Erfahrungsbericht einer Dia-Mama – Tipps für diejenigen, die es noch werden wollen

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Erfahrungsbericht einer Dia-Mama – Tipps für diejenigen, die es noch werden wollen

Es gibt nichts Schöneres im Leben, als so ein kleines schreiendes Würmchen in den Armen zu halten! Ich selbst als Dia-Mama spreche aus Erfahrung. Die Freude bei mir als Mama einer bald 3-jährigen Tochter und meinem Mann war riesengroß, als wir unser Töchterchen Emilia das erste Mal im Arm hielten. Doch als Typ-1-Diabetikerin geht man keinen gewöhnlichen Weg durch eine Schwangerschaft!

Meine erste Schwangerschaft kam ungeplant. Ich habe unser erstes Kind leider verloren. Ursache war nicht der Diabetes, sondern es gab Probleme mit meiner Gebärmutter. Meinen großen Schmerz habe ich mit Planung meiner nächsten Schwangerschaft dann in den folgenden zwei Jahren verarbeitet.

Gut geplant ist halb gewonnen!

Von großem Vorteil während einer Schwangerschaft ist sicher eine intensivierte Insulinbehandlung mit Mehrfachinjektionen oder Pumpe. Noch besser wäre es sicher, wenn man es zusätzlich schafft, einen Sensor, der einen guten Überblick über die Zuckerwerte gibt, in sein Diabetesmanagement zu integrieren. Um Fehlbildungen beim Kind vorzubeugen, sollte die Einstellungsqualität des Stoffwechsels schon vor Eintritt der Schwangerschaft optimal sein. Empfehlenswert ist ein HbA1c unter 7%, besser noch unter 6,5%. Denn speziell in den ersten Schwangerschaftswochen ist das Risiko von Fehlbildungen bei einer Dia-Mama mit Typ-1-Diabetes erhöht. Aber das alles sollte euch keine Angst vor einer Schwangerschaft machen!

Die ersten drei Monate sind wirklich sehr kritisch für alle werdenden Mamas! Das Streben nach optimalen Blutzuckerwerten erhöht leider auch das Risiko für das Auftreten schwerer Unterzuckerungen. Ich selbst hatte bei meiner Schwangerschaft  im ersten Schwangerschaftsdrittel eine schwere Hypoglykämie, bei der ich auf Fremdhilfe angewiesen war. Als ich damals in der Klinik auf der Notfallstation aufwachte, war meine erste Bitte – unbedingt einen Ultraschall von meinem Baby! Als mir die Ärztin dann zwei Stunden später versicherte, dass alles o.k. mit dem Baby war, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen!

Wenn ich eine Schwangerschaft plane, sollte meine Basalrate im Vorfeld optimal passen. Ich habe damals im Vorfeld bereits einen Basalratentest gemacht. Zudem wurde mein „Vorhaben“ im Vorfeld mit dem betreuenden Diabetologen abgesprochen. Im ersten Drittel der Schwangerschaft würde ich jeder Diabetikerin empfehlen, immer genügend Traubenzucker oder andere Hypohelfer jederzeit in Griffweite mit sich zu führen. Äußerst wichtig und unbedingt empfehlenswert ist es, seinen Partner und das Umfeld nochmals auf die Unterzuckerungsgefahr und die Schwangerschaft hinzuweisen. Ein Glucagon-Spritzenset für den Notfall gehört standardmäßig in jeden Kühlschrank eines Diabetikers (ob schwanger oder nicht).

Wie schwer ist der Blutzucker nach den ersten drei Monaten unten zu halten?

© mmphoto - Fotolia
Quelle: mmphoto – Fotolia

Nach den ersten drei Monaten fängt der Insulinbedarf dann allmählich wieder an zu steigen. Sehr hilfreich waren bei mir damals die monatlichen Besprechungen mit meinem Diabetologen. Wir schauten uns die Werte an und begannen, schrittweise die Basalrate der Pumpe zu erhöhen. Sehr nützlich war mir damals ein extra geführtes Blutzuckerprotokoll. Wenn man als Schwangere häufig seinen Blutzucker testet und das auch schriftlich notiert, kann mit Absprache durch den Diabetologen eigentlich nichts schiefgehen. Ich selbst hatte ab und zu auch Werte bis zu 200–250 mg/dl (11,1–13,9 mmol/l) nach dem Essen. Ich habe mich aber immer bemüht, die Werte möglichst kurz auf so einem erhöhten Niveau zu lassen. Mein Baby wurde damals vom betreuenden Gynäkologen regelmäßig durch Ultraschall untersucht. Dieser hätte dann Hinweise gegeben, falls das Baby zu schwer gewesen wäre oder sonstige Auffälligkeiten sichtbar gewesen wären.

