- Bewegung
Powermeter und Pumpe
3 Minuten
8 000 bis 10 000 Kilometer legt Felix Block pro Jahr mit dem Renn- oder Triathlonrad zurück. Seit 15 Jahren hat er einen Typ-1-Diabetes. Erst vor einem Jahr hat sich der ambitionierte Sportler für eine Insulinpumpe entschieden – heute kann er sich den Sport ohne Insulinpumpe nicht mehr vorstellen.
Ob Leichtathletik, Turnen, Tennis, Judo, Volleyball oder auch Fußball – Talent, Training und die richtige sportliche Technik bestimmen den Erfolg im Sport.
Nicht nur im Leistungs- und Profisport gilt aber: Die perfekte Ausrüstung des Sportlers rückt immer mehr in den Fokus. Sports Engineering – die Kombination von Sport- und Ingenieurwissenschaften – sorgt dafür, dass Joggingschuhe mit optimaler Dämpfung, individuell angepasste Tennisschläger oder ergonomisch maßgeschneiderte Rennräder selbst aus dem Freizeitsport heute nicht mehr wegzudenken sind.
Aber auch die Diabetestechnologie schreitet rasant voran. Insulinpumpentherapie, kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) oder Flash Glukose Monitoring (FGM) werden zunehmend eingesetzt. Bedarfsgerechte Insulinanpassung und problemlose Glukosemessungen erleichtern den Sport mit Diabetes ungemein. Wen wundert es da, dass der technische Fortschritt im Diabetessektor immer mehr den Trainings- und Wettkampfalltag sporttreibender Diabetiker mitbestimmt.
Wo liegen die Chancen, wo die Grenzen? Mehr zum Thema finden Sie in der aktuellen und den zwei folgenden Ausgaben des Diabetes-Journals.
“Früher schwankten die Werte mit dem Verzögerungsinsulin Protaphane beim und nach dem Sport extrem, aber auch mit Lantus lief es nicht rund”, erinnert sich Felix Block an die Zeit der Insulinspritzentherapie. Während des Sports ließ sich der Stoffwechsel mit mindestens 12 BE Kohlenhydraten im Gepäck noch halbwegs kontrollieren.
Aber vor allem der Blutzuckerabfall nach Belastung als Folge des Auffüllens der Glykogenspeicher von Leber und Muskulatur (Muskelauffülleffekt) war nur schwer mit der Insulinspritzentherapie in den Griff zu bekommen. Mit seiner Insulinpumpe MiniMed 640G gestaltet sich der Sportalltag jetzt viel einfacher.
Notwendig: Anpassung der Basalrate
Abhängig von Trainingsphase und -intensität wird die Basalrate angepasst. So konnte Block die Basalrate während eines Trainingscamps Ende März auf Mallorca auf 30 Prozent reduzieren. Beim Intervalltraining hingegen reicht ihm in der Regel eine Reduktion auf 75 Prozent. Nach längeren Trainingspausen muss die Basalrate stärker reduziert werden – das Unterzuckerungsrisiko ist höher, da die weniger trainierte Muskulatur kleinere Glykogenspeicher vorhält und zudem weniger ökonomisch arbeitet.
Der Muskelauffülleffekt ist bei Block nach einer durchschnittlichen Trainingseinheit mit 60 bis 100 Radkilometern am stärksten etwa sechs Stunden nach der Belastung ausgeprägt – auch hier hilft eine entsprechende Veränderung der Basalrate.
Rennrad fährt Felix erst seit 5 Jahren, profitiert aber heute noch vom Geräteturnen und der Leichtathletik in Kindheit und Jugend. Seine Triathlonambitionen musste er nach einer schweren Schulterverletzung leider zurücknehmen – und konzentriert sich nun “lieber aufs Radfahren allein”, so der sympathische Sportler. Trotzdem fährt er lieber mit dem Triathlonrad als mit dem Rennrad – weil noch “2 bis 3 km/h mehr drin” sind.
