Schöne und zarte Diabetikerhände

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Schöne und zarte Diabetikerhände

Jeder Diabetiker kennt sie wohl: die verhornten Piksstellen an den Fingern. Bei den einen sind sie sehr dunkel und stark verhornt, bei anderen kaum sichtbar. Die oft zu Trockenheit neigende Diabetikerhaut braucht besondere Pflege, da sie im Vergleich zur Haut eines Stoffwechselgesunden noch zusätzlich malträtiert wird. Gerade im Winter wird die Haut, insbesondere die der Hände, besonders beansprucht. Feuchtigkeitsmangel, trockene Heizungsluft, draußen rauer Wind…diese und weitere Faktoren tragen schnell zu trockener Haut bei, Piksstellen verhornen zum Schutz der Haut eventuell mehr.

Gibt man bei google „trockene Haut Typ1 Diabetes“ ein, so erscheinen direkt zahlreiche Artikel zu Folgeerkrankungen. Ungefähr 20.800 Ergebnisse in 0,74 Sekunden. In vielen Artikeln stehen Tipps für die Pflege bei Folgeerkrankungen, aber nicht für die Pflege der „normalen, noch gesunden“ Diabetikerfinger und -hände. Die Haut mit Diabetesfolgeschäden braucht unbedingt eine spezielle Pflege, doch auch ohne Folgeschäden können wir unsere Haut gut behandeln.

Solange wir noch auf das konventionelle Messen angewiesen sind, werden wir unsere Hände intensiv pflegen müssen – zumindest, wenn sie das Stechen noch viele Jahre ertragen sollen. Meine Mama hat mich früher sehr konsequent zur Pflege aufgefordert und ich möchte meine Erfahrungen gerne mit euch teilen.

Was ist also wichtig für gesunde, gepflegte Diabetikerhände?

Wie immer: eine gute und stabile Blutzuckerlage, sprich wenige Schwankungen nach oben oder unten. Geht’s dem Stoffwechsel gut, geht’s uns gut. Klaro, doch es gibt noch mehr.

Für den Hausputz verwende ich Gummihandschuhe, um meine Hände vor dem Aufweichen und Austrocknen durch Wasser und Putzmittel zu schützen.

Bei der Stechhilfe sollte die geringste mögliche Stechtiefe eingestellt werden, um eine nicht sehr schmerzende Blutentnahme zu gewährleisten. Ebenso wichtig ist es, die feinst-mögliche Lanzette zu verwenden. Gerade in Krankenhäusern oder bei Ärzten werden hier immer noch verhältnismäßige „Klopper“ verwendet. Nach meinen Informationen sind die feinsten Lanzetten auf dem Markt mit einem Durchmesser von nur 0,20 mm (33 Gauge) erhältlich. Je nachdem, wie viel Hornhaut ihr an den Fingern habt, kann das durchaus schon reichen. Ich pikse seit über 20 Jahren mit einer so feinen Lanzette auf Stufe 1 meiner Stechhilfen – ohne Probleme.

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Die feinste Lanzette und die geringste Stechtiefe bringt ohne regelmäßigen Lanzettenwechsel leider recht wenig. Nachdem ich mich früher so oft geweigert habe, wechsle ich jetzt regelmäßig jeden Abend meine Lanzetten. Obwohl ich längst volljährig bin und den Diabetes schon ewig an meiner Seite hab: ich bin immer noch stolz darauf. 😉

Gegen Piksstellen hilft mir auch der Wechsel der Stechstellen viel: Hier gibt es mehr als nur den Finger. Ich messe häufig am Handballen oder am Unterarm. Damit ich dort anständig Blut abzapfen kann, verwende ich dort eine andere Stechhilfe. Diese hat eine durchsichtige Kappe und ein größeres Durchstechloch, sodass ich sehen kann, wie viel Blut schon ausgetreten ist. Die Kappen liegen den meisten dafür geeigneten Stechhilfen schon bei.

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Das Messen an alternativen Stellen wird allerdings nur empfohlen, wenn man keine großen Blutzuckerschwankungen erwartet. Das aktuellste Blut für den Blutzucker sei (so haben mir das mehrere Ärzte erklärt) in den Händen; im Arm könnten Verzögerungen des Blutzuckers von bis zu 30 Minuten auftreten. Ich habe mehrere Testmessungen durchgeführt und kann dies für mich nicht bestätigen. Als Vorsichtsmaßnahmen habe ich für mich folgende Regelung gefunden: Ich messe immer nicht an den Alternativstellen, wenn ich ein Unterzuckerungsgefühl habe.

Eine weitere Alternativstelle ist das Ohrläppchen, dieses nutze ich selbst nicht zum Messen und kann deshalb keine Tipps dazu geben.

An den Fingern messe ich übrigens nicht an Zeigefinger oder Daumen, da dort die meisten Nerven zusammenlaufen und es deshalb weh tun kann. Medizinisch gesehen, sollten diese beiden Finger auch geschont werden, da beide Finger extrem hilfreich bei der Motorik im Alltag sind und deshalb nicht mehr als nötig beansprucht werden sollten. Ein guter Tipp, den ich mal bekommen habe: beide Hände aufeinanderlegen und dort, wo Stellen an der Fingerbeere frei bleiben, lässt sich gut messen. Ob daher die Merkel-Geste kommt?! Sprich: nicht mittig, sondern seitlich. Empfinde ich auch als weniger schmerzintensiv und das Blut lässt sich gut ausstreichen.

Abhilfe bei Piksstellen schaffen?

Piksstellen lassen sich gut mit einem Bimsstein behandeln…vorsichtig abreiben und danach auf jeden Fall eincremen! Gutes Stichwort! Eincremen: Meine Hände creme ich regelmäßig ein. Tagsüber ab und zu mit einer leichten Handcreme. Sehr konsequent auch jeden Abend vor dem Schlafengehen. Mein Geheimtipp: Fußcreme wirkt bei mir wahre Wunder! Seit meiner Reise auf dem Jakobsweg, für den ich meine Kosmetiksachen sehr minimalistisch packen musste, verwende ich sogar Hirschtalg. Meine trockenen Stellen sind kaum mehr da und meine Piksstellen sind weich und geschmeidig. Zusätzlich massiere ich die Creme in die Fingerspitzen gründlich ein.

Mein Ritual mit Lanzettewechseln und Eincremen kostet mich täglich zwei Minuten. Es lohnt sich, denn so sieht meine Lieblingsmessstelle aus:

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Bitte denkt daran: Diese Tipps können bei Problemen mit der Haut nicht den Besuch bei einem Hautarzt ersetzen.

Literaturtipps

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=38675

http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/article/849585/blutzucker-messen-patienten-richtig.html

 

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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