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Mal ist er golden, dann wieder nasskalt: Im Herbst herrschen beste Bedingungen, um sich eine Erkältung einzufangen. Mit einem fitten Abwehrsystem können Sie diese brenzlige Zeit gut überstehen.
Von echten Grippeviren sollten Sie sich jedoch keinesfalls erwischen lassen – deshalb haben wir die wichtigsten Informationen zur Grippe-Impfung für Sie zusammengetragen.
Warum erkälten wir uns in der kalten Jahreszeit eigentlich leichter? Bei Kälte drosselt unser Organismus die Durchblutung der Extremitäten und der Haut, um keine Wärme zu verlieren. Im Blut zirkulieren jedoch die weißen Blutkörperchen, die helfen, Infekte abzuwehren. Also ist das Immunsystem durch die verminderte Durchblutung in den Schleimhäuten weniger aktiv.
Zudem trocknet Heizungsluft die Schleimhäute aus und macht sie noch anfälliger. Licht spielt eine zusätzliche Rolle: UV-Licht ist für die körpereigene Vitamin-D-Produktion unverzichtbar – und Vitamin D beeinflusst das Immunsystem. Deshalb lohnt es sich, täglich an die Luft zu gehen, um auch an dunkleren Tagen genug UV-Licht abzubekommen.
Ein starkes Immunsystem wünschen wir uns alle, um besonders im Herbst und im Winter von einer Erkältung möglichst verschont zu bleiben. Inzwischen gibt es aber auch Hinweise darauf, dass gerade ein starkes Immunsystem auch besonders stark auf Erkältungsviren reagiert und die Erkältung entsprechend heftig ist: Die Viren lagern sich an menschliche Zellen an und täuschen vor, für den Körper nützlich zu sein.
Bald merkt das Immunsystem jedoch, dass Fremdkörper eingedrungen sind und wehrt sich – und zwar umso heftiger, je stärker das Immunsystem ist. So halten Erkältungen das Immunsystem auf Trab und in Schuss – manche Mediziner sprechen auch von “Immun-Jogging”.
Ist die Erkältung also erst einmal ausgebrochen, sollte man ihr am besten ihren Lauf lassen – getreu dem alten Sprichwort “Drei Tage kommt sie, drei Tage bleibt sie, drei Tage geht sie.” Unser Körper arbeitet in der Regel sehr effektiv, wenn es um die Virenbekämpfung geht und muss dabei nicht durch Medikamente o.ä. unterstützt werden – womöglich stört man so sogar die Bildung von Antikörpern. Das Gute ist nämlich: Hat der Körper erst einmal Antikörper gegen ein Erkältungsvirus gebildet, kann dieser Erreger kein zweites Mal eine Infektion auslösen.
Hygiene ist eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung, denn Krankheitserreger können direkt durch eine Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen übertragen werden. Nicht nur das – auch Oberflächen, Griffe und vor allem die Hände sind klassische Übertragungswege. “Gerade jetzt ist häufiges und besonders gründliches Händewaschen empfehlenswert”, sagt Dr. Tobias Sprenger, Facharzt für Allgemeinmedizin.
Das bedeutet: die Hände gut einseifen und mindestens 20 Sekunden gründlich unter warmem Wasser waschen. Außerdem rät Dr. Sprenger: “Achten Sie darauf, nicht direkt angehustet oder angeniest zu werden.” Und wer sich lange in geschlossenen Räumen aufhält, sollte regelmäßig lüften.
Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren. In der Regel werden aber Erkältungen durch Viren ausgelöst. Antibiotika sind hier also sinnlos und können sogar schaden – zum einen wegen des Risikos von Nebenwirkungen, zum anderen kann der Körper durch unsachgemäßen und zu häufigen Einsatz von Antibiotika resistent gegen verschiedene Bakterienstämme werden, erklärt Sprenger.
Zu unterscheiden ist eine unkomplizierte Erkältung (auch “grippaler Infekt” genannt) vom deutlich schwereren Krankheitsbild der Grippe (Influenza). Diese setzt akut ein mit hohem Fieber, die Körpertemperatur liegt meist über 39 °C. Dazu gesellt sich ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl, verbunden mit starken Kopf- und Gliederschmerzen. Hier rät Thomas Sprenger, auf jeden Fall einen Arzt aufzusuchen.
Die Ständige Impfkommission des Robert Koch Instituts empfiehlt die Grippeschutzimpfung Personen mit höherem Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko. Das sind Ältere ab 60 Jahre, Personen mit Grundkrankheiten wie Diabetes oder Asthma, Schwangere, medizinisches Personal und alle Betreuer von Risikopatienten. Die Impfquoten sind in allen genannten Gruppen zu niedrig.
Der beste Zeitraum für die Impfung gegen Grippe ist Oktober und November. Eine Impfung kann aber auch später nachgeholt werden, selbst zu Beginn und im Verlauf der Grippewelle. Allerdings steigt dann das Risiko, dass man sich infizieren könnte, bevor der Impfschutz aufgebaut ist – denn dieser Aufbau dauert 10 bis 14 Tage.
Die saisonalen Impfstoffe setzen sich jedes Jahr aus Bestandteilen der aktuell weltweit zirkulierenden Virustypen zusammen. “Der Impfstoff für die Saison 2014/2015 ist in seiner Zusammensetzung unverändert gegenüber der Vorsaison”, sagt Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Eine erneute Impfung ist aber trotzdem empfehlenswert, da die Schutzwirkung vermutlich nur eine Saison anhält und von vielen Faktoren abhängt.
Auch 2016 gibt es eine große Bandbreite an Influenza- (Grippe-) Impfstoffen für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Neben den inaktivierten saisonalen Impfstoffen steht auch in dieser Saison für Kinder ab zwei Jahren und Jugendliche bis 17 Jahre ein abgeschwächter Lebendimpfstoff zur Verfügung, der als Nasenspray verabreicht wird. Für ältere Personen über 65 Jahre ist ein Impfstoff mit Wirkverstärker verfügbar, und für Menschen mit einer Hühnereiweißallergie gibt es wieder einen Impfstoff, der in Zellkulturen und nicht in Bruteiern hergestellt wird.
Erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt, welcher Impfstoff für Sie geeignet ist. Eine Übersicht über alle Impfstoffe, in der auch die Altersangaben aufgeführt sind, steht auch auf den Internetseiten des Paul-Ehrlich-Instituts zur Verfügung.
Neben der Impfung sollten alle Menschen, insbesondere (geimpfte und nicht geimpfte) Personen mit einem erhöhten Komplikationsrisiko, weitere Maßnahmen ergreifen, um das Risiko einer Infektion mit Influenzaviren zu verringern, zum Beispiel das Abstandhalten zu Personen mit einer akuten Atemwegserkrankung. Auch das regelmäßige gründliche Händewaschen gehört dazu.
von Nicole Finkenauer-Ganz
Diabetes-Journal, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-online.de
Quellen: Diabetes-Journal, Pressemitteilungen des Robert Koch Instituts, Spiegel Online
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