Eltern und Lehrer aufklären

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Eltern und Lehrer aufklären

Den Kontakt zur Schule aufzubauen und Lehrer und Mitschüler mit dem Diabetesalltag vertraut zu machen – das ist eine der Aufgaben von Christine Jung von der Klinikschule. Im Interview berichtet sie von ihrer Arbeit.

Diabetes-Eltern-Journal (DEJ): Frau Jung, Kinder mit Diabetes kommen vor allem dann in die Klinikschule, wenn sie auf der Station in Sachen Diabetes geschult werden, oder?
Christine Jung: Genau, wenn Kinder neu manifestiert sind, sind sie zwischen 10 und 14 Tagen oben auf Station und werden geschult. Wenn es irgend geht, machen wir in der Klinikschule normalen Unterricht – Mathe, Deutsch, Englisch … Und bahnen in dieser Zeit eigentlich auch schon einen Heimatschulbesuch an. Das heißt, wir bieten nicht nur für Erstklässler, sondern für alle neu Manifestierten an, dass wir einmal mit in die Klasse gehen und ein bisschen was über Diabetes erzählen – über das Krankheitsbild, das Handling. Dafür brauchen wir ein schriftliches Einverständnis der Eltern und besprechen natürlich vorher mit den Kindern, dass wir in ihre Klasse gehen.

Ich würde sagen, sicherlich 90 Prozent der Familien nehmen dieses Beratungsangebot an. Wir nehmen auch schon während der Klinikzeit Kontakt mit dem Klassenlehrer auf. Für alle Erstklässler bieten wir an, nach den Herbstferien in ihrer Klasse vor Ort eine Schulstunde über Diabetes zu machen und im Anschluss daran auch nochmals die Lehrer zu beraten.

Was mir noch wichtig ist: Wir machen diese Heimatschulbesuche nicht nur wegen der Kinder mit Diabetes, sondern sehen sie auch unter dem Aspekt des sozialen Lernens für alle in der Klasse. Es gibt ja kaum eine Klasse, in der nicht zumindest ein Kind beeinträchtigt ist. Mit dem Schulbesuch können wir die Schüler dafür sensibilisieren. Ich bezeichne Kinder mit Diabetes auch nicht als krank, denn wenn sie in einem normalen Blutzuckerbereich sind, sind sie ja wie jedes andere Kind auch.

DEJ: Was tun Sie, wenn Sie bei den Lehrern an der Heimatschule auf Ängste und Widerstände treffen?
Jung: Immer in der ersten Schulwoche bieten wir eine Fortbildung für Lehrer zum Thema „Schüler mit Diabetes mellitus 1“ an, die vom Regierungspräsidium für alle Schulämter ausgeschrieben wird, die im Einzugsbereich des Olga-
hospitals liegen. Mein Part dabei ist der Schulalltag mit Diabetes.

Wir haben die Erfahrung gemacht: Je mehr die Lehrer wissen, desto eher sind sie bereit, zu kooperieren. Wenn ein Lehrer ablehnend reagiert, geschieht das eigentlich immer aus einer Unsicherheit heraus. Wenn man aber erklärt, in wie wenigen Punkten die Hilfe des Lehrers überhaupt gefragt ist und wie gut die Kinder geschult sind, sind die Lehrer auch meist zur Kooperation bereit.

Unser Ziel ist es, beide Seiten – Eltern und Lehrer – möglichst gut aufzuklären, Sicherheit auf allen Seiten zu schaffen und somit auch die Voraussetzung für eine gute Kooperation anzubahnen. Natürlich ist letztlich das Wichtigste die gute Integration aller Kinder mit Diabetes.

Wie führen Sie Lehrer an die Möglichkeiten von CGM und FGM heran?
Jung: Was die Bedienung der verschiedenen Insulinpumpen angeht, halte ich mich ganz raus. Es gibt die Möglichkeit für Lehrer/-kollegien, sich speziell für die Pumpen bei der Diabetesberatung im Olgahospital bei einem Extratermin schulen zu lassen. Meist übernehmen aber auch die Eltern viel an Erklärungen für die Lehrer, speziell auf ihr Kind bezogen. Die Lehrer bedienen normalerweise aus rechtlichen Gründen die Pumpe nicht, das machen die Kinder selbst.

Wir bitten allerdings die Lehrer, dem Kind beim Bedienen der Pumpe über die Schulter zu schauen, damit sich kein Fehler/Zahlendreher einschleicht. Die Erstklässler sind ja eigentlich noch nicht in den Hunderter-Zahlenräumen ‚unterwegs‘.
Was wir mit den Lehrern ausmachen, sind die festen Zeiten zur Überprüfung des Zuckerwertes vor den großen Pausen und vor/nach dem Sport. Auch besprechen wir die Alarme bzw. die Vorgehensweise bei Unterzuckerung und bei Werten über 300 mg/dl (16,7 mmol/l).

Durch die neuen Systeme ist natürlich das Messen wesentlich einfacher, schneller und unauffälliger geworden. Auch geben die Alarme, speziell bei Werten unter 80 mg/dl (4,4 mmol/l) doch Sicherheit, man kann dann gleich reagieren. Allerdings haben viele Erstklässler bei uns zumindest in der ersten Klasse auch eine Schulbegleitung/Integrationshilfe, die auch bei uns in der Diabetesberatung geschult werden.

Schwerpunkt „CGM in der Schule“

Interview: Nicole Finkenauer
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag,
Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 10 (4) Seite 14-15

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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