Schlechte Diabeteseinstellung – Risiko für Asthma und COPD

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Schlechte Diabeteseinstellung – Risiko für Asthma und COPD

Wer als Diabetiker einen HbA1c-Wert um 9 Prozent oder höher hat, hat ein höheres Risiko für Lungenleiden wie Asthma oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Was unterscheidet die Krankheitsbilder? Beim Hausarzt kann schon vieles abgeklärt werden.

Studien zeigen erhöhtes Risiko durch Diabetes

Eine große Studie aus den USA (Berkeley) zeigte: Vor allem Diabetiker mit einer schlechten Blutzuckereinstellung haben ein höheres Risiko, an Asthma, Lungenentzündungen, einer chronischen Raucherbronchitis oder an einer Lungenfibrose zu erkranken.

Inwieweit es eine eigene diabetische Pneumopathie (diabetische Lungenerkrankung) gibt, scheint unter Experten nicht geklärt; nach einer Studie bei Typ-2-Diabetikern (Freemantle Diabetes Study) hat deren Lungenfunktion innerhalb von 7 Jahren um durchschnittlich das Doppelte abgenommen im Vergleich zu Nichtdiabetikern!

Diagnose kann Hausarzt stellen

Ein wichtiges Maß für die eingeschränkte Lungenfunktion ist die 1-Sekunden-Kapazität (FEV1); die FEV1 ist das Volumen in der Lunge, das bei maximaler Einatmung anschließend in einer Sekunde wieder ausgeatmet werden kann. Dies ist auch beim Hausarzt relativ einfach zu überprüfen mit Hilfe eines Spirometers (fragen Sie danach).

Auch die maximale Atemstromstärke beim Ausatmen (Peak Expiratory Flow, PEF) nahm bei Diabetikern stufenweise ab. Bei einem Anstieg des HbA1c-Wertes um etwa 1 Prozent fiel bei den Patienten in einer weiteren Studie das maximale ausatembare Lungenvolumen (forcierte Vitalkapazität, FVC) um 4 Prozent ab.

Hohe BZ-Werte, verschlechterte Lungenfunktion

In einer weiteren Studie bei über 1.600 Nichtdiabetikern im Alter zwischen 40 und 60 Jahren fand sich eine verschlechterte Lungenfunktion – je höher der 2-Stunden-Blutzuckerwert nach einer Mahlzeit war, desto schlechter war sie, ebenso bei deutlich erhöhtem HbA1c-Wert und steigender Insulinresistenz. In Fachmagazinen wird diskutiert, ob die chronische Atemstörung in gewissem Maße den Diabetes sogar vorhersagt.

Der Sauerstoffaustausch zwischen den kleinsten Blutgefäßen und den Alveolen der Lunge scheint vor allem bei Diabetikern in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung eingeschränkt zu sein. Diese Mikrozirkulationsstörung lässt sich auf eine diabetische Mikroangiopathie der Lungengefäße zurückführen.

Unterschiedliche Lungenerkrankungen

Es gibt allgemeine Zeichen für Lungenerkrankungen sowie spezielle Symptome. Allgemeinsymptome sind:

  • Gewichtsverlust oft im Zusammenhang mit Appetitlosigkeit,
  • Fieber, erhöhte Temperatur,
  • Nachtschweiß.

Spezielle Zeichen sind:

  • Husten mit oder ohne Auswurf/Bluthusten,
  • Luftnot, Erstickungsgefühl,
  • Brustschmerz besonders beim Husten/Enge in der Brust.

Von chronischem Husten spricht man erst, wenn die Beschwerden 3 bis 8 Wochen anhalten. Da chronischer Husten nicht immer einer (ernsten) Erkrankung der Lunge zugeordnet werden kann, muss nach einigen Wochen unklarer Beschwerden immer auch eine andere Ursache ausgeschlossen werden – Ursachen können sein:

  • krankhafte Veränderungen im Nasen-Rachen-Raum (Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen!),
  • Husten/Hüsteln durch Medikamente verursacht, z. B. ACE-Hemmer (wie den Blutdrucksenker Ramipril),
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz), z. B. Wasser in den Beinen, Luftnot beim Gehen, Schlafen nur im Sitzen möglich,
  • Fremdkörper im Bronchial-/Lungensystem durch Inhalation,
  • Husten nach oder im Rahmen einer akuten Infektion,
  • Lungenkrebs (Karzinom).

Bei einer Störung unserer Atmung kann man entsprechend den Aufgaben der Lunge 3 Teilbereiche unterscheiden:

  1. Störungen der Belüftung (Ventilation) der Luftröhre, Bronchien, Lunge selbst,
  2. Störung der Sauerstoffaufnahme (O2-Aufnahme) durch die Wände der Lungenbläschen in das durchfließende Blut,
  3. Störung der Durchblutung der Bronchien und der Lunge selbst; Blutgefäße können eingeengt bzw. verschlossen werden, so dass der Lungenkreislauf behindert wird (z. B. bei einer Lungenembolie).

Nächste Seite: unterschiedliche Merkamle von Asthma und COPD +++ jeweilige Therapie-Optionen

Asthma oder COPD?

Die Diagnose wird meist durch die Angaben des Patienten vom Arzt gestellt. Leitsymptom beim Asthma ist die anfallsweise auftretende Atemnot wegen übererregbarer Atemwege – mit einer krampfartigen Enge in den Atemwegen, manchmal sogar mit Vernichtungsangst.

Die COPD (engl.: chronic obstructive pulmonary disease) dagegen ist durch Husten und Auswurf über einen längeren Zeitraum charakterisiert. Die chronische Luftnot ist Ausdruck einer im Krankheitsverlauf zunehmenden, nur teilweise rückbildungsfähigen Verengung der Atemwege (Atemwegsobstruktion). Beschwerden wie Atemnot, Husten, Brummen kennzeichnen Asthma- und COPD-Patienten. Eine Lungenfunktionsprüfung beim Hausarzt bzw. beim Lungenfacharzt bestätigt in der Regel die Diagnose.

Lungenfunktionsprüfungen: Indikationen

  1. Beschwerden: Husten, Atemnot, Auswurf,
  2. Verdacht auf Erkrankung der Bronchien, der Lunge, des Herzens, des Brustkorbs oder der Wirbelsäule,
  3. Therapie- und Verlaufskontrolle bei Erkrankungen von Lunge und Bronchien,
  4. präoperative Abschätzung des Operationsrisikos für die Lunge,
  5. arbeitsmedizinische Überwachung z. B. bei Feuerwehrleuten oder Berufstauchern.

Unter den etwa 200.000 Patienten, die jedes Jahr wegen einer Lungenentzündung in die Klinik eingeliefert werden, kommt jeder 4. aus einem Alten- oder Pflegeheim; die Sterblichkeit liegt bei 13 Prozent.

Vorbeugung und Therapie

Die wichtigste Maßnahme zur Prävention der COPD ist der Verzicht auf das Rauchen! Es ist die einzige bekannte Maßnahme, die ein Fortschreiten verlangsamt. Therapeutisch sind folgende nichtmedikamentöse Maßnahmen sinnvoll:

  • vitaminreiche, ausgewogene, normalkalorische Ernährung,
  • Physiotherapie, richtige Atemtechnik lernen, atemerleichternde Stellungen bei starker Luftnot (Kutschersitz etc.),
  • Hilfe beim Ausscheiden von Sekret und Schleim (Lagerung, Abklopfen, spezielle Geräte).

Medikamentöse Therapie

Folgende Medikamente werden zur Behandlung eingesetzt:

  • bronchienerweiternde Medikamente, z. B. Inhalationen mit Fenoterol, Salbutamol, Salmeterol und/oder Ipratropium/Tiotropium,
  • theophyllinhaltige Medikamente,
  • Kortison als Inhalation,
  • schleimlösende Medikamente (wie Ambroxol, N-Acetylcystein, Myrtol),
  • nachts z. B. hustendämpfende Medikamente (z. B. Kodein).

Bei plötzlicher Verschlechterung oft auch im Rahmen eines Infektes helfen auch:

  • Antibiotika evtl. gezielt nach Untersuchung des Auswurfs und Röntgen (Lungenentzündung?),
  • bei Bettlägerigkeit zur Thrombose-Vorbeugung z. B. Clexane 40 subkutan 1 x täglich,
  • evtl. auch klinische Einweisung mit Sauerstoffgabe oder auch vorübergehender Beatmung.

Das Fazit

Erkrankungen der Bronchien und der Lunge sind häufig – gerade in feuchten/kalten Jahreszeiten. Bei Diabetikern besteht immer auch die Gefahr der Blutzuckerentgleisung durch den Stress (Stresshormone!) und der manchmal notwendigen Therapie mit Kortison, das zusätzlich blutzuckersteigernd wirkt.

Rechtzeitige vorbeugende Maßnahmen werden deshalb dringend empfohlen – das Einstellen des Rauchens ist eine der wichtigsten Maßnahmen. Auch eine gute medikamentöse Basiseinstellung bei Asthma oder COPD hilft vorbeugend – eine Mitbehandlung durch den Lungenfacharzt ist oft sinnvoll.


von Dr. Gerhard-W. Schmeisl
Internist/Angiologe/Diabetologe, Chefarzt Deegenbergklinik sowie Chefarzt Diabetologie Klinik Saale (DRV-Bund)

Kontakt:
Deegenbergklinik, Burgstraße 21, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71/8 21-0
sowie Klinik Saale, Pfaffstraße 10, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71/8 5-01

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (4) Seite 40-43

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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