- Eltern und Kind
Diabetes und hohe Temperaturen
3 Minuten
Der Sommer ist da, und alle freuen sich über Sonne, frische Luft und Wärme – und vielleicht auch auf einen schönen Familienurlaub. Unabhängig davon, ob ein Urlaub im fernen Süden ansteht oder einfach entspannte Tage zu Hause geplant sind, gibt es im Sommer ein paar Dinge zu beachten, wenn ein Kind Diabetes hat und auf Insulin angewiesen ist. Dr. Nicolin Datz erklärt, welche das sind.
Im Sommer verbringen die meisten Kinder und Jugendlichen mehr Zeit im Freien und bewegen sich auch mehr als im Winter. Ein höherer Grad an Bewegung bringt eine höhere Empfindlichkeit für Insulin mit sich und führt daher zu einem geringeren Bedarf. Wird die Insulindosis nicht rechtzeitig reduziert, kann es zu Unterzuckerungen kommen. Aber nicht nur mehr Bewegung verändert den Insulinbedarf, auch die höheren Temperaturen an sich haben Einfluss auf die Wirkung des Insulins.
Wichtig: Insulin korrekt lagern
Wird Insulin hohen Temperaturen ausgesetzt, kann es seine Wirkung verlieren. Vor direkter Sonneneinstrahlung und Temperaturen über 40°C sollte es geschützt werden. Der optimale Temperaturbereich zur Lagerung liegt zwischen 2 und 8°C. Bei falscher Lagerung kann sich Insulin verfärben oder kristallisieren – das ist aber nicht immer der Fall! Oft wird erst die mangelnde Wirkung bemerkt.
Um Insulin vor Hitze zu schützen, gibt es mehrere Möglichkeiten, z. B. Lagerung
- in leeren, vorgepolsterten Thermoskannen
- in Styroporboxen
- in speziellen Arzneimittelkühlboxen (in der Apotheke erhältlich)
Wird Insulin innerhalb von vier Wochen verbraucht, kann es bei Raumtemperatur (bis 25 °C) gelagert werden, solange es vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. Werden Kühltaschen verwendet, darf das Insulin nicht direkt an die Kühlakkus gelegt werden. Es könnte einfrieren und damit ebenfalls seine Wirkung verlieren.
Insulinwirkung bei Hitze
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wirkung des Insulins bei hohen Temperaturen (siehe auch „Brief an Nadine“, S. 31). Dabei ist zu beachten, dass nicht nur die Hitze an sich eine Rolle spielt, sondern dass zwischen feucht-warmem und trocken-warmem Klima zu unterscheiden ist.
In warmen Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit besteht meist ein höherer Insulinbedarf, während trockene Hitze zu einer Reduktion des Insulinbedarfs führt. Durch regelmäßige Glukosemessungen wird sich schnell zeigen, ob die Werte höher oder tiefer als gewohnt liegen, und es können entsprechende Anpassungen vorgenommen werden.
Bei der Insulinpumpentherapie kann dabei sehr einfach über die Funktion der temporären Basalrate die Insulinzufuhr angeglichen werden. Eine Erhöhung der Basalrate auf z. B. 120 Prozent oder eine Absenkung auf 80 Prozent wären dabei gute Möglichkeiten für einen ersten Schritt. Ist dies nicht ausreichend, muss weiter erhöht bzw. abgesenkt werden.
Bei Patienten mit Spritzentherapie kann ebenfalls über eine Erhöhung oder Absenkung der Menge des Basalinsulins eine entsprechende Anpassung vorgenommen werden. Bei der Anpassung hilft das Diabetesteam in beiden Fällen gern.
Körperliche Aktivität
Wird die Insulindosierung angepasst, ist zusätzlich immer auch die körperliche Betätigung zu berücksichtigen. Im Sommer ist die Liste der Aktivitäten lang: Fußballspielen, Schwimmen, Radfahren und Wandern führen zu einem veränderten (meist niedrigerem) Insulinbedarf, so dass eine Absenkung der Basalrate auf 80 Prozent möglicherweise nicht ausreicht! Besprechen Sie Ihre geplanten sommerlichen Aktivitäten also unbedingt mit dem Diabetesteam und lassen Sie sich frühzeitig beraten!
So beeinflusst die Sonne weiteres Zubehör
Aber nicht nur das Insulin ist anfällig für hohe Temperaturen. Auch Blutzuckermesstreifen und Ketonmessstreifen können, wenn sie direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, ihre Messgenauigkeit verlieren. Die Displays elektronischer Geräte (z. B. Messgeräte, Empfänger von Sensoren) sind empfindlich und können schwarz werden, wenn Sonne direkt auf sie einwirkt. Glukosemessungen sind dann nicht mehr möglich!
Glukosesensoren und Insulinpumpenkatheter überprüfen
Pflaster, mit denen z. B. Glukosesensoren oder Pumpenkatheter auf der Haut befestigt sind, können sich aufgrund der verstärkten Schweißbildung bei hohen Temperaturen leichter lösen und zur Lageveränderung oder sogar zum Verlust des Sensors /Katheters führen. Ein leichtes Herausrutschen des Sensors kann zu Fehlbestimmungen der Glukosewerte führen, so dass die Sensorlage unbedingt zu überprüfen ist, wenn das Pflaster sich löst. Im Zweifelsfall muss der Glukosewert „blutig“ kontrolliert und der Sensor ggf. entfernt werden.
Ein Herausrutschen des Insulinkatheters ist gefährlich, weil dadurch die Insulinzufuhr unterbrochen wird und es innerhalb kurzer Zeit zu hohen Glukosewerten kommt. Es droht eine Ketoazidose. Bei starker Schweißbildung und sich lösenden Pflastern muss daher dringend regelmäßig überprüft werden, ob der Katheter noch richtig liegt. Das gilt insbesondere bei unerwartet hohen Glukosewerten.
Allgemein gilt: Im Sommer müssen Sensoren/Katheter ggf. zusätzlich mit weiteren Pflastern „gesichert“ werden.
Den Flüssigkeitsverlust ausgleichen
Bei sommerlichen Temperaturen ist dringend auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Durch Hitze gehen dem Körper über den Schweiß wichtige Salze verloren, die in ausreichender Menge wieder zugeführt werden müssen. Bei sportlicher Aktivität besteht ein noch höherer Bedarf. Am besten sind dafür ungesüßte Getränke wie Mineralwasser oder Tee geeignet.
Fazit
- Insulin muss vor direkter Sonneneinstrahlung und Hitze geschützt werden.
- Der Insulinbedarf steigt bei feucht-warmem Klima und sinkt bei trocken-warmer Hitze.
- Die meisten Kinder sind im Sommer körperlich aktiver und haben dadurch einen niedrigeren Insulinbedarf.
- Glukosemessstreifen und elektronische Geräte sind hitzeempfindlich und müssen entsprechend geschützt werden.
- Pflaster können sich bei starker Schweißbildung lösen und zum Verlust von Sensoren oder Kathetern führen.
- Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist bei hohen Temperaturen zu achten.
von Dr. med. Nicolin Datz
Oberärztin Pädiatrie III und Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche “Auf der Bult”,
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover,
E-Mail: datz@hka.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2019; 11 (2) Seite 24-26
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig