Lebenserwartung bei Typ-1-Diabetes: Daten die Mut machen

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Lebenserwartung bei Typ-1-Diabetes: Daten die Mut machen

Nach wie vor ist ein Typ-1-Diabetes statistisch gesehen mit einer kürzeren Lebenserwartung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung verbunden. Doch dank moderner Therapieoptionen ändern sich die Voraussetzungen Jahr um Jahr zum Positiven.

Sie, liebe Diabetes-Journal-Leser, kennen unsere kleine Schwester noch nicht: das Diabetes-Eltern-Journal? Nun, in wirklich jeder Ausgabe des Journals gibt es Hochinteressantes zu lesen. Einmal ging es um die Lebenserwartung: Wie sich jeder denken kann, fragen sich vor allem Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes, was aus ihrem Kind wohl werden wird? Was “die ferne Zukunft mit Diabetes” bringt?

Aktuelle Studiendaten machen Mut!

Prof. Karin Lange aus Hannover machte auf ihre unnachahmliche Art den Eltern Mut, indem sie aktuelle Studiendaten zusammenfasste (1/2016) aus Dänemark, Schweden, Schottland; in den Ländern gibt es Diabetesregister, anders als in Deutschland – die Schätzungen über die Lebenserwartung von Typ-1-Diabetikern erlauben.

Die dänische Studie zeigte, dass sich von 2002 bis 2011 die Lebenserwartung der Menschen mit Typ-1-Diabetes verlängerte: Wer als Diabetiker keine diabetische Nierenerkrankung entwickelte, hatte eine Lebenserwartung wie die Allgemeinbevölkerung; eine Nephropathie hingegen verkürzte das Leben.

Die schwedische Langzeitstudie konnte zeigen, dass das Erbgut und der HbA1c-Wert das Auftreten einer Nephropathie beeinflussen: Wer meist ein HbA1c unter 7,5 Prozent hatte, entwickelte auch nach 30 Jahren Diabetes keine Nephropathie.

Insulinpumpenträger leben länger

Die Studie zeigte aber auch, dass Diabetiker in allen Altersgruppen früher verstarben als Nichtdiabetiker – meist an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wichtig: Für Insulinpumpenträger sank dieses Risiko. Bei den unter 30-Jährigen waren diabetische Ketoazidosen (Übersäuerung des Blutes infolge Stoffwechselentgleisung) die häufigste Todesursache.

Die schottische Studie kam zu dem unschönen Schluss: “Gegenüber Menschen ohne Typ-1-Diabetes (über 20 Jahre) verkürzt sich die Lebenserwartung bei Frauen mit Typ-1-Diabetes um etwa 13 Jahre und bei Männern um etwa 11 Jahre.”

Achtung hier: Die Stoffwechseleinstellung in Schottland liegt laut Vergleichsstudien im Mittel bei einem HbA1c von 9 Prozent! In Deutschland sind Schulung, Versorgung mit Insulinpumpen etc. deutlich besser: So verwendeten bei uns 91 Prozent aller Kinder, die im Jahr 2015 jünger als 5 Jahre waren, eine Insulinpumpe (Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2017).

Voraussetzungen ändern sich zum Positiven

Nun, die wichtige Botschaft lautet aus meinem Blickwinkel: Wer Typ-1-Diabetes hat, hat nicht automatisch eine Einbuße an Lebensjahren; im Gegenteil ändern sich die Voraussetzungen Jahr um Jahr zum Positiven. Es gibt Dinge, die man selbst ändern, erreichen kann in seinem langen Leben mit Diabetes – auch und gerade in Deutschland.

Und wer noch einen Mutmacher benötigt: In unserem Land gibt es mittlerweile ca. 180.000 ältere Menschen mit Typ-1-Diabetes, sprich über 70-Jährige. Das sind doch Aussichten.


von Günter Nuber

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (3) Seite 47

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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