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Prof. Dr. Othmar Moser im Interview: Daten schaffen zum Sport mit Diabetes
10 Minuten

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Ein Name, der einem beim Thema Diabetes und Sport heute sofort einfällt, ist Prof. Dr. Othmar Moser. Der 38-Jährige forscht in Bayreuth und Graz dazu, generiert wichtige Daten und berät zudem Menschen mit Diabetes in einer speziellen Sprechstunde dafür. Im Interview berichtet er von seiner Abrite und gibt auch einige private Einblicke.
Im Interview: Prof. Dr. Othmar Moser

Wer immer schon gern Sport treibt und dann Typ-1-Diabetes bekommt, für den bietet sich eine berufliche Tätigkeit in diesem Bereich an. So sieht es auch Prof. Dr. Othmar Moser. Er ist Physiologe und Sportwissenschaftler, aber auch in medizinischen Themen stark verwurzelt. Sowohl an der Universität in Bayreuth als auch an der in Graz forscht er zum Thema und berät Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Wohl fühlt er sich an beiden Standorten: „Es haben beide Einrichtungen nur Vorteile.“
Spontan offen für neue Wege
Es war eher ein Zufall, dass der lebenslustige bisherige Triathlet sich für die Professur in Bayreuth beworben hatte. Ein Freund hatte ihm bei einem Glas Weinschorle zwei Stunden vor Abgabefrist der Bewerbungs-Unterlagen davon erzählt … Nun fährt er regelmäßig zwischen den beiden Städten hin und her. Als zweifacher Familienvater ist diese zusätzliche Belastung immens. Aber das Leben geht ja immer wieder auch neue Wege.
„Mein Typ-1-Diabetes ist sehr einfach“
Wer Othmar Moser bei Kongressen und in Vorträgen schon erlebt hat, kennt ihn als technikbegeisterten Menschen. Fragt man ihn nach seiner eigenen Diabetestherapie, ist man erst einmal verblüfft: Bis vor einem Jahr führte er eine intensivierte Insulintherapie (ICT) mit Insulinpens durch, in Kombination mit einem System zum kontinuierlichen Glukose-Messen (CGM). „Ich habe nicht gewechselt, weil mein Typ-1-Diabetes sehr einfach ist, der war immer mit mir und nicht gegen mich.“ Alles passte einfach. Inzwischen verwendet er ein System zur automatisierten Insulin-Dosierung (AID). Und was wünscht er sich in der Zukunft, auch für Medizin und Wissenschaft? Weniger Konkurrenzdenken!
Diabetes-Anker (DA): Herr Professor Moser, man kennt Sie in der Diabetes-Community vor allem durch Ihre Aktivitäten zu Diabetes und Sport. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
Prof. Dr. Othmar Moser: Sport hat mich mein ganzes Leben begeistert. Das war immer schon die Grundvoraussetzung für mich, glücklich leben zu können. Warum und woher das gekommen ist, kann ich nicht konkret sagen. Aber das war immer meine erste und meine langlebige große Liebe. Natürlich kam dann dazu, dass ich selbst Typ-1-Diabetes bekommen habe. Nach der Manifestation hat es sich natürlich angeboten, mein Hobby, meine Erkrankung und meinen Wissensdrang in der Wissenschaft zu kombinieren. Das habe ich gemacht und es klappt sehr gut – wobei ich aber sagen muss: Ich habe schon vor meiner Diagnose als Tutor an der Universität gearbeitet in einem Bereich für Stoffwechselregulation.
DA: Das heißt, der Sport war das Erste, der Diabetes kam dann dazu und dann haben Sie die Richtung gewählt?
Prof. Moser: Genau, das war so ungefähr der Ablauf. Ich habe damals noch mehr Leistungssport gemacht. Und für mich war es eigentlich nicht nachvollziehbar, wenn man sich vor den Computer setzt und nach Evidenz, nach Studien, nach Empfehlungen zu Sport und Typ-1-Diabetes sucht, dass es nicht wirklich Studien gegeben hat. Es gab schon Empfehlungen, die aber nicht wirklich auf Studien basieren. Wir haben gesagt, das kann doch nicht sein, dass so etwas Wundervolles wie Sport und Bewegung Menschen mit Typ-1-Diabetes eigentlich weggenommen wird, dass es keine Empfehlungen gibt. Dann haben wir mit eigenen Studien dazu begonnen.