Pumpe und Powermeter als ständige Begleitern
Warum er sich nicht früher für eine Insulinpumpentherapie entschieden hat, kann er nicht so richtig sagen. Technischen Innovationen steht der Softwareentwickler schon berufsbedingt offen gegenüber. Mit dem kontinuierlichen Glukosemonitoring hat er sich bisher noch nicht anfreunden können. Trotzdem fährt er, wie er sagt, “computergestützt”. Zur Belastungssteuerung hat Block einen Powermeter in seinen Pedalen montiert. Sein Radcomputer informiert Block u. a. über Herzfrequenz, Geschwindigkeit und vor allem auch die jeweils aktuelle Leistung in Watt.
“Die Leistungsfähigkeit lässt sich so besser abbilden als nur über die Herzfrequenz. Die wird von äußeren Faktoren wie Stress, Hitze oder Kälte zu stark beeinflusst.” Fällt die Leistung bei gleichbleibender Herzfrequenz oder steigt die Herzfrequenz bei gleicher Leistung, ist das für Block immer ein Signal, den Zucker zu kontrollieren– meistens sind dann Gummibärchen gefragt. Pumpe und Powermeter sind für Block zu ständigen Begleitern beim Radsport geworden. Irgendwann wird sicher auch der Blutzucker auf dem Displayseines Radcomputers erscheinen.
Insulinpumpentherapie: Präzisionsarbeit beim Sport
Wo liegen die Vorteile beim Sport?
Kürzere Vorlaufzeit vor dem Sport. Spontanere körperliche Aktivität ist weniger kompliziert möglich.
Gezielte bedarfsgerechte Anpassung der Insulindosis vor, bei und nach dem Sport ist problemärmer möglich.
Gibt es Nachteile?
Kommt es (unbemerkt) während körperlicher Aktivität zu einer Unterbrechung der Insulinversorgung (u. a. Katheter verstopft oder gelöst), so besteht ein höheres Risiko für eine Stoffwechselentgleisung bis zur Ketoazidose.
Wie fixiere ich den Katheter beim Sport?
Zur sicheren Katheterfixierung bei starker Schweißbildung eignet sich am besten eine wasserdampfdurchlässige und elastische Klebefolie (z. B. Fixomull stretch).
In Abhängigkeit von der Sportart kann eine zusätzliche Fixierung mit Kinesio-Tape hilfreich sein.
Wo wird die Insulinpumpe beim Sport getragen?
Neoprentasche am Sport- oder Laufgürtel. Baumwollschutzhülle an der Sporthose (innen) oder am BH. Rückengurt mit Klettverschluss. Rückentasche eines (Rad-)Trikots. Der Kreativität sind wenig Grenzen gesetzt.
Was geht beim Sport mit Pumpe, was geht nicht?
Schwimmen: Wasserdichtigkeit der Pumpenmodelle ist unterschiedlich. Exakte Informationen zur Wasserdichtigkeit gibt es beim jeweiligen Hersteller. In der Regel wird die Pumpe abgelegt.
Tauchen: Wegen des steigenden Wasserdrucks nicht möglich.
Kampfsportarten: In der Regel wird die Pumpe abgelegt.
Mannschaftssportarten mit intensivem Körperkontakt: In der Regel wird die Pumpe abgelegt.
Diese und weitere hilfreiche Tipps zur Insulinpumpentherapie beim Sport finden Sie in der CGM- und Insulinpumpenfibel von Ulrike Thurm und Dr. Bernhard Gehr:
CGM- und Insulinpumpenfibel; U. Thurm, B. Gehr; Kirchheim-Verlag, Mainz; 2. Auflage 2013; 472 Seiten; ISBN 978-3-87409-535-8; 24,90 €; erhältlich überall im Buchhandel, unter Tel.: 07 11/66 72-14 83 oder im Internet unter www.kirchheim-shop.de
von Dr. Meinolf Behrens
Diabeteszentrum Minden,
Bismarckstraße 43, 32427 Minden,
Telefon 0571-840999,
E-Mail: mb@diabetes-minden.de
,
Internet: www.diabetes-minden.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (8) Seite 61-63
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig