Typ-2-Diabetes: Wie läuft die Behandlung ab?

Typ-2-Diabetes: Wie läuft die Behandlung ab?
Typ-2-Diabetes: Wie läuft die Behandlung ab?
Foto: zinkevych – stock.adobe.com

Jede Behandlung beginnt damit, gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin Ziele zu vereinbaren. Sie können die Blutzuckerwerte, aber auch Blutdruck, Blutfette oder das Körpergewicht betreffen. Hier kannst du dich informieren, welche Therapiemöglichkeiten es für Typ-2-Diabetes gibt und wann sie zum Einsatz kommen.

Die Diagnose Diabetes trifft jeden Betroffenen erst einmal wie ein Schock. Immerhin handelt es sich um eine bislang unheilbare Erkrankung. Doch glücklicherweise gibt es mittlerweile viele verschiedene Stellschrauben zur Behandlung der Stoffwechselstörung. Dann ist auch mit Diabetes ein normales und erfülltes Leben möglich.

Schritt 1: Behandlungsziele vereinbaren

Bevor es richtig losgeht, gilt es erst einmal die persönlichen Ziele für die Behandlung festzulegen. Wer z. B. viele Extrakilos mit sich herumschleppt, sollte nach Möglichkeit abnehmen. Bei erhöhtem Blutdruck wiederum steht eine Blutdrucksenkung im Vordergrund. Liegen die Blutzuckerwerte in einem gesunden Bereich, wird die Ärztin oder der Arzt einen Zielbereich empfehlen, in dem die Blutzuckerwerte möglichst liegen sollten. Feste Vorgaben für die Vereinbarung von Behandlungszielen gibt es also nicht, dafür sind die Ausgangslagen bei Menschen mit Diabetes viel zu verschieden. Ob die Therapieziele erreicht werden, kann man u. a. mithilfe verschiedener Laborwerte feststellen. Einer der wichtigsten ist der Langzeit-Blutzuckerwert, das sogenannte HbA1c. Es sollte bei Menschen mit Typ-2-Diabetes – je nach Alter und Vorerkrankungen – in der Regel zwischen 6,5 und 8,5 Prozent liegen. Im Alltag kann man seine Glukosewerte mit regelmäßigen Blutzuckermessungen oder aber mit Sensoren messen, die kontinuierlich den Glukosespiegel im Unterhautfettgewebe erheben.

Schritt 2: Lebensstil verbessern

Beim Typ-2-Diabetes empfehlen Ärzt*innen in der Regel zuerst eine Veränderung des Lebensstils. Darunter verstehen sie in erster Linie eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung, aber auch der Verzicht auf Zigaretten oder Alkohol, sofern man bislang raucht oder gern mal ein Gläschen zuviel trinkt. Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes können ihre persönlichen Ziele der Behandlung und ihren HbA1c-Zielwert bereits auf diesem Weg erreichen und kommen über einen langen Zeitraum ohne Medikamente aus. Man darf allerdings nicht vergessen, dass Typ-2-Diabetes eine fortschreitende Erkrankung ist. Es kann also sein, dass sich die Stoffwechsellage im Laufe der Zeit verschlechtert, obwohl man sich an die ärztlichen Empfehlungen gehalten hat. Dann kann es sein, dass zusätzliche Unterstützung in Form von Medikamenten nötig wird.

Schritt 3: Blutzuckersenkende Medikamente

Wenn Medikamente zum Einsatz kommen, raten Fachleute zunächst zu Tabletten mit dem Wirkstoff Metformin. Es gilt als Basismedikament bei Typ-2-Diabetes. Manchen Menschen mit Diabetes hilft es, wenn sie von Anfang an eine Kombination von Diabetes-Medikamenten erhalten. Häufig wird der Wirkstoff Metformin zusammen mit einem Gliflozin oder einem Glutid verordnet. Gliflozine (im Fachjargon auch SGLT2-Hemmer genannt) sorgen dafür, dass vermehrt Glukose über die Nieren ausgeschieden wird. Sie sind in Tablettenform erhältlich. Glutide (auch GLP1-Rezeptoragonisten genannt) senken den Blutzucker, indem sie die Funktion eines bestimmten Darmhormons nachahmen. Sie müssen gespritzt werden. Gliflozine und Glutide haben neben der Blutzuckersenkung weitere vorteilhafte Eigenschaften: Sie können beim Abnehmen helfen und außerdem das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle senken. Allerdings gehen sie häufig auch mit Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Bauchschmerzen einher. Manchmal muss man erst eine Reihe von Medikamenten oder Kombinationen ausprobieren, bis sich die gewünschten Effekte einstellen.

Schritt 4: Insulintherapie

Vielen Menschen mit Diabetes graut es vor der Vorstellung, dass sie irgendwann einmal Insulin spritzen müssen. Oft erleben sie ihren Diabetes erst dann als ‚schweren Diabetes‘, wenn der Umstieg auf eine Insulintherapie erforderlich wird. Oder sie empfinden es als persönliche Niederlage bzw. Versagen, wenn sie um eine Insulintherapie nicht mehr herumkommen. Dabei kann es eine immense Erleichterung sein, mit Insulin endlich wieder die gewünschte Lebensqualität zu erreichen.

Im Mai 2021 ist eine neue Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) zur Behandlung des Typ-2-Diabetes herausgekommen. Zusammen mit dieser wissenschaftlichen Leitlinie hat man auch eine allgemeinverständliche Patienteninformation herausgegeben, in der die wichtigsten Elemente zur Behandlung des Typ-2-Diabetes zusammengefasst sind.

Dieser Beitrag wurde am 2. Mai 2022 veröffentlicht und am 30. Januar 2023 zuletzt aktualisiert.



von Antje Thiel

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2 Antworten

  1. Gibt es auch Blutzuckersteigende Medikamente? Man sieht eine Person mit Diabetes dann eher einen Schokoriegel essen. Das lässt den Blutzucker steigen. Mich würde interessieren wie eine Diabetes-Behandlung genau abläuft.

    1. Lieber Chris,
      zunächst einmal vielen Dank für Deinen Kommentar, Dein Interesse und Deine Fragen!

      Es gibt Medikamente, die den Blutzuckerspiegel als Nebenwirkung erhöhen können, bspw. Cortison oder Wirkstoffe zur Entwässerung. Um einer Unterzuckerung entgegenzuwirken, wird aber normalerweise nicht auf Medikamente zurückgegriffen, da – wie Du bereits angemerkt hast – stark zuckerhaltige Lebensmittel denselben Effekt haben. Viele greifen auf Traubenzucker zurück, um einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel zu korrigieren, aber auch Gummibärchen, Schokolade oder Cola sind beliebt. Blutzuckersteigernde Wirkstoffe für die Diabetes-Therapie gibt zwar auch, diese werden aber nur in Notfällen eingesetzt, wenn die Betroffenen sich nicht mehr selbst helfen können. Diese werden dann durch Helfende gespritzt oder als Nasenspray verabreicht und enthalten den Wirkstoff Glukagon, das quasi der „Gegenspieler“ von Insulin ist.

      Bezüglich der Diabetes-Behandlung: Da kommt es darauf an, welcher Diabetestyp vorliegt. Bei einem Typ-1-Diabetes ist eine Insulintherapie zwingend erforderlich, da der Körper das Hormon nicht mehr selbst produzieren kann und somit ein (absoluter) Insulinmangel vorliegt (mehr dazu erfährst Du hier: https://diabetes-anker.de/behandlung/typ-1-diabetes-darauf-kommt-es-in-der-behandlung-an/).

      Beim Typ-2-Diabetes ist es vielschichtiger und abhängig von den individuellen Begebenheiten und wann die Stoffwechselstörung erkannt wurde. Hier liegt in frühen Erkrankungsphasen i.d.R. zunächst kein Mangel an Insulin vor, da die Bauchspeicheldrüse noch ausreichend davon produziert. Allerdings ist die Fähigkeit der Körperzellen, das körpereigene Insulin aufzunehmen, eingeschränkt. Man spricht dabei von einer Insulinresistenz. Liegt diese über längere Zeit vor, versucht der Körper, dies durch eine gesteigerte Insulinproduktion zu kompensieren. Dies kann wiederum dazu führen, dass die insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse überlastet werden und nicht mehr richtig funktionieren – dann kann es auch hier zu einem (zunächst relativen) Insulinmangel kommen, sodass auch hier dann irgendwann Insulin zugeführt werden muss (wie oben in Schritt 4 beschrieben).

      Wird ein Typ-2-Diabetes früh genug diagnostiziert, wird aber zunächst versucht, der Insulinresistenz entgegenzuwirken. Gemäß den Behandlungsleitlinien ist der erste Schritt eine Änderung des bisherigen Lebensstils – also eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten und mehr Bewegung. Dies soll bewirken, dass die Zellen das Insulin wieder besser aufnehmen können. Manchen Menschen gelingt es, ihren Stoffwechsel bereits dadurch wieder einzupendeln, sodass sie lange Zeit ohne zusätzliche Medikamente auskommen. Kann der Blutzuckerspiegel damit aber nicht (mehr) adäquat gesenkt werden, kommen blutzuckersenkenden Medikamente ins Spiel, die auf unterschiedliche Weise dafür sorgen, dass der Zuckergehalt sinkt. Die allermeisten Menschen mit Typ-2-Diabetes bekommen dann zunächst das Medikament Metformin. Reicht dies nicht aus (oder wird es nicht vertragen) können zusätzlich weitere Wirkstoffe eingesetzt werden, die ja im obigen Artikel auch angesprochen werden. Wir werden dazu in Kürze einen weiteren Beitrag veröffentlichen, der alle gängigen Medikamente zur Behandlung des Typ-2-Diabetes und deren Wirkweise nochmals im Detail vorstellt.

      Wir hoffen, das hat ein wenig mehr Klarheit für Dich erbracht. Wenn Du noch weitere Fragen hast, melde Dich gerne!

      Viele Grüße vom Diabetes-Anker-Redaktionsteam

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