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Viele Menschen kennen mich als berufstätige Mama mit ihrer kleinen-großen Tochter und der neugierigen, schwarzhaarigen Labradorhündin an der Seite. Mein Diabetes ist dabei jedoch unsichtbar. Und oftmals – das stelle ich immer wieder fest – weiß kaum jemand Bescheid über meine kleinen Schwachstellen: die Unterzuckerungen. Im Gegenteil – mein Unterzucker geht für die Außenwelt oftmals „unbemerkt“ vorüber.
Ich möchte hier mit meinen eigenen Worten beschreiben, wie sich für mich persönlich ein Unterzucker anfühlt. Denn ich muss im Alltag täglich jonglieren: die Balance zwischen meinem Familienleben, den Anforderungen im Beruf und dazu gibt es noch immer meinen ständigen Begleiter, den Diabetes mit den Hypoglykämien. Wenn Menschen mich nicht als Diabetikerin kennen, dann erlebe ich bei diesen Menschen oft eine Art von Hilflosigkeit. Die Mitmenschen reagieren sehr unterschiedlich. Mal ist es Hilflosigkeit, mal Ignoranz, dann auch Hilfsbereitschaft.
Die Anzeichen jeder Unterzuckerung schauen bei mir sehr verschieden aus. Es gibt sowohl körperliche als auch psychische Merkmale. Auf die konkreten körperlichen Details möchte ich nicht genauer eingehen. Mir ist in diesem Beitrag die psychische Verfassung sehr wichtig.
Ich habe mit bald 30 Jahren Diabetesdauer schon extrem viele Erlebnisse mit diesen verflixten Unterzuckerungen erlebt. Bei mir selbst fühlt sich eine Hypoglykämie je nach Situation sehr verschieden an. Es erinnert fast an ein Chamäleon, dessen Haut sich sekundenschnell verändern kann. Mal bin ich in meinen Reaktionen etwas langsamer, dann wieder extrem „zickig“ oder launisch und manchmal etwas abwesend, wie in einer eigenen Welt.
In meinem Kopf schreit es dann oft laut nach „Essen“. Es erscheinen innerlich Bilder von Süßigkeiten, Saft oder Brot. Ich brauche dieses Essen dann jetzt, SOFORT!!! Was immer dabei bleibt, ist meine LANGSAMKEIT.
Charakteristisch war für mich die Eigenschaft, dass ich versuchte, jede Unterzuckerung – wenn möglich – zu kaschieren und sie meinem Umfeld zu verheimlichen. In mir entsteht dann eine Art innerer Bedrohung. Ich will bei meiner Außenwelt nicht als schwacher Mensch dastehen. Ein Mensch, der seinen Diabetes und damit sein Leben nicht im Griff hat… Es sind für mich oft furchtbare Gefühle bei diesen Unterzuckerungen. Mich plagte dann häufig ein schlechtes Gewissen, etwas falsch zu machen. Diese eigenen Schuldzuweisungen sind sehr unangenehm.
Nun lebe ich mit meinem Diabetes schon über 25 Jahre. Und damit haben sich auch die Beziehungen zu meinen Hypoglykämien verändert. Wollte ich früher unbedingt die Hypoglykämien kaschieren, gehe ich jetzt viel lockerer mit ihnen um. Ich sage meinen Kollegen in der Arbeit offen, dass ich jetzt eben ein Glas Apfelsaft brauche, weil mein Blutzucker in den Keller rauscht. Oder ich gönne mir zu Hause diese 10 Minuten Pause, weil ich das jetzt brauche. Meine Tochter kennt den Zustand ihrer Mutter schon und bietet mir oft Süßigkeiten aus ihrer „Süßbox“ an.
Das Gefühl bei einer Unterzuckerung bleibt nicht ein Leben lang gleich. Es verändert sich. Genauso wie sich der Umgang mit meinem Diabetes geändert hat. Aus Angst oder Panik vor einer Hypoglykämie kann auch der bewusste Umgang mit diesem besonderen Zustand werden. Alles braucht jedoch Zeit und viel (Lebens-)Erfahrung.
Über ein Feedback von Euch freue ich mich!
Das unterschiedliche Erleben von Hypoglykämien war auch Thema bei einer Barcamp-Session, über die Antje berichtet: 100 Gesichter, 100 Hypos: Wir erklären, wie sich eine Hypo anfühlt!
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