- Eltern und Kind
Essverhalten bei Kindern neu justieren
3 Minuten
Essen steht für Genuss und Gemeinsamkeit, bietet Gesprächsstoff und führt Menschen zusammen. Nahrungsaufnahme ist zudem mit Tradition, Religion und familiären Gewohnheiten verbunden. Besondere Anlässe werden meist mit einem besonderen Essen gefeiert. Unser seelisches Befinden hat großen Einfluss auf unser Essverhalten: Bei Stress greifen viele zu Schokolade, andere können vor lauter Kummer gar nichts mehr essen. Eine liebevoll zubereitete Mahlzeit berührt unsere seelische Befindlichkeit. Essen hat also eine wichtige emotionale Funktion.
Ess- und Trinkverhalten muss neu justiert werden
Nie zuvor gab es eine solche Vielzahl an manchmal geradezu missionarischen Bekenntnissen zu Ernährungsrichtungen: veggie, vegan, low carb, slow food, to go oder fast food. Die Diagnose Diabetes führt zu Reglementierungen und wirft viele Fragen auf: Alltäglicher Umgang mit Essen und Trinken muss neu justiert werden.
Die Ernährungsberatung ist daher ein wichtiger Teil des Therapieplanes. Allgemein gültige Empfehlungen dazu gelten auch für Kinder und Jugendliche mit Diabetes; nur bei geregelter und mit Insulin abgestimmter Nahrungsaufnahme können Blutzuckerwerte in wünschenswerte Bereiche wandern.
Viele Ernährungsgewohnheiten haben sich aufgrund täglicher Wiederholung über Jahre verfestigt; der erste Blick in der Beratung richtet sich deshalb auf bisherige Essgewohnheiten vom Kind und seiner Familie. Je umfassender Sie gemeinsam Lebensmittel- und Getränkeauswahl, Mahlzeitenhäufigkeit, Außer-Haus-Essen, Umgang mit Süßigkeiten und Snacks besprechen, desto gezielter lassen sich praktische Alltags-Tipps geben.
Das Abc passender Lebensmittel und Getränke
Mit Hilfe der
Regelmäßiger Verzehr von Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten wird gelegentlich als große Herausforderung angesehen; häufig favorisieren Kinder hier nur eine kleine Auswahl: Anregungen zur Erweiterung, Zubereitung oder Darreichungsform einzelner Mahlzeiten können helfen.
Kenntnisse über die Zusammensetzung von Lebensmitteln ermöglichen Eltern eine bessere Einschätzung der Auswirkung von fett- und eiweißhaltigen Speisen auf den Blutzuckerspiegel. Darüber hinaus führt Studieren von Nährwertangaben auf Fertigprodukten oft zu fassungslosem Staunen. In der Beratung bietet sich eine gute Möglichkeit, Alternativen zu fett- und zuckerreichen Produkten vorzustellen – fragen Sie danach! Auch der kritische Blick für Werbebotschaften aus der Lebensmittelindustrie lässt sich schärfen.
Außerdem lernen Kinder und Eltern, die Geschwindigkeit des Blutzuckeranstiegs durch verschiedene Lebensmittel zu unterscheiden. Auf nährstoffreiche Grundlebensmittel wie Brot, Kartoffeln und Obst sollte nicht aus übertriebener Vorsicht verzichtet werden: Sie sollten nach wie vor in altersangemessener Menge einen wichtigen Platz im täglichen Speiseplan haben.
Kohlenhydratberechnung und -schätzung in Schulungen lernen
Berechnen, Abwiegen oder Abschätzen kohlenhydrathaltiger Lebensmittel erfordert Übung. Am besten ist es, dies regelmäßig in Schulungen zu wiederholen und aufzufrischen. Dabei sollten familientypische Gewohnheiten rund um Essen und Trinken zur Sprache kommen. Unerlässlich ist, dass in der Schulung mehrere Lieblingsrezepte berechnet werden. Regelmäßige Mahlzeiten ermöglichen eine gute Abstimmung von Nahrung und Insulin.
Gemeinsam zu essen, bietet nicht nur die Möglichkeit zum Gespräch, es trägt auch aktiv zum Vermeiden von Übergewicht bei. Durch die Analyse des Speiseplanes von Kindertagesstätten, Mensa oder Hort ist eine gute Abstimmung der Insulindosis möglich, um eine Mittagsverpflegung außer Haus zu gewährleisten.
Die Sache mit den Süßigkeiten
Besondere Aufmerksamkeit verlangt der Umgang mit Süßigkeiten: Wichtig ist für Diabetiker, unterschiedliche Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel zu kennen – von überwiegend Zuckerhaltigem wie Bonbons oder Fruchtgummi, Fett- und Zuckerhaltigem wie Schokolade oder Sahneeis und zuckerfreien Süßigkeiten (Bonbons, Kaugummi).
Andererseits gilt es, das richtige Maß zu finden; eine entscheidende Rolle spielt ein genereller Umgang mit Süßigkeiten in der Familie – und auch der tückische Vorratsschrank. Hier lässt sich konkrete Hilfe leisten mit dem Ziel, realistische Regeln im Umgang mit Süßigkeiten für die gesamte Familie zu entwickeln.
Essen und Trinken sind individuelle Angelegenheiten; eine intensivierte Insulintherapie ermöglicht dabei flexible Vorgehensweisen. Durch Schulung erlangen Kinder und Eltern Sicherheit in der Einschätzung von Lebensmitteln sowie Mahlzeiten und können adäquat reagieren. Freude und Genuss am Essen und Trinken sowie die Förderung eines durch Hunger und Sättigung gesteuerten Essverhaltens zählen daher zu den wichtigsten Zielen des Ernährungsmanagements.
Die ganze Familie ist gefordert
Immer wieder zeigen sich jedoch Probleme beim Essverhalten, die nicht mehr allein durch eine qualifizierte Ernährungsberatung gelöst werden können. Dann kann eine psychologische Beratung hilfreich sein. Einfach mal drauflosfuttern und den Gelüsten spontan nachgeben – das ist für Kinder und Jugendliche mit Diabetes nicht möglich. Für die jungen Patienten wird Nahrungsaufnahme von Vorschriften und Kontrolle bestimmt. Das führt geradezu zwangsläufig zu Konflikten, zu Protest, Abwehr, Heimlichkeiten.
Essen und Trinken sind eben mehr als reine Aufnahme von Nährstoffen: Es geht auch um soziale Kontaktpflege – gemeinsames Abendessen in der Familie, der leckere Partysnack, duftende Bratwurst vom Grill, ein üppiges Buffet bei der Klassenfeier, Restaurantbesuche oder die Stippvisite im Imbiss. Auch der Lieblingskuchen aus Omas Backstube ist für Betroffene nicht länger nur ein purer Genuss. Mit der besten Freundin auf dem Schulhof das Pausenbrot zu tauschen, funktioniert nicht mehr einfach mal so. Immer ist die Essenssituation überlagert von Messen, Schätzen, Spritzen.
Scham und Angst vermeiden
Wenn die Kids anfangen, heimlich zu essen, kann die Unlust zu spritzendahinterstecken. Wer mit Freunden unterwegs ist, vermeidet manchmal vielleicht aus Scham und Angst vor Ausgrenzung notwendiges Messen und Spritzen. Kommen die ersten Erfahrungen mit Alkohol dazu, ist es für alle Beteiligten wichtig, entsprechende Kompetenzen zu erwerben. Werden Messen und Spritzen völlig außer Acht gelassen, könnte ein tiefgehendes Akzeptanzproblem der Krankheit dahinterstecken. Darauf gilt es, mit therapeutischen Angeboten zu reagieren.
Das ganze Familiensystem ist gefordert, praktikable Lösungen für den Umgang mit Essen und Trinken zu finden. Dabei kann ein Team aus Ärzten, Diabetes- und Ernährungsberatern sowie Psychologen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 3 Wochen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 2 Wochen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 3 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig