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Blutzuckerentgleisungen nach oben mit extrem hohen Blutzuckerwerten sind sehr gefährlich und könnten gerade bei Typ-2-Diabetikern meist vermieden werden. Hierfür sollte man in außergewöhnlichen Situationen seine Werte öfter messen.
Leider messen viele Typ-2-Diabetiker nicht regelmäßig, noch nicht mal ein- oder zweimal pro Woche, ihren Blutzucker oder erstellen ein Blutzucker-Tagesprofil. Sie messen auch nicht in für sie gefährlichen Situationen. Deshalb kommt es immer wieder zu extremen Zuckerentgleisungen nach oben und so auch zu einem hyperosmolaren Koma.
Zu den gefährlichen Situationen, die eine solche Zuckerentgleisung auslösen können, zählen fieberhafte Infekte wie ein grippaler Infekt, eine Blasenentzündung oder Magen-Darm-Infekte. Gefährlich ist das hyperosmolare Koma bei Typ-2-Diabetikern gerade bei Älteren, weil es mit einer hohen Sterblichkeit verbunden ist. Dies liegt vor allem an den massiven Flüssigkeits- und Blutsalzverschiebungen.
Bei Typ-2-Diabetikern kommt es mit zunehmender Erkrankungsdauer zu einer schlechteren Verwertung des Blutzuckers z. B. in der Muskulatur bei gleichzeitig vermehrter Zuckerabgabe aus der Leber – vor allem bei zunehmendem Übergewicht. Betroffene haben jedoch je nach Krankheitsdauer immer noch eine geringe Restproduktion an Insulin; so wird verhindert, dass sich eine Ketoazidose (Ketonkörperbildung mit Übersäuerung des Blutes) entwickelt, weil Insulin den Fettabbau im Fettgewebe verhindert.
Man findet deshalb üblicherweise keine Ketonkörper (z. B. Aceton) im Urin, selbst bei Blutzuckerwerten von 800 mg/dl (44,4 mmol/l) oder 1000 mg/dl (55,6 mmol/l)! Um einen vermehrten Abbau von Fett zu hemmen, nicht aber, um eine vermehrte Produktion von Glukose in der Leber zu bremsen, reicht die kleine, noch vorhandene Menge an Insulin aus.
Meist besteht keine Übersäuerung des Blutes – anders als bei Typ-1-Diabetikern! Deshalb sind auch keine Ketonkörper im Urin nachweisbar, zum Beispiel durch einen Ketur-Test. Bei Überschreiten der Nierenschwelle für den Zucker (diese liegt bei einem Blutzucker von ca. 180 mg/dl bzw. 10,0 mmol/l bei Erwachsenen) geht jedoch immer mehr Glukose über den Urin verloren – und damit auch Flüssigkeit und bestimmte Blutsalze. Ein starkes Durstgefühl tritt auf!
Trinkt der Betroffene nicht genug, kommt es schließlich zu einem Austrocknen aller Körperzellen (Haut, Muskel etc.). Auslöser sind oft, wie beschrieben, Infektionen – aber auch z. B. bestimmte Medikamente wie Entwässerungstabletten (Diuretika) und Kortison, das beispielsweise im Rahmen eines akuten Rheuma- oder Asthmaschubs gegeben wird. Diese Form des Komas ist wegen des großen Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes ein absoluter Notfall, der unbehandelt zum Tod führen kann.
An erster Stelle steht der Flüssigkeitsersatz z. B. durch eine Infusion über die Vene sowie die Gabe von Insulin und Blutsalzen. Die Gabe von Blutsalzen, vor allem Kalium, Flüssigkeit und Insulin, erfolgt im Krankenhaus in der Regel über eine Venenkanüle mit regelmäßiger Analyse der Blutwerte.
Blutsalz- und Wasserverschiebungen in Gehirn und Rückenmark benötigen in der Regel mehrere Tage bis zur völligen Normalisierung; ein Krankenhausaufenthalt mit Überwachung ist in diesem Fall dringend anzuraten. Denn senkt man den Blutzucker zu schnell, kann es zur Entwicklung eines lebensgefährlichen Hirnödems (Wasseransammlung im Gehirn) kommen mit erhöhtem Hirndruck und beeinträchtigter Atmung.
In der Regel erfolgt die Gabe von Insulin in kleinen Dosen über eine Infusionspumpe, so dass der Blutzucker langsam, oft über einige Tage, sinkt. Mit dem Zucker sinkt auch das Kalium im Blut – es muss sofort ersetzt werden. Denn Kalium ist für die Nerven- bzw. Muskelerregung im Herzen zwingend nötig – schwerwiegende Herzrhythmusstörungen können bei einem zu hohen oder zu niedrigen Kalium-Blutspiegel die Folge sein.
Eine starke Blutzuckerentgleisung nach oben mit extrem hohen Blutzuckerwerten könnte bei Menschen mit Typ-2-Diabetes meist vermieden werden – durch gelegentliche Blutzuckermessungen insbesondere in speziellen Lebenssituationen wie Erkrankungen mit Fieber, bei Operationen, bei Infekten etc. Vor allem die mit den hohen Blutzuckerwerten verbundenen Wasserverluste und Blutsalzverschiebungen können lebensgefährlich sein.
Deshalb sollten Typ-2-Diabetiker zumindest in diesen Situationen den Blutzucker testen (entweder selbst oder Angehörige bzw. Betreuer) – auch wenn sie keine besonderen Beschwerden haben.
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (12) Seite 32-34
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