- Eltern und Kind
Diabetologen warnen vor Unterversorgung bei Kindern mit Diabetes
3 Minuten
Jedes Jahr erkranken über 3.000 Kinder und Jugendliche an Typ-1-Diabetes, die Neuerkrankungsrate hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Dadurch steigt auch der Bedarf an wohnortnaher stationärer Versorgung der jungen Patienten – diese ist jedoch aufgrund von Unterfinanzierung vielerorts gefährdet, mahnen Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
Seit 25 Jahren steigt in Deutschland die Neuerkrankungsrate an Diabetes mellitus Typ 1 bei Kindern und Jugendlichen jährlich um etwa vier Prozent. Keine andere Erkrankung im Kindesalter entwickelt sich so dynamisch. Um den gleichen Prozentsatz steigt der Bedarf an ambulanter und stationärer Versorgung für diese Patientinnen und Patienten.
Doch viele diabetologische Abteilungen sind unterfinanziert und ortsnahe Kliniken können aus personellen und Kostengründen keine stationäre Betreuung gewährleisten, mahnt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) am 18. Juni 2019 betonte DDG-Vizepräsident Prof. Dr. med. Andreas Neu, dass sowohl ambulante als auch stationäre Einrichtungen mit diabetologischem Schwerpunkt erhalten, gestärkt und in Regionen mit Unterversorgung sogar ausgebaut werden müssen. Steigenden Erkrankungszahlen und die immer komplexer werdenden Anforderungen einer modernen Diabetestherapie würden dies erfordern.
Neuerkrankungsrate steigt weiter konstant an
Die Neuerkrankungsrate bei Typ-1-Diabetes hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. „Wir gehen aufgrund der Entwicklung derzeit davon aus, dass eine weitere Verdoppelung in den kommenden zwei Dekaden stattfinden wird“, prognostiziert Prof. Neu, Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen.
Die jungen Patienten benötigen für eine nachhaltige Diabetestherapie neben der kontinuierlichen, flächendeckenden ambulanten Versorgung die Möglichkeit einer altersgerechten stationären Diabetesbetreuung. Während des Klinikaufenthalts erhalten sie und ihre Eltern komprimiert Informationen über die Insulintherapie, Bewegung, Ernährung und Prävention von Akut- und Langzeitkomplikationen. Außerdem lernen sie den Umgang mit der Erkrankung in Schule, Beruf und Freizeit.
„Zwar ist die stationäre Versorgung für alle Beteiligten meist aufwändiger und kostenintensiver als eine ausschließlich ambulante Behandlung, die selbstverständlich unverzichtbar für die Dauerbetreuung ist. Dennoch ist die stationäre Behandlung ein wichtiger Bestandteil der Langzeitbetreuung von Heranwachsenden“, so Prof. Neu.
Stationäre Behandlung vor allem zu Erkrankungsbeginn wichtig
Insbesondere zum Erkrankungsbeginn, bei Komplikationen wie Stoffwechselentgleisungen oder bei unerklärlichen Blutzuckerschwankungen hat die stationäre Behandlung einen Schwerpunkt. Junge Patientinnen und Patienten haben häufiger mit einer chronisch schlechten Blutzuckereinstellung zu kämpfen.
Hierfür sind neben hormonellen Schwankungen – vor allem in der Teenagerzeit – auch psychosoziale Faktoren verantwortlich wie beispielsweise Belastungsreaktionen oder Anpassungsstörungen, Konflikte mit der Erkrankung und Therapie, Essstörungen oder auch eine problematische Eltern-Kind-Interaktion. „Diese vielschichtigen Probleme lassen sich im stationären Rahmen durch ein multiprofessionelles Team gut erörtern und in vielen Fällen auch lösen“, betont Prof. Neu.
Zudem steigt durch die Technologisierung in der Diabetologie der Schulungsbedarf erheblich: Mehr als zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen werden mit einer Insulinpumpe therapiert. Über die Hälfte aller Diabetespatienten nutzen CGM-Systeme (kontinuierliche Glukosemessung). „Um diese Systeme sicher anzuwenden ist eine umfassende Anleitung notwendig, die eine spezialisierte stationäre Einrichtung mit einer entsprechenden Schulung bieten kann“, erklärt Prof. Neu.
Durch technische Fortschritte steigt der Schulungsbedarf
Doch während immer mehr Kinder und Jugendliche an Diabetes erkranken und gleichzeitig die technischen Fortschritte mit hohem Schulungsbedarf zunehmen, droht eine Verschlechterung der stationären Versorgung. „Die Gesundheitspolitik verortet den Diabetes zunehmend primär in der ambulanten Medizin“, so Dr. Ralph Ziegler, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis für Kinder und Jugendliche aus Münster.
„Doch im Sinne einer ganzheitlichen und erfolgreichen Behandlung sollten die Patientinnen und Patienten ohne Einschränkungen vom Zusammenspiel ambulanter und stationärer Befähigungen und Möglichkeiten profitieren können“, fordert Dr. Ziegler.
Eine kompetente und sichere Behandlung und Schulung bei Manifestation oder Entgleisungen könne im ambulanten Sektor der Kinderdiabetologie zurzeit nicht sichergestellt werden – ob im niedergelassenen Bereich oder in den Ambulanzen der Kliniken, mahnt Dr. Ziegler. Daher müssten stationäre Diabetesabteilungen an Kinderkliniken weiterhin gesundheitspolitische Unterstützung erfahren.
Diabetes keine rein ambulant therapierbare Erkrankung
„Erschwerend kommt hinzu, dass die Diabetologie im DRG-System nicht hinreichend abgebildet und vergütet ist. Immer mehr stationäre Diabetesabteilungen müssen aus Kostengründen schließen“, führt DDG Präsidentin Prof. Dr. med. Monika Kellerer aus. Zudem habe sich die Zahl an klinischen Lehrstühlen für Diabetologie und Endokrinologie an den deutschen Universitäten drastisch reduziert. Heute gebe es nur noch etwa acht klinische Lehrstühle an den insgesamt 33 Medizinischen Fakultäten in Deutschland.
„In Anbetracht der jährlich über 3.000 Neuerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen und der prognostizierten drastischen Zunahme der Diabeteserkrankungen insgesamt auf bis zu 12 Millionen in den nächsten Jahrzehnten ist dies alarmierend“, so die Ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin I am Marienhospital in Stuttgart. Die DDG fordert daher ein Umdenken in der Gesundheitspolitik.
„Diabetes ist keine rein ambulant therapierbare Erkrankung. Auch im stationären Bereich müssten klinische Diabetesabteilungen nicht nur erhalten, sondern in Anbetracht der prognostizierten Diabeteszahlen sogar weiter ausgebaut werden“, fordert Kellerer. Dies treffe gleichermaßen auf die Kinder- und Jugend-Diabetologie sowie die Erwachsenen-Diabetologie zu.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig