Steigt der Blutzuckerspiegel extrem an, kann es zu einer Ketoazidose, einer gefährlichen Stoffwechselentgleisung kommen, die unbehandelt ins diabetische Koma und sogar zum Tod führen kann. Hier erfährst du, woran man diese akute Komplikation erkennt, wie man vorbeugen und sie behandeln kann.
Eins vorweg: Kurzzeitige Blutzuckerspitzen, zum Beispiel unmittelbar nach dem Essen, lassen sich bei Diabetes im Alltag nicht immer vermeiden. Wenn sich die Werte rasch wieder auf im Zielbereich einpendeln, droht keine akute Gefahr. Anders verhält es sich, wenn die Blutzuckerwerte ungebremst ansteigen: Dann kann sich eine Ketoazidose – nicht zu verwechseln übrigens mit einer Ketose, wie sie beim Fasten oder einer Ernährung mit wenig Kohlenhydraten vorkommen kann – einstellen, eine gefährliche und ggf. sogar lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung.
Übersäuerung des Blutes durch extrem hohe Blutzuckerwerte
Zu einer Ketoazidose kommt es, wenn aufgrund eines absoluten Insulinmangels (etwa weil gar kein Insulin gespritzt wurde oder weil Insulinpumpe oder Katheter defekt sind) keine Glukose in die Zellen gelangt und der Blutzuckerspiegel dramatisch ansteigt. Um die gestörte Energieversorgung des Körpers zu kompensieren, wird in der Leber vermehrt Fett abgebaut. Deshalb zirkulieren immer mehr organische Säuren im Blut. Bei einer Ketoazidose riechen Menschen mit Diabetes infolge dieser Übersäuerung häufig stark nach Azeton (Nagellackentferner), sind müde und oft sogar nicht mehr ansprechbar, haben unerträglichen Durst oder erbrechen sich.
Unbehandelt führt eine Ketoazidose ins diabetische Koma und letztlich zum Tod. Viele Menschen mit Typ-1-Diabetes haben bei ihrer Diagnose eine Ketoazidose und müssen zunächst im Krankenhaus behandelt werden.
Ketoazidose: Viel Insulin, viel trinken, engmaschig beobachten
Um eine solche Stoffwechselentgleisung zu behandeln, sind wesentlich höhere Insulindosen als normal notwendig. Diabetesprofis sprechen dabei von einem ‚Keto-Schema‘, das auch in Schulungen vermittelt wird. Das Insulin sollte unbedingt per Spritze und nicht über die Insulinpumpe zugeführt werden – schließlich hat möglicherweise ein verstopfter Katheter überhaupt erst zu der Ketoazidose geführt.
Wichtig zu wissen: Mit einer einmaligen Insulingabe ist es nicht getan. Vielmehr muss in regelmäßigen Abständen Insulin gespritzt werden, bis der Blutzuckerspiegel wieder im Zielbereich angelangt ist. Neben den Blutzuckerwerten sollten auch die Blutketonwerte immer wieder überprüft werden. Außerdem ist es wichtig, körperliche Anstrengung zu vermeiden und viel zu trinken, um den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren.
Checkliste: So vermeide und behandele ich eine Ketoazidose
- Glukosewerte immer engmaschig im Blick behalten. Dabei helfen u.a. Sensoren zur kontinuierlichen Glukosemessung, die mit einem Alarm bei hohen Zuckerwerten warnen. Außerdem sinnvoll: Ein Ketonmessgerät, mit dem sich die Blutketonwerte prüfen lassen.
- Auch unterwegs immer Insulin greifbar haben, um den Glukoseanstieg zu stoppen. Wer eine Insulinpumpe nutzt, sollte für den Fall technischer Pannen immer einen Insulinpen bzw. Einwegspritzen mit Insulin dabei haben.
- Bei häufigen Stoffwechselentgleisungen empfiehlt sich eine (erneute) Schulung in der Diabetespraxis.
- Im Falle einer (schweren) Überzuckerung (Hyperglykämie) bzw. Ketoazidose dürfen Menschen mit Diabetes keinesfalls einschlafen, sondern müssen sich gemäß Keto-Schema Insulin zuführen. Wenn sie oder ihre Angehörigen unsicher sind, wie das geht, sollten sie den Rettungswagen verständigen oder das Krankenhaus aufsuchen, damit über einen Venenzugang Insulin verabreicht wird.
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von Antje Thiel