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„Blutfette“: Was ist das denn? Fett(e) im Blut? Wie muss man sich das vorstellen – schwimmen Fettstückchen im Blut? Was hat es auf sich mit Cholesterin und Triglyzeriden, und warum sollten die Blutfettwerte, also die Anteile an Cholesterin und Triglyzeriden im Blut, regelmäßig bestimmt werden? Das erklärt Dr. Nicolin Datz.
Die Blutspiegel der Triglyzeride und des Cholesterins zählen zu den wichtigsten Blutfettwerten und sollten regelmäßig kontrolliert werden.
Das Cholesterin gehört zur Gruppe der Fette (medizinischer Fachbegriff: Lipide) und ist ein lebenswichtiger Stoff für den Menschen. Es dient dem Körper zur Herstellung von Zellmembranen und ist die Ausgangssubstanz für wichtige Hormone (z. B. Östrogen und Testosteron) und Vitamine (z. B. Vitamin D). Cholesterin kann sowohl vom Körper selbst produziert werden (in der Leber) als auch im Darm aus der Nahrung aufgenommen werden.
Da Fette nicht wasserlöslich sind, müssen sie, um im Körper transportiert zu werden, in Eiweißhüllen verpackt werden. Diese Eiweißhüllen werden Lipoproteine genannt; sie bestehen aus Fett und Eiweiß. Zwei sehr wichtige Lipoproteine sind:
Triglyzeride (Neutralfette) sind eine Speicherform des Körperfetts, aus dem Energie gewonnen werden kann. Mit dem Lipoprotein VLDL (Very Low Density Lipoprotein) werden Triglyzeride im Körper transportiert.
Cholesterin und Triglyzeride sind in einer bestimmten Konzentration für den Körper lebenswichtige Substanzen. Übersteigen die Konzentrationen jedoch das gesunde Maß, können lebensbedrohliche Krankheiten die Folge sein.
Hohe Triglyzerid- und/oder Cholesterinspiegel im Blut sind ein Risikofaktor für die Entstehung der Arterienverkalkung (Atherosklerose). Bei der Atherosklerose verengen Ablagerungen die Blutgefäße, das kann im weiteren Verlauf zu Bluthochdruck und lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt oder Schlaganfall) führen. Erhöhte Cholesterinspiegel nennt man Hypercholesterinämie, erhöhte Triglyzeridspiegel werden Hypertriglyzeridämie genannt.
LDL: Das LDL transportiert das Cholesterin zu den Zellen im Körper. Ist der Anteil an LDL im But zu hoch, sind die Zellen bereits gesättigt und können kein Cholesterin mehr aufnehmen. Die Folge: Das Cholesterin lagert sich an den Arterienwänden ab, das kann dort zur „Verkalkung“ führen. Für das LDL gilt also: je niedriger der Wert, desto besser!
Triglyzeride: Zu hohe Triglyzeridwerte können zu einem eingeschränkten Flussverhalten des Blutes führen. Es kommt dann zu Durchblutungsstörungen in Gehirn und Herz sowie zu Entzündungen der Bauchspeicheldrüse. Zu viele Triglyzeride im Blut erhöhen zusätzlich das Atheroskleroserisiko. Somit gilt auch für die Triglyzeride: je niedriger desto besser.
HDL: Das HDL kann Cholesterin, das sich an den Gefäßwänden abgelagert hat, wieder entfernen und zurück zur Leber transportieren. Somit kann HDL die Gefäße vor „Verkalkung“ schützen. Für das HDL gilt also: je höher der Wert im Blut, desto besser!
Kinder mit Typ-1-Diabetes haben durch die Störung des Glukosestoffwechsels ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Atherosklerose. Besteht zusätzlich noch eine Fettstoffwechselstörung (Hypercholesterinämie/ bzw. -triglyzeridämie), ist also der Cholesterinspiegel bzw. der Triglyzeridspiegel im Blut zu hoch, steigt das Risiko für die Atherosklerose zusätzlich an. Daher ist es notwendig, die Blutfette im Rahmen der ambulanten Betreuung regelmäßig zu kontrollieren.
Bei den Fettstoffwechselstörungen spielt jedoch auch die Vererbung eine große Rolle. Um abschätzen zu können, wie hoch das Risiko eines Kindes für die Entstehung einer Atherosklerose aufgrund erhöhter Fettwerte ist, sollte nach der Familiengeschichte gefragt werden: Gibt es in der Familie Hinweise auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Hat z. B: ein weibliches Familienmitglied vor dem 65. Lebensjahr oder ein männliches Mitglied vor dem 55. Lebensjahr einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten?
Ist dies der Fall, sollten die Blutfette frühzeitig untersucht werden – auch bei gesunden Kindern.
Sollten die Blutfettwerte trotz dieser Maßnahmen nicht sinken, muss eine medikamentöse Therapie in Betracht gezogen werden. Welche Möglichkeiten es im Kindes- und Jugendalter gibt, muss mit dem Arzt/der Ärztin individuell besprochen werden.
Eine Fettstoffwechselstörung kann auch vererbt werden. Ein Beispiel dafür ist die familiäre Hypercholesterinämie (FH), die von einem oder beiden Elternteilen an die Kinder weitergegeben wird und zu sehr hohen Cholesterinwerten führen kann. Bei dieser Erkrankung ist das LDL-Cholesterin in deutlich erhöhter Konzentration im Blut nachweisbar, weil es aufgrund eines genetischen Defektes nicht ausreichend aus dem Blut aufgenommen werden kann.
Von Geburt an haben Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie erhöhte LDL-Cholesterinwerte und sind somit besonders gefährdet für die Entstehung der Atherosklerose mit ihren Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Die FH tritt bei ca. 1 von 300 Menschen auf. Die meisten Betroffenen fallen erst im Erwachsenenalter im Rahmen einer Routineblutentnahme auf. Heilen kann man diese Erkrankung nicht, aber durch eine Senkung des LDL-Cholesterin schon in jungen Jahren das Risiko für die Entstehung der Atherosklerose verhindern bzw. verzögern. Bei der FH reichen die Empfehlungen bezüglich Ernährung und körperlicher Bewegung oft nicht aus, um den LDL-Wert ausreichend zu senken, so dass meistens Medikamente eingesetzt werden müssen.
Wenn in der Generation der Großeltern oder der Eltern eine Frau/Frauen vor dem 65.Lebenjahr und ein Mann/Männer vor dem 55.Lebensjahr einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt erlitten hat/haben, kann dies ein Hinweis auf eine familiäre Hypercholesterinämie sein. Außerdem zeigen sich bei FH-Betroffenen Fettablagerungen in Form von kleinen gelblichen Knötchen an Hautfalten von Händen und Füßen oder im Bereich der Unterlider.
In Niedersachsen gibt es seit 2016 eine Studie zur Hypercholesterinämie-Früherkennung: Im Rahmen der Fr1dolin-Studie können Kinder zwischen 2 und 6 Jahren auf das Vorliegen einer FH untersucht werden. Diese Untersuchung ist gekoppelt mit der Untersuchung zur Früherkennung eines Typ-1-Diabetes.
von Dr. med. Nicolin Datz |
Oberärztin Pädiatrie III, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche „Auf der Bult“ Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover, E-Mail: datz@hka.de |
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2020; 12 (1) Seite 26-28
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