Wie verläuft die Entbindung bei einer Typ-1-Diabetikerin?

Mein ursprünglicher Wunsch als Dia-Mama war, mein Baby mit einer natürlichen Geburt auf die Welt zu bringen. Die meisten Kliniken raten schwangeren Diabetikerinnen jedoch, ihr Kind per Kaiserschnitt auf die Welt zu bringen. Ich musste damals in meiner Klinik unterschreiben, dass dies nicht mein Wille ist und ich alle Risiken trage. Das habe ich getan. Trotzdem wurde es dann doch ein Kaiserschnitt. Mein Töchterchen wollte trotz Einleitung und 2-tägigem Warten nicht auf die Welt kommen.

Beim Kaiserschnitt stand mein Mann neben mir. Ich habe ihm Instruktionen gegeben, wie er mir bei Unterzucker oder sonstigen Komplikationen helfen kann. Sofort nach der Entbindung wurde meine Basalrate wieder auf den Wert von vor der Geburt eingestellt. Der Körper braucht nach der Entbindung nicht mehr das Insulin für zwei Lebewesen, sondern nur noch für die Dia-Mama.

Extrem wichtig war mir das Bonding direkt nach der Geburt. Bonding bedeutet, dass das Neugeborene direkt nach der Entbindung auf den Bauch der Mutter gelegt wird. Dieser erste Kontakt war mir daher so wichtig, dass ich mit meinem Baby einen ersten, engen Kontakt habe. Oftmals wird durch die Krankenhausroutine dieser Kontakt verhindert. Die Forschung konnte nachweisen, dass sich Bonding positiv auf den Gesundheitszustand eines Babys auswirkt. Neugeborene, die früh in (Haut-)Kontakt mit ihrer Mutter traten, zeigten in Vergleichsstudien bessere Blutzuckerwerte und eine höhere Körpertemperatur als Babys, die direkt nach der Geburt von der Mutter getrennt wurden. Außerdem wirkten sie insgesamt entspannter: Sie schliefen ruhiger, weinten seltener und hatten weniger Probleme beim Saugen an der mütterlichen Brust (mehr Infos zum Bonding unter: www.schwanger.at).

Geburt
Quelle: Heike Wolf

Zusammenfassend: Was ist für eine Schwangerschaft mit Typ-1-Diabetes wichtig?

Hier geht es zu den Patientenleitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft.

  • HbA1c sollte vor Eintritt der Schwangerschaft unter 7%, besser unter 6,5% sein.
  • Bestandsaufnahme und Besprechung der Schwangerschaft beim Diabetologen und beim Gynäkologen.
  • Netzwerk aufbauen: Ideal ist ein Zusammenwirken zwischen Diabetologe, Gynäkologe und Hebamme.
  • Bereits vor der Schwangerschaft ist die Kontrolle beim Augenarzt wichtig! Er erkennt diabetesbedingte Netzhauterkrankungen. Sind Netzhauterkrankungen vorhanden, unbedingt vor Schwangerschaft lasern lassen.
  • Schon im Vorfeld Folsäure oder Jodtabletten einnehmen.
  • Als Dia-Mama den Partner darüber informeren, wie er bei einer schweren Unterzuckerung das Glucagon-Notfallset benutzen kann.
  • Ausreichend Zeit für frauenärztliche Termine sowie beim Diabetologen einplanen.
  • Lernen, weitgehend selbstständig die Insulindosis an den steigenden Bedarf während der Schwangerschaft anzupassen.
  • Planung der Entbindung in einer Klinik mit angeschlossener Kinderklinik, Vorbesprechung mit der Hebamme und kurze Erläuterung des Diabetesmanagements (Mutter-Kind-Pass und Blutzucker-Protokollheft vorlegen).
  • Die Klinik/Hebamme um ein Bonding direkt nach der Entbindung bitten.
  • Das Kind nach der Entbindung stillen! Muttermilch ist auch bei einer Dia-Mama die beste Nahrung für das Kind (ein neuer Artikel dazu folgt).

Falls ihr noch Fragen habt zum Thema Schwangerschaft mit Typ-1-Diabetes, schreibt mir bitte. Ich freue mich über jede Nachricht!


Weitere Fragen, Antworten und Einblicke zum Thema Schwangerschaft und Typ-1-Diabetes gibt es auch in diesem Video von Kathi Schanz und Lisa.

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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