävention, also zur Gesunderhaltung. Jede vermiedene Krankheit ist tausendmal besser als eine Krankheit, die sie behandeln müssen. Damit hat zwar in Deutschland noch niemand Geld verdient, aber ich glaube trotzdem daran“.
Ein guter Satz, allein mir fehlt der Glaube, dass es funktioniert, weil ich in meinen 15 Umgang mit unseren medizinischen Strukturen gemerkt habe, dass die Prävention nicht wirklich gewollt ist. Warum das so ist, auch darauf kommt Broermann in dem Interview zu sprechen:
„Mit unserem Vergütungssystem für die Krankenhäuser sind die Probleme nicht lösbar. Es fokussiert auf Krankheit, nicht auf Gesundheit. Es basiert auf der Abrechnung von Einzelfällen, das macht die Bürokratie in den Kliniken unerträglich. Kurzum das System ist falsch. Wir sollten es umstellen. Besser wäre eine Monatspauschale je Patient. Der Klinikbetreiber bekommt diese Pauschale unabhängig, wie viel er am Patienten leistet. Hauptsache die Leute werden gut versorgt. Da gibt es keinen Anreiz für unnötige Mehrleistungen, weil das Geld kostet. Auch der Aufwand für die Abrechnungen fällt weg. Der dritte Vorteil: Das Modell gibt jedem den Anreiz, die Menschen gesund zu erhalten“.
Das klingt natürlich zu schön, um wahr zu sein, und es ist in der Praxis sicher nicht so leicht umzusetzen. Aber mir gefallen die beiden Grundansätze: Wir brauchen ein Gesundheits- statt einem Krankheitssystem und bezahlt wird im wesentlichen nur, wenn die Menschen gesund gemacht werden.
Ein sehr interessanter Ansatz, den vor einigen Jahren schon einmal der Münchner Diabetologe Prof. Rüdiger Landgraf für mein Buch „Zucker zähmen“ skizzierte: „Wir brauchen einen grundsätzlichen Systemwechsel. Die Ärzte müssten vor allem dafür bezahlt werden, die Menschen gesund zu erhalten. Heute ´lohnt` es sich trauriger weise eher, die Patienten als ´Kranke` zu behandeln. Wir haben eben prinzipiell ein Krankheits- und kein Gesundheitssystem“. Und weiter sagt Prof. Landgraf:
„Prävention hat keine Lobby, weil sie nur langfristig wirkt. Politik und Krankenkassen denken aber kurzfristig, schieben die soziale Verantwortung dem Einzelnen zu. Die Kassen geben lediglich eine verschwindend kleine Summe für Prävention aus. Sie beschränken sich darauf, aus dem vorhandenen Topf möglichst viel für reparative Medizin und Kunden-Marketing herauszuholen“.
Wie das „Herausholen“ in der Praxis funktioniert, erläutert ebenfalls in „Zucker zähmen“ der Münchner Ernährungsmediziner Prof. Hans Hauner, der meine Frage, warum Ärzte so schnell zum Rezeptblock greifen, so beantwortete: „Das liegt an unseren Vergütungsstrukturen. Für die Einleitung einer Insulintherapie wird der Arzt vergütet. Für die Erziehung zur Änderung des Lebensstils erhält er kein Honorar“.
Wenn ich die Aussagen von Broermann, Hauner und Landgraf zusammen fasse, kommt heraus: Prävention wird erst funktionieren, wenn sie genau so gut bezahlt wird, wie das Schreiben von Rezepten.
Wobei dieses falsche System eine lange Tradition hat. Denn schon vor 100 Jahren schrieb in seiner Meisternovelle „Ein Landarzt“ Franz Kafka: „Rezepte schreiben ist leicht, aber im übrigen sich mit den Leuten verständigen, ist schwer“.
So wie es aussieht, wird der Satz auch in 100 Jahren noch gültig sein.
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Website: www.lauber-methode.de
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig