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Im letzten Beitrag der Blood Sugar Lounge vom 13. September 2022 wurde darauf eingegangen, dass Unterschiede in der Glukosekonzentration im Blut (in diesem findet die Blutglukosemessung statt) und im Gewebe (hier misst CGM) auftreten, wenn die Glukosewerte ansteigen oder abfallen. Als Erstes denkt man da immer an die Änderung der Glukosekurve während und nach einer Mahlzeit. Allerdings treten ansteigende und abfallende Glukosewerte in allen dynamischen, also sich rasch ändernden Situationen auf. Das sind neben der Mahlzeit
Die sich in solchen Situationen ergebenden Abweichungen der CGM-Messwerte von den Blutglukosewerten sind normal. Sie entsprechen der Verteilung der Glukose im Organismus. Die Glukosesensoren messen genau an der Stelle, an der sie sitzen, den aktuellen Glukosespiegel und dieser ist bei Anstiegen und Abfällen aufgrund der genannten Dynamik unterschiedlich. Diese Unterschiede findet man in solchen Situationen sogar im Blut selbst: Am Fuß ist es anders als am Arm, den Fingern, am Bauch usw. [1].
Auf einen einfachen, aber immer zu bedenkenden Umstand ist dabei dringend hinzuweisen:
UNTERSCHIEDE ZWISCHEN BLUT- UND SENSORGLUKOSEWERTEN LASSEN SICH NUR FESTSTELLEN, WENN BEIDE WERTE AUCH GLEICHZEITIG GEMESSEN WERDEN!
Weil heutzutage die meisten Glukosesensoren nicht mehr kalibriert werden müssen, wird ein CGM-Anwender meist nur dann einen punktuellen Blutglukosewert mit seinem Blutglukosemessgerät messen, wenn er sich nicht sicher ist, ob die CGM-Messung auch wirklich stimmt (z.B.: er spürt Symptome einer Unterzuckerung, sein CGM-System zeigt aber einen Wert von 120 mg/dl (6,7 mmol/l) an).
Die häufigste Form hoher Glukosedynamik ist das Essen einer Mahlzeit. Darauf war in der letzten Ausgabe der BSL (13.09.22) eingegangen worden. Die sich ergebenden Unterschiede zwischen Blut- und Gewebeglukose hängen von der Geschwindigkeit ab, mit welcher sich die Blutglukose ändert. Im CGM-Profil wird das durch die Steilheit des Anstiegs repräsentiert. Folglich hängt auch die zeitliche Verzögerung („time-lag“), mit welcher der Sensorwert den Blutglukosewert erreicht, von dieser Steilheit ab und damit
Die besagten Unterschiede treten insbesondere auch bei körperlicher Aktivität/Sport auf, denn durch die Muskelbewegung wird die Glukose schneller aufgenommen. Abb. 1 zeigt dazu das Beispiel eines Menschen mit Typ-1-Diabetes. Vor (Tag 1 bis Tag 2, um 5.00 Uhr) und nach (Tag 3) einem Radmarathon stimmten die Glukosewerte des Sensors gut mit den Blutglukosewerten überein. Anders ist das während des am Tag 2 durchgeführten Radmarathons, bei dem erhebliche Unterschiede auftraten. Der Betreffende nimmt da mehrfach Müsliriegel zu sich und stellt bei der routinemäßigen punktuellen Glukosemessung erheblich höhere Blutglukosewerte fest als die vom CGM angezeigte Kurve. Am Ende des Tages stimmen dann die Werte in beiden Kompartimenten (Blut und Gewebe) wieder überein, so, wie vor der körperlichen Aktivität auch. Die Ursache für die Abweichungen lag nicht etwa in einer Fehlmessung des Glukosesensors, sondern war im Rahmen der Messgenauigkeit ein Resultat der bei der normalen Regulation des Organismus auftretenden Abweichungen im Blut und Gewebe.
Im nächsten Beitrag in der Blood Sugar Lounge wird dann noch einmal gesondert auf die Reaktion des Organismus im Zusammenhang mit Hypoglykämien (Unterzuckerungen) und deren Auswirkungen auf den Glukosespiegel eingegangen. Dies ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, die sich nur mithilfe von CGM zeigen lassen.
[1] Dreval AV et al.: Comparison of Glycemic Variability assessed by Continuous versus discrete Glucose Monitoring. Diabetes Technology & Therapeutics 2013; 15 (Suppl.1): A60
[2] Thomas A, Kolassa R, von Sengbusch S, Danne T: CGM interpretieren: Grundlagen, Technologie, Charakteristik und Konsequenzen des kontinuierlichen Glukosemonitorings. Kirchheim, Mainz, 2019
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