Mit Diabetes im Schichtdienst

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Mit Diabetes im Schichtdienst

Wer kennt das nicht: Manchmal macht der Diabetes unerklärlicherweise einfach, was er will. Zu Hause auf der Couch mag man das vielleicht noch eher in den Griff bekommen – doch wie sieht es aus, wenn man mit viel Verantwortung in der Krankenpflege arbeitet und der Schichtdienst alles noch einmal ordentlich durcheinanderbringt?

Stress, Hektik und Adrenalin sind Alltag in der Krankenpflege

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Vor allem zu Beginn der Schichtarbeit ist es eine riesige Umstellung in Sachen Diabetes. Plötzlich rennt man sich nachmittags die Hacken ab, anstatt vormittags durch die Krankenhausflure zu hetzen. Und plötzlich stimmt natürlich auch die Basalrate hinten und vorne nicht. Stress, Hektik, Adrenalin, körperlich und seelisch anstrengende Arbeitstage sind Alltag in der Krankenpflege – der Diabetes muss da dann oft hintanstehen.
Das habe ich in den ersten Einsätzen deutlich zu spüren bekommen: Ständig war ich viel zu oft und viel zu lange unterzuckert, spürte die Hypoglykämien deutlich weniger und später und war irgendwie frustriert. Hypos zehren schließlich jedes Mal an den Nerven und der Kraft. Die Kollegen zeigten zwar jeden Tag vollstes Verständnis – trotzdem ist es natürlich sowohl für mich als auch für die Patienten eine brenzlige Situation.

Was also tun?

Glücklicherweise hatte ich die Möglichkeit, ab und an ein CGM-System zu tragen und damit wenigstens frühzeitig vor Hypos gewarnt zu werden. Diese Warnfunktion ist wirklich Gold wert. Ich bekam langsam wieder ein Gefühl für meinen Körper, konnte mich trotz der einfordernden Arbeit wieder verstärkt auf den Diabetes fokussieren und mich gleichzeitig sicherer fühlen.
Nach Auswertung der Kurven beschloss ich, die Basalrate anzupassen. Insgesamt schraubte ich sie merklich nach unten und versuchte so, kritische Zeiten sicherer zu machen. Da es im Dienst schlichtweg nicht möglich ist, Basalratentests zu machen, versuchte ich, ein Muster zu erkennen und die Zeiten, in denen die meisten Hypos auftraten, einzugrenzen.
Damit legte ich dann Schritt für Schritt neue Basalraten an. Eine für den Spätdienst, eine weitere für den Nachtdienst. Denn wann immer mein Körper aus seinem gewohnten Trott gerissen wurde, begann die Einstellung gefühlt wieder von vorn. Wieder rutschte ich während der ersten Tage im Spätdienst in Hypos, feilte an den Insulindosen und landete in zu hohen Blutzuckerbereichen.

Es war zum Verrücktwerden

Eine neue Strategie musste her. Meine Diabetologin gab mir den Tipp, alle vier Stunden 5 BEs zu essen. Ich packte mir also meine Tasche voll mit Kohlenhydraten und probierte es in den nächsten Einsätzen aus. Morgens frühstückte ich gut, verschob meine Pause ein wenig nach hinten und versuchte, die verlockenden Pausenraumsnacks geflissentlich zu ignorieren. Und es wirkte. Nach einigen Tagen stellte mein Körper sich auf seine Mahlzeiten ein und die Werte beruhigten sich. Ich schraubte weniger vorschnell an den Basalraten und versuchte generell, etwas entspannter an die Sache heranzugehen.
Und siehe da: Die Hypos reduzierten sich. Gleichzeitig konnte ich meinen Insulinbedarf insgesamt weiter senken – schließlich fielen jetzt auch viele Fressattacken und die damit verbundenen Anstiege endlich weg.

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Hin und wieder „gönne“ ich mir für diese kleinen und größeren Erfolgserlebnisse eine Auszeit – Zeit und Dinge für mich, die mir gut tun und einen Ausgleich zum stressigen Krankenhausalltag bilden.

Ein Patentrezept gibt es wohl nicht

Ein Patentrezept für die Arbeit im Schichtdienst mit Diabetes kann wohl niemand geben. Ich denke, es ist eine Sache des vorsichtigen Ausprobierens, Herantastens und Erkenntnisgewinnens. Dazu gehört eine ordentliche Portion Geduld. Man sollte nicht jeden Tag versuchen, das Optimum herauszuholen und jeden Tag an den Insulindosen etwas zu verändern – das führt meistens zu mehr Chaos als davor.
Allgemein denke ich persönlich, dass eine Insulinpumpe für die Arbeit im Schichtdienst enorme Vorteile bringt, ebenso wie ein CGM-System oder der FreeStyle-Libre-Sensor. Man ist flexibler und sensibler in seiner Insulinanpassung und kann sich besser vor Hypos schützen.

Was habt ihr für Strategien entwickelt, um die Schichtarbeit gut zu meistern?

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  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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