Retinopathie-Forschung auf dem Chip

2 Minuten

© Universitat Autònoma de Barcelona
Retinopathie-Forschung auf dem Chip

Spanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben einen Chip entwickelt, mit dem sie die Grenze zwischen Blutgefäßen und Netzhaut im Auge nachahmen können. Die Entdeckung soll die Forschung zu Retinopathien beschleunigen und nebenbei Tierversuche reduzieren.

Schäden der Netzhaut gehören zu den häufigsten Folgeerkrankungen bei Diabetes. Konkret geht es dabei vor allem um die Makulopathie und die Retinopathie. Bei letzterer können diabetesbedingt die Netzhaut (Retina) und die kleinsten Arterien in den Augen Schaden nehmen. Die Veränderungen werden anfänglich nicht bemerkt, können im Verlauf jedoch zu leichten Sehbeschwerden bis hin zur Erblindung führen.

Die diabetische Retinopathie ist in Deutschland und den Industrieländern die Hauptursache für Erblindungen im mittleren Lebensalter. Die molekularen Abläufe sind aber nach wie vor wenig verstanden.

Grenzfläche zwischen Blutgefäßen und Retina auf einem Chip nachgebaut

Um die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben, haben Forscher der Universität Barcelona nun die Grenzfläche zwischen Blutgefäßen und Retina für das Labor nachgebaut – auf einem Chip, wie auch die obige Abbildung zeigt.

Darin befinden sich, den Autoren zufolge, parallele Schichten, in denen die relevanten Zelltypen wachsen. Das sind im Einzelnen:

  • Endothelzellen, die die Blutgefäßwand bilden
  • Nervenzellen, die in der Retina vorkommen
  • Pigmentzellen, die die Außenschicht bilden

Dieser lagenweise Aufbau simuliert die Blut-Retina-Grenze, muss allerdings noch ergänzt werden: Damit die Zellen wie im Körper miteinander interagieren können, sind die einzelnen Zellgruppen durch ein Netz winziger Rillen miteinander verbunden. Diese sind mit Flüssigkeit gefüllt und erlauben den Austausch von Botenstoffen unter den Zellen, aber auch das Einbringen möglicher Therapeutika oder Schadstoffe von außen. Auch mechanische Faktoren, wie vorbei strömendes Blut, können so simuliert werden.

Zukünftig weniger Tierversuche durch diesen neuen Ansatz?

Als Nachweis für die Tauglichkeit des neuen Modells erhoben die Autoren verschiedene Werte und verglichen sie mit jenen aus dem lebenden Organ. Darunter war etwa die Durchlässigkeit für Sauerstoff und Nährstoffe, daher oft auch der Begriff Blut-Retina-Schranke angelehnt an die Blut-Hirn-Schranke. Zudem ermittelten die Forscher den elektrischen Widerstand durch eingebaute Elektroden (wichtig für die Nervenfunktion) und die Produktion bestimmter Proteine, die die Zellen eng miteinander verbinden und so die Schrankenfunktion ermöglichen.

Die Studie stellten die Wissenschaftler im Journal Lab on a Chip vor. Künftig wollen sie herausfinden, wie die einzelnen Zelltypen beispielsweise auf Schädigung ihrer „Nachbarn“ oder auf Arzneistoffe reagieren. Darüber hinaus wollen sie mit diesem in vitro-Ansatz Tierversuche in Zukunft zumindest teilweise ersetzen.


Quelle: Diabetesinformationsdienst München

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Zwischen Stigma und fehlender Unterstützung: Typ-1-Diabetes – die „unsichtbare Last“

Typ-1-Diabetes ist nicht nur eine körperliche Erkrankung. Viele Menschen mit Diabetes kämpfen auch mit Stigmatisierung und Vorurteilen – und finden bisher kaum Unterstützung im medizinischen Alltag. Deshalb sind psychosoziale Angebote für Menschen mit Typ-1-Diabetes dringend notwendig.
Zwischen Stigma und fehlender Unterstützung: Typ-1-Diabetes – die „unsichtbare Last“ | Foto: privat

3 Minuten

Unterwäsche für Insulinpumpen: Über den eigenen Diabetes zur Unternehmerin – Katharina Gail führt „rubylimes“ weiter

Typ-1-Diabetes kann durchaus ein Hindernis darstellen – gerade im Berufsleben. Manchmal öffnet er aber auch neue Horizonte. So war es bei Katharina Gail und rubylimes, Anbieter spezieller Unterwäsche für Insulinpumpen-Trägerinnen und -Träger: Erst war sie begeisterte Kundin, dann wirkte sie beim Unternehmen mit und hat es mittlerweile von der Gründerin übernommen.
Unterwäsche für Insulinpumpen: Über den eigenen Diabetes zur Unternehmerin – Katharina Gail führt „rubylimes“ weiter | Foto: privat

7 Minuten

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Anzeige

Recor Medical

Das Verfahren der renalen Denervierung kann helfen, den Blutdruck effektiv zu senken.

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen