- Eltern und Kind
Blutfettwerte – so wichtig wie das HbA1c
4 Minuten
Innerhalb des ersten Jahres nach Diagnose und dann regelmäßig alle zwei Jahre sollten bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes die Blutfettwerte kontrolliert werden. Warum ist das so wichtig? Und was kann bei zu hohen Werten passieren?
Regelmäßig fordert der Diabetologe zu diversen Vorsorgeuntersuchungen auf. Dann sollen nicht nur die Augen und der Urin untersucht werden, auch eine Blutuntersuchung findet statt. Und wichtiges Augenmerk legt der Arzt dann auf die Werte von Cholesterin und Triglyzeriden. Aber was bedeuten diese Werte?
Was sind Blutfette – und was sind ihre Aufgaben?
Ebenso wie Zucker (Kohlenhydrate), Eiweiß (Protein) und Wasser sind auch die Fette (Lipide) ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Körpers. Sie bilden nicht nur die Energiereserve des Körpers, sie sind auch Baustein jeder einzelnen Zelle. Sie sind nötig zum Transport von lebenswichtigen Vitaminen, und aus ihnen werden wichtige Hormone hergestellt.
Der Mensch nimmt das Fett mit der Nahrung auf, kann aber vor allem Triglyzeride und Cholesterin auch selbst bilden. Die Regulierung der Blutfette erfolgt durch Gene und Hormone. Und hier kann es zu Erkrankungen kommen, zu sogenannten Fettstoffwechselstörungen.
Bei der Vorsorgeuntersuchung werden in der Regel die Triglyzeride und das Gesamt-Cholesterin bestimmt. Im Labor besteht die Möglichkeit, das Cholesterin weiter einzuordnen: Da die Fette nicht wasserlöslich sind, kann ein Transport im Blut nur erfolgen, wenn sie an wasserlösliche Proteine gebunden werden. Die so entstehenden Komplexe heißen Lipoproteine.
Unterteilung der Lipoproteine nach unterschiedlicher Dichte
Lipoproteine weisen durch unterschiedliche Zusammensetzung eine unterschiedliche Dichte auf. So können die Lipoproteine weiter unterteilt werden. Es gibt sehr leichte Lipoproteine (englisch: Very Low Density Lipoprotein, abgekürzt: VLDL), die vor allem Triglyzeride enthalten.
Diejenigen Lipoproteine, die vor allem Cholesterin enthalten, haben eine geringere Dichte (im Englischen: Low Density Lipoprotein, abgekürzt: LDL). Dieses LDL-Cholesterin ist in der Lage, das enthaltene Cholesterin an die Körperzellen abzugeben.
Die Lipoproteine mit hoher Dichte (englisch: High Density Lipoprotein) werden HDL-Cholesterin genannt. Sie können unter anderem Cholesterin aus sogenannten Fresszellen aufnehmen und zur Leber transportieren. In der Leber wird das Cholesterin weiter verwertet oder ausgeschieden.
Welche Werte sind normal?
In der Regel werden die Triglyzeride und das Gesamt-Cholesterin bei Vorsorgeuntersuchungen bestimmt. Die Normalwerte sind nicht nur abhängig vom Alter des Untersuchten und eventuell der Tageszeit der Blutabnahme, sondern auch von der Untersuchungsmethode, die das Labor anwendet. Deswegen gelten die in diesem Artikel genannten Werte nur als Orientierung, Sie sollten die Untersuchungsergebnisse immer mit dem Arzt Ihres Kindes besprechen.
Triglyzeride liegen bei Jugendlichen idealerweise unter 120mg/dl (1,36 mmol/l). Beim Cholesterin ist ein Wert kleiner als 175 mg/dl (4,5 mmol/l) normal, liegt der Wert zwischen 175 und 200 mg/dl (4,5-5,2 mmol/l), ist eine Kontrolle empfohlen, und bei Werten über 200 mg/dl (5,2 mmol/l) sollte der Arzt zusätzlich das gute HDL- und das ungünstige LDL-Cholesterin bestimmen.
Warum ist eine Fettstoffwechselstörung gefährlich?
Wenn das Gleichgewicht der Aufnahme von Fetten mit der Nahrung, der Eigenproduktion, Aufnahme in die Körperzellen und der Ausscheidung über die Galle gestört ist, kann es zu einer Erhöhung der Blutfettwerte kommen (Hyperlipidämie) oder zu einem Missverhältnis zwischen den einzelnen Lipiden (Dyslipidämie).
Durch ein zu hohes LDL-Cholesterin oder ein zu niedriges HDL-Cholesterin kommt es zu einer Ablagerung von überschüssigem Cholesterin in den Wänden der Blutgefäße. Diese verlieren dadurch auf Dauer an Elastizität und werden enger, es entsteht Arteriosklerose (Gefäßverkalkung). Das kann zu einer Verschlechterung der Nährstoffversorgung für die Organe führen, die hinter der Verengung liegen. So können diese Organe geschwächt werden.
Geschieht dies an den kleinen, feinen Herzkranzgefäßen, kann eine Verengung, die bis dahin zu keinen Anzeichen geführt hat, irgendwann zu einem kompletten Verschluss des Blutgefäßes führen und einen Herzinfarkt verursachen.
Was hat das mit dem Diabetes zu tun?
Auch Insulin ist ein Hormon, das den Fettstoffwechsel beeinflusst. Insulin hemmt die Freisetzung von Fettsäuren aus den Fettzellen. Fehlt Insulin (beim Typ-1-Diabetes) oder ist seine Wirkung abgeschwächt (beim Typ-2-Diabetes), fehlt seine Hemmung der Fettzelle und es werden vermehrt Fettsäuren freigesetzt, aus denen Triglyzeride gebildet werden. Damit erhöht ein Diabetes das Risiko für Fettstoffwechselstörungen.
Fettstoffwechselstörungen wiederum bergen ein großes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, also Krankheiten, die als Folge von Arteriosklerose entstehen. Das bedeutet, dass es im Vergleich zu gesunden Menschen bei Menschen mit einer Fettstoffwechselstörung bereits im mittleren Erwachsenenalter zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen kann. Auch ein Diabetes mellitus ist ein sogenannter kardiovaskulärer Risikofaktor. Kommen beide Erkrankungen zusammen vor, potenziert sich das Risiko.
Als weitere Risikofaktoren, die möglichst vermieden werden sollten, sind Bluthochdruck, Übergewicht und Rauchen zu nennen.
Wie kann bei Kindern vorgebeugt werden?
Man weiß, dass Veränderungen an den Blutgefäßen bereits im Kindesalter entstehen können, ohne dass dies zu spürbaren Beeinträchtigungen führt. Daher ist es wichtig, bereits in diesem Alter die Blutfette zu untersuchen, vor allem dann, wenn es in der Familie bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall gab. Denn wenn man eine Cholesterinerhöhung rechtzeitig entdeckt, kann man sie auch gut behandeln.
Wichtigste Therapiemaßnahmen sind eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung und viel Bewegung. Da sollten Sie als Eltern mit gutem Beispiel vorangehen. Ebenso wichtig ist die Verbesserung der Insulintherapie. Bei der Ernährung sollte auf magere, fettarme Produkte geachtet werden, pflanzliche Fette sollten bevorzugt und es sollte ballaststoffreich gegessen werden. Außerdem hat Bewegung – nicht nur in Form von regelmäßigem Sport, sondern auch im Alltag, zum Beispiel durch Vermeiden von Rolltreppen – einen sehr guten Einfluss auf den Fettstoffwechsel.
Wenn eine Fettstoffwechselstörung rechtzeitig erkannt wird und durch eine gesunde Lebensweise und gegebenenfalls später mit Medikamenten behandelt wird, können mit großer Wahrscheinlichkeit Folgeerkrankungen vermieden werden.
Fazit
Fette (Lipide) übernehmen im Körper wichtige Aufgaben (z. B. Transport von Vitaminen). Ist aber der Fettstoffwechsel gestört, kann dies das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Das Hormon Insulin ist am Fettstoffwechsel beteiligt – es hemmt die Freisetzung von Fettsäuren aus den Fettzellen. Fehlt Insulin – wie bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes – werden deshalb vermehrt Fettsäuren freigesetzt und das Risiko für Fettstoffwechselstörungen und damit das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall werden erhöht.
Deshalb ist es schon bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes wichtig, regelmäßig die Blutfette zu überprüfen. Zum ersten Mal soll das innerhalb eines Jahres nach der Diagnose geschehen, danach all zwei Jahre.
von Dr. med. Kerstin Kapitzke
Oberärztin Pädiatrie III, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin “Auf der Bult”,
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover30173 Hannover
Telefon: 0511 / 8115 – 0 (Zentrale), Telefax: 0511 / 8115 – 1060
E-Mail: kapitzke@hka.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2016; 9 (4) Seite 8-10
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- MONITOR
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig
3 Minuten
- Behandlung
Hinter die Dinge schauen: Kinder-Diabetologin und Coach Dr. Katja Schaaf im Interview
13 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-


Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig