- Behandlung
Regionale Unterschiede in der Behandlung junger Patienten
3 Minuten
Wie Typ-1-Diabetes versorgt wird, hängt auch davon ab, wo die Patienten in Deutschland wohnen. In sozioökonomisch schwächeren Regionen werden seltener Insulinpumpen und lang wirkende Insulinanaloga eingesetzt. Hier haben Patienten ein höheres HbA1c und häufiger Übergewicht. Allerdings treten auch weniger gefährliche Unterzuckerungen auf.
Trotz erheblicher Fortschritte beim Management von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen zwei Jahrzehnten gibt es regionale Unterschiede bei der Behandlung. Je nach Bundesland unterscheiden sich der Einsatz von Insulinpumpen und schnell oder lang wirkenden Insulin-Analoga sowie die Blutzuckerwerte (HbA1c), die Häufigkeit von Übergewicht und die Rate von schweren Unterzuckerungen (Hypoglykämie).
Datenanalyse von rund 30.000 Patientenden unter 20 Jahren
Doch woran liegen diese Unterschiede? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den sozioökonomischen Bedingungen einer Region und der Art der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes? Und lassen sich daraus Unterschiede bei den Therapieergebnissen ableiten? Diese Fragen haben Forscherinnen und Forscher des DZD in einer aktuellen Studie untersucht.
Dafür haben sie die Daten der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) von 29.284 Patienten unter 20 Jahre ausgewertet. Sie untersuchten u.a. wie häufig die Pumpentherapie und schnell oder lang wirkenden Insulin-Analoga eingesetzt werden, und ob die kontinuierlichen Gewebsglukosemessung (CGMS) genutzt wird. Neben der Art der Therapie wurden auch Therapieergebnisse untersucht. Hierbei wurden unter anderem die Güte der Stoffwechseleinstellung (beurteilt anhand des HbA1c-Wertes) und die Prävalenz von Übergewicht bei jungen Typ-1-Diabetes-Patienten analysiert.
„Die Studie zeigt, dass die regionalen Unterschiede in Therapie und Therapieergebnissen bei jungen Typ-1-Diabetes-Patienten sogar auf Kreisebene existieren und dass diese geographischen Unterschiede zum Teil durch regionale Deprivation, das heißt, durch einen regionalen Mangel an materiellen und sozialen Ressourcen, gemessen anhand aggregierter sozioökonomischer Indikatoren, erklärbar sind“, erläutert die Erstautorin und DZD-Wissenschaftlerin Marie Auzanneau vom Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, ZIBMT, an der Universität Ulm.
Moderne Therapieoptionen: Wohnort kann entscheidend sein
Für die Studie, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift “Diabetes Care” veröffentlicht wurden, hat das Forscherteam den “German of Index Multiple Deprivation 2010” (GIMD 2010) und dessen Unterteilung in Quintile (Fünftel) genutzt. Dieser Deprivationsindex wurde vom Letztautor und DZD-Wissenschaftler Werner Maier vom Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg, konzipiert. Die Ergebnisse zeigten, dass die Patienten in den sozioökonomisch am stärksten benachteiligten Regionen weniger häufig lang wirksame Insulinanaloga erhalten (64,3 Prozent) als Patienten in den sozioökonomisch stärksten Regionen (80,8 Prozent).
Auch kontinuierliche Glukoseüberwachungssysteme (CGMS) werden in den sozioökonomisch schwächsten Regionen seltener eingesetzt (bei 3,4 Prozent der Patienten) als in den sozioökonomisch stärksten Regionen (bei 6,3 Prozent der Patienten). Unterschiede zeigen sich ebenso bei den Therapieergebnissen. Der durchschnittliche HbA1c-Wert liegt in den sozioökonomisch schwächsten Regionen bei 8,07 Prozent (65 mmol/mol) und in den sozioökonomisch stärksten Regionen bei 7,84 Prozent (62 mmol/mol).
Zudem leiden die Patienten in den am stärksten benachteiligten Regionen häufiger an Übergewicht. Die Prävalenz liegt hier bei 15,5 Prozent, in den sozioökonomisch privilegierten Regionen bei 11,8 Prozent. Allerdings sind die Patienten in den sozioökonomisch schwächsten Gebieten seltener von schweren Unterzuckerungen betroffen. Die Rate der schweren Hypoglykämien beträgt hier nur 6,9 Ereignisse pro 100 Patientenjahre verglichen mit 12,1 Ereignissen in den sozioökonomisch stärksten Gebieten.
Sozioökonomisch benachteiligte Regionen: mehr Pumpen und CGM-Systeme?
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Therapieergebnisse von Patienten in sozioökonomisch benachteiligten Regionen durch einen häufigeren Einsatz von Pumpentherapie und der kontinuierlichen Gewebsglukosemessung verbessern könnten“, sagt DZD-Wissenschaftlerin Stefanie Lanzinger vom ZIBMT. „Um zu verstehen, wie die einzelnen Dimensionen der regionalen Deprivation mit der Therapie und den Therapieergebnissen in der Diabetesversorgung assoziiert sind, werden noch weitere Untersuchungen folgen“, führt Joachim Rosenbauer vom Deutschen Diabetes Zentrum in Düsseldorf weiter aus.
An der Studie haben das DZD, das Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, ZIBMT der Universität Ulm, das Institut für Biometrie und Epidemiologie des Deutschen-Diabetes-Zentrums und das Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen des Helmholtz Zentrum München mitgearbeitet.
Quelle: Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD)
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig