Wörtlich genommen

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Wörtlich genommen

Dr. Hans Langer ist ein erfahrener Diabetologe, der Seit Jahren in einer Klinik tätig ist. Doch selbst er erlebt noch immer Geschichten, die schier unglaublich sind. Beispielsweise das abstruse Ergebnis, als ein Patient einen Arzt zu wörtlich genommen hatte.

Es gibt Dinge, von denen glaubt man gar nicht, dass es sie in der Tat wirklich gibt. Manchmal sind sie zum Lachen, manchmal aber auch zum Weinen – und manchmal regen sie einem auch zum Nachdenken an. Mir persönlich ging das wieder einmal letzte Woche so …

Ein schier unglaublicher Fall eines Patienten

Ich machte gerade Visite mit meiner jungen Kollegin, und sie berichtete mir von einem schier unglaublichen Fall eines Patienten: Sein behandelnder Arzt hatte ihm die Funktionsweise eines neuen Auto-Pens erklärt; das sind Pens, die alles selbständig machen. Man muss nur den Auslöseknopf drücken, dann fährt die Kanüle raus und drückt das Medikament in das Gewebe.

Also zeigte er ihm, dass man den Pen erst entriegeln muss, dass man selbstverständlich die Kappe abnimmt – und dann demonstrierte der behandelnde Arzt offenbar an seiner eigenen Hand, wie der Pen auf die Bauchdecke aufgesetzt werden muss. Dabei sollte wohl die linke Hand den Bauch simulieren, während die rechte Hand den Pen hielt.

Und genau dieses kleine Detail, nämlich dass die linke Hand den Bauch simulieren sollte, hatte er entweder nicht richtig erklärt oder sein Patient hatte es nicht so verstanden. Wie ging es also weiter? Der Patient spritzte sich drei Monate lang nicht in den Bauch, sondern in die linke Hand! Zum Glück kam die Hand nicht zu Schaden, aber natürlich wirkte das Arzneimittel auch nicht.

„Langer, pass auf, dass man dich nicht wörtlich nimmt!“

Was lernen wir aus dieser Geschichte? Zum einen, dass Dinge, die für uns Ärzte selbstverständlich sind, noch lange nicht vom Patienten als selbstverständlich angesehen werden müssen. Dann: Beide Seiten sollten sich vergewissern, ob sie richtig erklärt bzw. richtig verstanden haben! Und: Eine solche Geschichte sollte eine Lehre fürs Leben sein.

Obwohl ich innerlich wirklich lachen musste, so ist die Geschichte doch auch traurig. Nicht nur, dass der Patient Schmerzen hatte, es hätte auch wirklich viel passieren können. Deswegen gilt für mich jetzt ein neuer innerlicher Leitspruch – und der heißt: „Langer, pass auf, dass man dich nicht wörtlich nimmt!“


von Hans Langer

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (06131) 9 60 70 0, Fax: (06131) 9 60 70 90,
E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (11) Seite 94

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