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Der Sommer ist da, und alle freuen sich über Sonne, frische Luft und Wärme – und vielleicht auch auf einen schönen Familienurlaub. Unabhängig davon, ob ein Urlaub im fernen Süden ansteht oder einfach entspannte Tage zu Hause geplant sind, gibt es im Sommer ein paar Dinge zu beachten, wenn ein Kind Diabetes hat und auf Insulin angewiesen ist. Dr. Nicolin Datz erklärt, welche das sind.
Im Sommer verbringen die meisten Kinder und Jugendlichen mehr Zeit im Freien und bewegen sich auch mehr als im Winter. Ein höherer Grad an Bewegung bringt eine höhere Empfindlichkeit für Insulin mit sich und führt daher zu einem geringeren Bedarf. Wird die Insulindosis nicht rechtzeitig reduziert, kann es zu Unterzuckerungen kommen. Aber nicht nur mehr Bewegung verändert den Insulinbedarf, auch die höheren Temperaturen an sich haben Einfluss auf die Wirkung des Insulins.
Wird Insulin hohen Temperaturen ausgesetzt, kann es seine Wirkung verlieren. Vor direkter Sonneneinstrahlung und Temperaturen über 40°C sollte es geschützt werden. Der optimale Temperaturbereich zur Lagerung liegt zwischen 2 und 8°C. Bei falscher Lagerung kann sich Insulin verfärben oder kristallisieren – das ist aber nicht immer der Fall! Oft wird erst die mangelnde Wirkung bemerkt.
Um Insulin vor Hitze zu schützen, gibt es mehrere Möglichkeiten, z. B. Lagerung
Wird Insulin innerhalb von vier Wochen verbraucht, kann es bei Raumtemperatur (bis 25 °C) gelagert werden, solange es vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. Werden Kühltaschen verwendet, darf das Insulin nicht direkt an die Kühlakkus gelegt werden. Es könnte einfrieren und damit ebenfalls seine Wirkung verlieren.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wirkung des Insulins bei hohen Temperaturen (siehe auch „Brief an Nadine“, S. 31). Dabei ist zu beachten, dass nicht nur die Hitze an sich eine Rolle spielt, sondern dass zwischen feucht-warmem und trocken-warmem Klima zu unterscheiden ist.
In warmen Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit besteht meist ein höherer Insulinbedarf, während trockene Hitze zu einer Reduktion des Insulinbedarfs führt. Durch regelmäßige Glukosemessungen wird sich schnell zeigen, ob die Werte höher oder tiefer als gewohnt liegen, und es können entsprechende Anpassungen vorgenommen werden.
Bei der Insulinpumpentherapie kann dabei sehr einfach über die Funktion der temporären Basalrate die Insulinzufuhr angeglichen werden. Eine Erhöhung der Basalrate auf z. B. 120 Prozent oder eine Absenkung auf 80 Prozent wären dabei gute Möglichkeiten für einen ersten Schritt. Ist dies nicht ausreichend, muss weiter erhöht bzw. abgesenkt werden.
Bei Patienten mit Spritzentherapie kann ebenfalls über eine Erhöhung oder Absenkung der Menge des Basalinsulins eine entsprechende Anpassung vorgenommen werden. Bei der Anpassung hilft das Diabetesteam in beiden Fällen gern.
Wird die Insulindosierung angepasst, ist zusätzlich immer auch die körperliche Betätigung zu berücksichtigen. Im Sommer ist die Liste der Aktivitäten lang: Fußballspielen, Schwimmen, Radfahren und Wandern führen zu einem veränderten (meist niedrigerem) Insulinbedarf, so dass eine Absenkung der Basalrate auf 80 Prozent möglicherweise nicht ausreicht! Besprechen Sie Ihre geplanten sommerlichen Aktivitäten also unbedingt mit dem Diabetesteam und lassen Sie sich frühzeitig beraten!
Aber nicht nur das Insulin ist anfällig für hohe Temperaturen. Auch Blutzuckermesstreifen und Ketonmessstreifen können, wenn sie direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, ihre Messgenauigkeit verlieren. Die Displays elektronischer Geräte (z. B. Messgeräte, Empfänger von Sensoren) sind empfindlich und können schwarz werden, wenn Sonne direkt auf sie einwirkt. Glukosemessungen sind dann nicht mehr möglich!
Pflaster, mit denen z. B. Glukosesensoren oder Pumpenkatheter auf der Haut befestigt sind, können sich aufgrund der verstärkten Schweißbildung bei hohen Temperaturen leichter lösen und zur Lageveränderung oder sogar zum Verlust des Sensors /Katheters führen. Ein leichtes Herausrutschen des Sensors kann zu Fehlbestimmungen der Glukosewerte führen, so dass die Sensorlage unbedingt zu überprüfen ist, wenn das Pflaster sich löst. Im Zweifelsfall muss der Glukosewert „blutig“ kontrolliert und der Sensor ggf. entfernt werden.
Ein Herausrutschen des Insulinkatheters ist gefährlich, weil dadurch die Insulinzufuhr unterbrochen wird und es innerhalb kurzer Zeit zu hohen Glukosewerten kommt. Es droht eine Ketoazidose. Bei starker Schweißbildung und sich lösenden Pflastern muss daher dringend regelmäßig überprüft werden, ob der Katheter noch richtig liegt. Das gilt insbesondere bei unerwartet hohen Glukosewerten.
Allgemein gilt: Im Sommer müssen Sensoren/Katheter ggf. zusätzlich mit weiteren Pflastern „gesichert“ werden.
Bei sommerlichen Temperaturen ist dringend auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Durch Hitze gehen dem Körper über den Schweiß wichtige Salze verloren, die in ausreichender Menge wieder zugeführt werden müssen. Bei sportlicher Aktivität besteht ein noch höherer Bedarf. Am besten sind dafür ungesüßte Getränke wie Mineralwasser oder Tee geeignet.
von Dr. med. Nicolin Datz
Oberärztin Pädiatrie III und Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche “Auf der Bult”,
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover,
E-Mail: datz@hka.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2019; 11 (2) Seite 24-26
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