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In der Serie Blaulicht stellen wir Ihnen die häufigsten Notfälle vor und erläutern diese – und was Sie als Ersthelfer tun sollten. In dieser Folge geht es um eine schwere Schnittverletzung.
Der Rentner Thorsten B. bastelt für seine Enkel eine Weihnachtskrippe. Beim Zuschneiden der Bretter rutscht der 70-Jährige ab und gerät mit dem Handgelenk in die laufende Kreissäge. Sofort fängt es an, massiv zu bluten, wobei ein Blutstrahl pulsartig spritzt.
Die Ehefrau holt schnellstens frische Küchenhandtücher und presst diese auf die spritzende Blutung, dann ruft sie den Rettungsdienst. Da Thorsten B. blass im Gesicht ist und sich kaum auf den Beinen halten kann, wird er auf den Boden gelegt und die Beine werden auf eine Getränkekiste gelegt, so dass eine Schocklage resultiert. Mit Kraft presst die Ehefrau die Handtücher auf die Wunde und hält den Arm über Herzhöhe hoch bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.
Nach einer Anfahrt von ca. acht Minuten treffen der Rettungswagen und der Notarzt an der Unglücksstelle ein. Auf Grund der starken Blutung hat sich die Kreislaufsituation von Herrn B. deutlich verschlechtert und der Notarzt beginnt sofort zwei großlumige venöse Zugänge zu legen um mittels Gabe von Infusionen dem Schock entgegen zu wirken. Einer der Rettungsassistenten legt einen sauberen, sterilen Druckverband an und hält den Arm dann weiterhin hoch während der andere die Kreislaufwerte des Verletzen bestimmt.
Herr B. wird an EKG, Pulsoximetrie und Blutdruckmessung angeschlossen und speziell der Blutdruck wird engmaschig überwacht. Auf Grund der großen Schmerzen verabreicht der Notarzt ein starkes Schmerzmittel. Noch von der Einsatzstelle verständigt das Rettungsdienstteam die gefäßchirurgische Abteilung der nächstgelegenen Klinik, denn die schnelle Weiterbehandlung ist nun ausschlaggebend zur Stillung der Blutung. Daher wird Herr B. auch unter Sonderrechten zügig ins Krankenhaus transportiert.
Da der Patient kreislaufstabil eingeliefert wird, wird er sofort in den OP der Gefäßchirurgie gebracht. Dort wird die durchtrennte Handschlagader rekonstruiert und vernäht. Leider sind durch die Schnittverletzung auch zwei Sehnen durchtrennt worden, so dass die Handfunktion eingeschränkt ist. Die beiden Sehnen werden ebenfalls wieder zusammen genäht und danach die Wunde verschlossen.
Anschließend erhält der Patient zur Ruhigstellung einen Gips. Während der ersten Tage der Wundheilung muss der Patient im Krankenhaus bleiben. Erfreulicherweise verheilen die Wunden gut, so dass nach einiger Zeit mit Krankengymnastik begonnen werden kann. Nach zwei Monaten ist die Hand von Thorsten B. wieder vollständig funktionsfähig.
von Prof. Dr. med. Thomas Haak
Chefredakteur des Diabetes-Journals, Ltd. Notarzt im Main-Tauber-Kreis
und Kai Schlecht
Rettungsdienstleiter beim DRK Bad Mergentheim
Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (11) Seite 38-39
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