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Verschwitzt und mit leicht brennenden Muskeln sitze ich auf der Tartanbahn. 70 mg/dl (3,9 mmol/l) zeigt mein Messgerät an. Zu niedrig für weitere fünf 150-Meter-Läufe. Die Gruppe hat bereits den nächsten Lauf absolviert und hat nur noch vier vor sich. Ich muss wohl erstmal aussetzen, bis mein Blutzucker wieder etwas höher ist und ich genügend Energie für die Sprintdistanz zur Verfügung habe.
In diesen Momenten wünsche ich mir, allein Sport zu machen, ohne den Druck zu spüren, doch eigentlich der Gruppe hinterherrennen zu wollen. Doch ganz allein auf dem Sportplatz sein und das Trainingsprogramm durchzuziehen, hat ebenso Nachteile. Um beurteilen zu können, wie Sport am meisten Spaß bringt, muss das Thema ganzheitlich betrachtet werden.
Gemeinsam Spaß haben, aber auch gemeinsam durchhalten – wer wenig motiviert ist, der wird sich in einer Gruppe wohlfühlen. Man hilft sich gegenseitig, spornt sich an, steht auch mal im Wettbewerb zueinander oder bildet ein Team. Ein Trainer oder die Teamkollegen geben Rückmeldung: „Gut gemacht“ oder „Das kannst du noch besser machen“. Gemeinsam verbessert man sich und gewinnt dabei Freunde. Wenn sich jemand verletzt, sind Menschen da, die helfen. Und wenn doch ein unerwartet starker Unterzucker eintreten sollte, sind Menschen da, die unterstützen oder sogar den Notarzt rufen können.
Dazu ist es wichtig, die Trainingskollegen und den Trainer bereits vor dem ersten Training über Diabetes und mögliche Notfälle zu informieren. Nur so können sie rechtzeitig im Notfall handeln. Diese Aufklärungsarbeit kann unangenehm sein. Man möchte sich nicht darstellen, als sei man weniger leistungsfähig. Man möchte auch nicht mit „Samthandschuhen angefasst werden“. Deshalb am besten einfach ganz normal darüber reden.
Zum Beispiel so:
Zur Info, ich habe Diabetes Typ 1. Das heißt, ich muss immer mal meinen Blutzucker messen. Es kann vorkommen, dass er zu niedrig ist. Dann muss ich zunächst etwas trinken und warten, bis der Blutzucker wieder im Normbereich ist, bevor ich weiter trainieren kann. Im allergrößten Notfall kann ich bei einer Unterzuckerung bewusstlos werden. Sollte das vorkommen, dann legt mich bitte in die stabile Seitenlage und ruft einen Notarzt. Das sollte nicht passieren, denn mit Kontrolle und guter Körperwahrnehmung schaffe ich es, meinen Blutzucker gut im Griff zu haben, und versuche mein Bestmögliches, um alle Übungen mitmachen zu können.
Am besten, ihr gebt eurem Trainer ein kleines Infoblatt, auf dem steht, wie man sich im Notfall verhält. Zusätzlich sollte der Trainer die Telefonnummer eines Angehörigen erhalten, damit er denjenigen im Notfall informieren kann.
Doch zurück zu der Abwägung, ob Sport in der Gruppe oder allein mehr Spaß bringt:
Der einzige Nachteil, den Sport in der Gruppe für mich haben kann, kommt nur vor, wenn das Training unerwartet anspruchsvoll ist und mein Blutzucker zu tief oder zu hoch ist, um das Training weiter durchzuführen. Solange der Spaß beim Sport mit der Gruppe im Vordergrund steht, ist es nicht dramatisch, wenn eine Übung im Training wegfällt. Beim Leistungssport hingegen muss diese Übung nach Möglichkeit nachgeholt werden, um den gewünschten Trainingseffekt erzielen zu können und die Ziele zu verfolgen.
Wer alleine trainiert, dem kann es leichterfallen, sich auf sich und sein Wohlbefinden zu konzentrieren. Schwankungen im Blutzucker können durch diese Achtsamkeit besser wahrgenommen werden, als wenn man sich vom Eifer der Gruppe ablenken lässt. Die Trainingsübungen und auch die Pausen können im eigenen Rhythmus durchgeführt werden, ohne den Gedanken: „Ich würde jetzt auch gern mit der Gruppe losrennen, aber mein Blutzucker ist zu niedrig.“
Im Notfall oder bei Verletzungen ist jedoch niemand da, der einem hilft. Zusätzlich fällt manch einem es deutlich schwerer, sich allein zu motivieren, das Trainingsprogramm durchzuziehen und die Übungen zu absolvieren. Es macht weniger Spaß, denn keiner ist da, mit dem man sich über die Übungen unterhalten kann.
Alles in allem bringt die Gruppe viele Vorteile. Wenn Trainer und Trainingskollegen ausreichend informiert sind, fühlt man sich sicher. Die Schwierigkeit, die es dann zu meistern gilt, ist, trotz des Gruppen-Spaßes den inneren Fokus nicht zu verlieren und selbstbewusst ohne negative Gedanken mögliche Pausen durch Blutzucker-Schwankungen zu akzeptieren. Die Gruppe gibt dann Anreiz, herauszufinden, weshalb der Blutzucker schwankte, um beim nächsten Mal reagieren zu können und alle Übungen mitmachen zu können. Mein Fazit daher: Beides hat Vor- und Nachteile, doch in der Gruppe fühle ich mich sicherer und es macht mehr Spaß. Mein absolutes Lieblingstraining ist das mit meinem Partner. Er kennt mich, meinen Diabetes und passt sich meinem Rhythmus an, besser geht es nicht. Und Sport mit dem Partner gemeinsam auszuüben, fördert das Zusammenleben.
Also viel Spaß beim Sporteln!
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