Vertrauen ist die Basis der Therapie

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Vertrauen ist die Basis der Therapie

Ihre Erfahrungen zu den Themen Arzt-Patienten-Verhältnis und gegenseitiges Vertrauen schildert Jana Einser in der Kolumne Zum guten Schluss.

Als ich neulich bei meinem Diabetologen zur vierteljährlichen Kontrolle war und er mir Blut abnahm zum Messen des HbA1c-Werts, habe ich ihm gleich gesagt: “Der ist diesmal schlechter als sonst – ich habe im Moment keine Lust, mich intensiv um meinen Diabetes zu kümmern!”

Wissen Sie, wie er reagiert hat? Das war für ihn kein Problem. Er kennt mich nun schon einige Jahre und weiß, dass ich normalerweise versuche, die Blutzuckerwerte so gut wie möglich in den Zielbereich zu bekommen. Er weiß auch, dass ich gut über Diabetes allgemein und meinen eigenen im Besonderen Bescheid weiß. Und so meinte er nur: “Tipps zur Dosisänderung gebe ich Ihnen nicht, das machen Sie sowieso selbst.”

Arzt-Patienten-Verhältnis basiert auf gegenseitigem Vertrauen

Ich fand seine Reaktion klasse – auch wenn ich nichts anderes erwartet hatte. Unser Arzt-Patienten-Verhältnis basiert auf gegenseitigem Vertrauen. Und dass bei mir nach über 40-jähriger Diabetesdauer mal eine Phase kommt, in der ich weniger Lust habe, mich um meinen Diabetes zu kümmern, ist eigentlich klar. Maschinen sind wir Diabetiker nun einmal nicht.

So, wie ich es erlebt habe, so stelle ich mir eine ideale Arzt-Patienten-Beziehung vor. Aus meinen Blutzuckerwerten mache ich kein Geheimnis, sie sind so, wie sie eben sind – mit allen Schwankungen, Unter- und Überzuckerungen. “Gute” Blutzuckerwerte erfinden – wie ich es immer wieder höre –, damit mein Arzt mich nicht kritisiert: Auf diese Idee käme ich nicht. Wem nützt das schon?

Bei den Werten mogeln? Wenig vertrauensvoll!

Traurig finde ich, dass manche Diabetiker aber das Gefühl haben, bessere Werte in ihr Blutzuckertagebuch eintragen zu müssen – aus Angst vor ihrem Arzt. Wo ist da das gegenseitige Vertrauen?

Vertrauen ist auch nötig, damit ich meinem Arzt sagen kann, wie es mir wirklich geht. Auf die meist zu Beginn gestellte Frage “Wie geht es Ihnen?” wird wahrscheinlich oft rein rhetorisch geantwortet: “Gut.” Aber ist das immer so? Nein!

Also sage ich meinem Diabetologen, wenn es mir schlecht geht, warum auch immer. Das können Schmerzen sein, das kann psychische Gründe haben oder einfach das aktuelle soziale Umfeld betreffen – denn alles hat Einfluss auf meinen Diabetes. Und wenn wieder alles in Ordnung ist, sage ich es auch – und kümmere mich wieder um meinen Diabetes.



von Jana Einser

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (10) Seite 90

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