DA: In welchem Alter haben Sie den Diabetes bekommen?
Prof. Moser: Mit 22 Jahren wurde die Insulinpflichtigkeit manifest. Da war klar, dass ich Insulin brauche. Ich hatte aber schon einen klinisch relevant erhöhten Zuckerwert mit 15, 16 Jahren.
DA: Das heißt, sie haben gar keinen klassischen Typ-1-Diabetes, denn das ist ja eine sehr, sehr lange Zeit für einen Typ-1-Diabetes ohne Insulin?
Prof. Moser: Doch, es ist ein klassischer Typ-1-Diabetes. Wir wissen mittlerweile ja, dass die Erstmanifestation des Typ-1-Diabetes oft zum Beispiel mit 7, 8 Jahren stattfindet. Wenn man bei mir zum Beispiel ein Antikörper-Screening gemacht hätte, dann hätte man das wahrscheinlich schon mit 3, 4, 5 Jahren feststellen können. Und wir wissen aktuell nicht, ob die Entwicklung schnell oder langsam geht, es ist bei jedem unterschiedlich.
„Von meiner Ausbildung her bin ich Physiologe, habe aber eine Habilitation unter anderem in Innerer Medizin.“
DA: Wieso wussten Sie, dass Sie mit 15, 16 erhöhte Werte hatten?
Prof. Moser: Ich war wegen einer anderen Erkrankung im Krankenhaus und da wurde auch mein Zucker gemessen. Da bin ich immer so mit 160, 170 mg/dl (8,9, 9,4 mmol/l; Anm. d. Red.) gelaufen, nüchtern. Es gab damals noch nicht wirklich diese Screening-Möglichkeiten, also in Bezug auf Antikörper. Es wurde auch nicht massiv weiterverfolgt.
Das habe ich aber nie vergessen und hatte da immer ein bisschen drauf geachtet. Und da ich in einer Leistungssport-Schiene war, wurden natürlich häufig Blutwerte gemessen. Und bei einem Leistungstest hat sich angeboten, dass die Glukose mitgemessen wurde – und sie war wirklich relevant erhöht und man hat auch gemerkt, dass ich Gewicht verlor.
DA: Was für einen Leistungssport haben Sie getrieben?
Prof. Moser: Ich habe Triathlon gemacht, das ist Schwimmen, Radfahren, Laufen.
DA: Also sehr anspruchsvoll…
Prof. Moser: Ja, aber es hat schon Freude bereitet. Das ist natürlich ein sehr anspruchsvoller Sport, man trainiert sehr viel. Ich habe in meiner letzten Saison 30 Ausdauerstunden gehabt und war in einem Kader für die Olympischen Spiele für London für 2012. Das habe ich aber nicht geschafft, es hatte aber nichts mit dem Diabetes zu tun, sondern ich war nicht genügend leistungsfähig.
DA: Was mir bisher unklar ist in Bezug auf Ihren beruflichen Lebenslauf: Sind Sie Sportwissenschaftler oder Arzt oder beides?
Prof. Moser: Ich bin vom Grundstudium her Sportwissenschaftler und habe danach mein Doktorat in Physiologie gemacht, aber nicht als Arzt. Das heißt, von meiner Ausbildung her bin ich Physiologe, habe aber eine Habilitation unter anderem in Innerer Medizin.
DA: Sodass man das eigentlich gar nicht so ganz klar definieren kann?
Prof. Moser: Arzt bin ich nicht, das kann man klar definieren. Aber ich habe mir die Karte noch offengelassen, Medizin zu studieren.
DA: Das ist ein mutiger Ansatz, wenn Sie tatsächlich noch zwei Jahre Medizinstudium draufsetzen wollen…
Prof. Moser: Das spielt für mich keine Rolle. Ich bin W3-Professor in Bayern, habe einen unbefristeten Job. Man kann immer eine Weiterbildung einlegen, also pausieren. Und diese Option lasse ich mir offen. Es würde sich für mich beruflich nichts ändern, weil ich in einem Konstrukt bin, das sehr gut funktioniert, auch in einem Ambulanzbetrieb, den ich mitgründen durfte in Graz, wo ich wirklich alle Tätigkeiten machen darf, aber natürlich wird immer gegengezeichnet vom Leitenden Oberarzt.
„Pro Patient oder Patientin habe ich eine Stunde Zeit und kann dann wirklich individualisierte Lösungen finden zu personalisierten Problemen.“
DA: Sie haben eben schon gesagt, Sie haben Professuren in Bayern und in Österreich, also in Bayreuth und Graz. Wie kam es dazu, an zwei Stellen eine Professur zu haben, und was sind jeweils die Aufgaben in Graz und in Bayreuth?
Prof. Moser: Ich war damals physisch in Graz und wir haben die Schwerpunktambulanz für Diabetes, Physische Aktivität und Sport gegründet. Und dann, dazu kann ich auch ganz ehrlich die Geschichte erzählen, sind wir Weißweinschorle trinken gegangen am Abend mit einem Freund aus Deutschland in Graz und der sagte: „Hast du gesehen? In Bayreuth ist die Professur für Sportmedizin ausgeschrieben.“ Ich fragte: „Wann ist die Deadline, bis wann kann man sich bewerben?“ Er sagte: „Bis heute um 0 Uhr.“ Und es war schon 22 Uhr… Da habe ich mich schnell auf mein Fahrrad gesetzt und schnell die Bewerbung abgeschickt, habe mich für Bayreuth beworben.
Nach Bewerbungsgesprächen und Verhandeln habe ich nach einem Jahr die Professur bekommen. Es war aber so, dass die Schwerpunktambulanz in Graz mit dieser Einzigartigkeit der Spezialisierung auf Sport und Bewegung bei Diabetes ein Herzensprojekt ist. Somit habe ich meine Grazer Stelle nie aufgegeben, betreue alle zwei Wochen die Schwerpunkt-Ambulanz freitags und habe zugleich die volle Stelle, verbeamtet auf Lebenszeit, in Bayreuth, wo wir zu 100 Prozent den Fokus haben auf Wissenschaft und klinische Studien zu Sport und Typ-1-Diabetes.
DA: Was machen Sie genau in der Schwerpunktambulanz?
Prof. Moser: In Graz muss man klar differenzieren zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Bei Typ-1-Diabetes finden wir individuelle Strategien, „damit der Zucker im Sport schön bleibt“. Wir haben natürlich die Möglichkeit, weil ich zwei internationale Leitlinien geschrieben habe, diese anzuwenden. Das ist immer die erste Empfehlung, aber wir sprechen sehr exakt durch: Wie kann ich mein Insulin anpassen? Wie kann ich die Kohlenhydrate supplementieren und wann, damit ich im Endeffekt wie eine Person ohne Typ-1-Diabetes Sport machen kann? Pro Patient oder Patientin habe ich eine Stunde Zeit und kann dann wirklich individualisierte Lösungen finden zu personalisierten Problemen.
Bei Typ-2-Diabetes ist das ein kompletter Kontrast. Da reden wir fast gar nicht über die Therapie, da reden wir darüber, wie wir physische Aktivität und Sport in den Alltag integrieren können und natürlich auch Anpassung der Ernährung. Als Beigeschmack sehen wir natürlich, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes auch in Bezug auf die Therapie profitieren, weil sie zum Beispiel bei kurzer Diabetesdauer wieder Medikamente reduzieren können, der HbA1c-Wert besser wird und sie sich einfach auch besser fühlen. Das ist ein echtes Kontrastprogramm zwischen Typ 1 und Typ 2, was da gemacht wird.
DA: Wie ist es zahlenmäßig mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes in Graz in der Sprechstunde?
Prof. Moser: Unterschiedlich, wie der Bedarf ist. Ich habe natürlich einen Namen im Bereich Typ 1 und Sport. Das heißt, es kommen sehr viele spezielle Menschen mit speziellen Fragen. Ich würde sagen, es sind 70 Prozent Typ 1 und 30 Prozent Typ 2, aber die Angabe ist ohne Gewähr. Ich hätte gerne die Balance, aber bei Typ 2 ist halt nicht so der primäre Gedanke, sofort Sport zu machen.
DA: Woher kommen die Menschen zu Ihnen, die sich beraten lassen wollen?
Prof. Moser: Eigentlich von überall. Wir haben natürlich den Fokus auf Österreich, weil es eine österreichische Ambulanz ist. Das heißt, das ist wirklich österreichweit. Die Leute fahren auch her, aber wir versuchen es natürlich auch telemedizinisch zu machen, wenn zum Beispiel jemand in Vorarlberg wohnt. Den lassen wir nicht sechs Stunden mit dem Auto herfahren. Es kommen auch ausländische Personen mit Fragen. Da haben wir die Möglichkeit in Deutschland mit der Lifestyle-Ambulanz als Projekt, als Studie. Da können wir sehr einfach und elegant ohne Selbstkostenbeitrag, das ist wichtig, auch Menschen aus Deutschland mit Typ-2-Diabetes, Typ-1-Diabetes und mit Adipositas unterstützen. Die können auch in Bayreuth zu uns kommen, wenn sie zum Beispiel einen Leistungstest machen wollen oder spezielle Fragen haben. Das heißt, wir versuchen es so zu verteilen, dass die Leute keine langen Anreisen haben.
„Der Switch zu AID war einfach der Aufwand. Ich hatte keinen Bock mehr, so viel selbst zu tun.“
DA: Die Entfernung zwischen Graz und Bayreuth ist weit. Was bedeutet das konkret für Ihr Leben, dass Sie an solch zwei auseinanderliegenden Standorten tätig sind?
Prof. Moser: Massive Anstrengung. Wir haben auch beruflich sehr viele Reisen mit Studien-Meetings, mit Vorträgen – und dann ist das natürlich eine private Doppelbelastung. Deshalb wird für mich auch in diesem Jahr die Entscheidung anstehen als Vater von zwei Jungs, der eine zwei Jahre alt, der andere vier Monate: entweder das eine oder das andere. Aber beides wird sich in diesem Ausmaß nicht mehr spielen, weil es sowohl mir nicht gut tut, das viele Reisen, aber auch natürlich meiner Familie nicht.
DA: Gibt es schon eine Tendenz, in welcher Richtung Sie sich entscheiden werden? Denn Ihr Lebensmittelpunkt liegt ja in Graz.
Prof. Moser: Mein Herz ist natürlich ein österreichisches Herz, mit rot-weiß-rotem Blut. Das ist so, man darf aber auch nicht vergessen, dass meine Mutter aus Bayern ist, die Hälfte meiner Familie lebt in Deutschland. Eine Tendenz kann ich gar nicht sagen, weil beides keine Nachteile hat, das ist der Punkt. Es haben beide Einrichtungen nur Vorteile. Und das ist wahrscheinlich die Frage, die ich mir stellen muss: Wo kann ich mir vorstellen, mit Familie und Beruf glücklicher zu werden, aber die Frage kann ich nicht beantworten.
Es wird einfach eine Adhoc-Entscheidung werden in diesem Jahr, weil beides massiv gut ist. Man kann es auch holistischer sehen: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft hat mich immer dankend und sehr nett und kompetent unterstützt, aber auch die Österreichische Diabetes Gesellschaft. Wie Sie hören: Ich bin komplett bipolar, was das betrifft, weil einfach alle super unterstützend waren für diese Thematik Typ 1 und Sport.
DA: Lassen Sie uns noch mal zurückkommen zu Ihrem eigenen Typ-1-Diabetes. Als Sie die Diagnose bekamen, mit welcher Therapie haben Sie damals begonnen?
Prof. Moser: Ich hab damals gestartet beim Monitoring mit Blutzuckerstreifen, ich hatte damals exakt fünf Streifen zur Verfügung pro Tag. Das war aber schon eine erhöhte Menge, weil ich damals ja noch Leistungssport gemacht habe. Und dann habe ich nur ein Essensinsulin bekommen, ohne Basalinsulin. Damit bin ich gut gefahren, ungefähr zwei Jahre. Nach zwei Jahren war dieser Punkt, dass man gesehen hat: Okay, ich steige jetzt über die Nacht kontinuierlich an. Dann habe ich mit einem Basalinsulin begonnen.
DA: Und wie ging es weiter? Denn heute werden Sie ein AID-System, also ein System zur automatisierten Insulin-Dosierung, benutzen?
Prof. Moser: Ja, aber noch gar nicht so lange (lacht). Das glauben immer so viele, weil ich sehr technikaffin bin, dass das für mich sofort die Lösung war. Diese Therapie, die Sie jetzt gehört haben, habe ich benutzt bis vor einem Jahr. Natürlich mit CGM, natürlich dann ein schnelleres Kurzzeitinsulin. Aber ich war tatsächlich so lange auf Insulin detemir und dazu eben dann im Wechsel manchmal Lyumjev, manchmal Fiasp, wie es passte.
Ich habe nicht gewechselt, weil mein Typ-1-Diabetes sehr einfach ist, der war immer mit mir und nicht gegen mich. Meine Zeit im Zielbereich war schön, das HbA1c war schön, also für mich individuell, so wie ich es wahrnehme, und ich hatte nie ein Hypoglykämie-Risiko.
Der Switch zu AID war einfach der Aufwand. Ich hatte keinen Bock mehr, so viel selbst zu tun. Der zweite Punkt war natürlich die Nachtphase. Ich habe heute einfach in der Nacht schlafen können, ohne in der Nacht nachspritzen oder Kohlenhydrate nachessen zu müssen. Das habe ich unter AID gar nicht, dass ich nachessen oder nachspritzen müsste.
„Was ich mir für die Gesellschaft wünschen würde, ist, dass wir diese Empörungsgesellschaft abschaffen könnten zusammen, dass nicht jeder sofort eskaliert und jeder alles als persönlichen Angriff benutzt und auch jemand anderem was gönnen kann.“
DA: Das ist ein kommerzielles AID-System?
Prof. Moser: Ja, es ist ein kommerzielles System.
DA: Wenn es bei Ihnen vielleicht mal nicht um Diabetes und Sport geht, was machen Sie da noch gern?
Prof. Moser: Ich liebe es, Zeit zu verbringen mit meiner Familie, mit meiner Frau und auch mit der erweiterten Familie. Und eine große Leidenschaft ist die Musik, ich spiele ein paar Musikinstrumente. Und ich lese sehr gerne, wo bei mir dann wieder die Gefahr ist, dass es sich mit dem Berufsalltag vermischt, weil ich dann Publikationen lese. Aber ich habe es mittlerweile auch geschafft, Sachbücher zu lesen, die mich sehr faszinieren, und da ist für mich eine große Leidenschaft die Philosophie, also moderne Philosophie, nicht die traditionelle.
DA: Was ist Ihnen wichtig für Sie selbst und auch für die Gesellschaft, wenn Sie in die Zukunft blicken?
Prof. Moser: Was ich mir für die Gesellschaft wünschen würde, ist, dass wir diese Empörungsgesellschaft abschaffen könnten zusammen, dass nicht jeder sofort eskaliert und jeder alles als persönlichen Angriff benutzt und auch jemand anderem was gönnen kann. Das ist, glaube ich, auch ein wichtiger Punkt, sich für jemand anderen freuen zu können und nicht zu denken: Warum habe das nicht ich erschaffen? Das ist, glaube ich, ein sehr, sehr wichtiger Punkt. Und dass die Leute einfach miteinander reden und vielleicht auch nicht übereinander.
Das wäre auch ein sehr eleganter Zugang, dass wir alle näher aneinander kommen und uns nicht alle mehr voneinander entfernen. Das sehe ich in der Gesellschaft, aber das sehe ich auch in der Medizin und auch sehr in der Wissenschaft, wo ich oft das Gefühl habe, es geht nur darum, dass dein eigener Name sehr hoch gerankt ist auf einer Publikation, aber es geht nicht mehr um den Mehrwert für die Menschen, die es betrifft. Das finde ich sehr traurig.
DA: Ganz herzlichen Dank, Herr Moser!
Interview: Dr. Katrin Kraatz
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