- Eltern und Kind
Gesunde Ernährung für Kinder: Verbände fordern Maßnahmen von neuer Regierung
4 Minuten

Im Vorfeld der Bundestagswahl verlangen Verbände von der kommenden Regierung konkrete politische Schritte insbesondere im Bereich der Ernährung, um die Kinder-Gesundheit zu fördern. Mit Maßnahmen wie einer Süßgetränkeabgabe und kostenlosem Mittagessen soll Übergewicht bekämpft und soziale Ungleichheit reduziert werden.
Kurz vor der Bundestagswahl appellieren zahlreiche Wissenschafts-, Ärzte- und Verbraucherverbände sowie Kinderrechtsorganisationen an die künftige Bundesregierung, den Fokus verstärkt auf die Gesundheit von Kindern zu legen. Laut den Initiatoren, darunter der Verbraucherzentrale Bundesverband und das Deutsche Kinderhilfswerk, sind rund 14 Prozent der Minderjährigen in Deutschland von Übergewicht oder Adipositas betroffen – Kinder aus einkommensschwachen Familien trifft es dabei überproportional häufig. Deshalb sei eine Förderung gesunder Ernährung unabhängig von der sozialen Herkunft essenziell, erklären die Organisationen.
Gesunde Ernährung für Kinder: Verbände präsentieren Vier-Punkte-Programm für neue Regierung
Die Verbände legen der Politik ein Vier-Punkte-Programm vor, das in den Koalitionsvertrag aufgenommen werden soll: eine Abgabe auf süße Getränke, Werbebeschränkungen für ungesunde Lebensmittel, kostenloses Mittagessen in Kitas und Schulen nach Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sowie die Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Diese Maßnahmen seien nicht nur sozial gerecht, sondern könnten laut den Experten auch hohe Gesundheitskosten vermeiden.
Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass solche Schritte Wirkung zeigen. Großbritannien führte 2018 eine Süßgetränkeabgabe ein, was laut einer Studie der Universität Cambridge den Zuckerkonsum bei Kindern messbar senkte. Eine Modellrechnung der TU München schätzt, dass eine ähnliche Abgabe in Deutschland mehrere Hunderttausend Fälle von Typ-2-Diabetes verhindern und Kosten in Höhe von 16 Milliarden Euro einsparen könnte.
Prävention ernährungsbedingter Krankheiten: andere Länder gehen mit gutem Beispiel voran
Deutschland hinkt in Sachen Prävention ernährungsbedingter Krankheiten jedoch hinterher. Während Länder wie Schweden bereits kostenlose gesunde Schulessen anbieten, die langfristig sozioökonomische Unterschiede ausgleichen, scheiterten hierzulande selbst moderate Vorschläge wie Werbebeschränkungen am Widerstand der Lebensmittelindustrie. Dies wiegt umso schwerer, da Kinder aus einkommensschwachen Familien besonders stark von Fehlernährung betroffen sind.
Die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen sind alarmierend: Nach Angaben der OECD ist jeder siebte Todesfall in Deutschland auf ungesunde Ernährung zurückzuführen. Die durch Adipositas verursachten Kosten belaufen sich auf über 60 Milliarden Euro jährlich. Die Verbände betonen daher: Investitionen in die Kindergesundheit zahlen sich nicht nur langfristig für die Betroffenen aus, sondern auch für die gesamte Gesellschaft.
Statements der am Apell beteiligten Verbände
(Statements anklicken zum Ausklappen)
Barbara Bitzer von der Deutschen Allianz nichtübertragbare Krankheiten (DANK)
„Die gesundheitlichen Auswirkungen von Adipositas und Diabetes sind alarmierend – und die sozialen Folgen und wirtschaftlichen Kosten immens. Für Diabetes und seine Folgeerkrankungen entstehen der Solidargemeinschaft im Jahr Kosten von etwa 30 Milliarden Euro. Prävention ist der Schlüssel und muss bereits im Kindesalter beginnen: Wissenschaftliche Studien belegen, dass eine Herstellerabgabe auf ungesunde Getränke und umfassende Werbebeschränkungen für Ungesundes wichtige Bausteine sind, um die Gesundheit unserer Kinder nachhaltig zu schützen, künftige Generationen vor einer hohen Krankheitslast zu bewahren und das Gesundheitssystem spürbar zu entlasten.“
Michaela Schröder vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv):
„Es muss für Verbraucher:innen einfacher werden, sich gesund zu ernähren. Überzuckerte Getränke und ungesunde Fertiggerichte sind ein Ärgernis für Verbraucher:innen – insbesondere wenn es um die Gesundheit von Kindern geht. Hohe Lebensmittelpreise erschweren eine gesunde Ernährung zusätzlich. Die Politik muss die Sorgen der Verbraucher:innen ernst nehmen und für spürbare Verbesserungen in ihrem Alltag sorgen. Das stärkt das Vertrauen in Staat und Markt. Und davon profitieren wir alle.“
Luise Molling von foodwatch
„Alle Kinder haben das Recht, gesund aufzuwachsen. Gesunde Kinderernährung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Wir dürfen nicht länger tatenlos zusehen, wie die Lebensmittelindustrie auf Kosten der Kindergesundheit dicke Profite macht – die künftige Bundesregierung muss die Kinder vor den perfiden Marketingtricks und überzuckerten Produkten der Junkfood-Konzerne schützen.”
Dr. med. Anke Steuerer vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ)
„Prävention fängt schon bei den Jüngsten an. Tagtäglich sehen wir in unseren Kinder- und Jugendarztpraxen, wie das Ernährungsverhalten und damit die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen von ihrer sozialen Herkunft abhängt. Aus kranken Kindern werden häufig Erwachsene, die ihr ganzes Leben lang unter Krankheiten wie Diabetes und Übergewicht leiden. Daher muss sich etwas ändern, wenn wir mittel- bis langfristig die Gesundheit der Menschen in unserem Land verbessern und insbesondere die Rate der kardiovaskulären Erkrankungen reduzieren wollen. Primärprävention heißt, die Entstehung von Krankheiten grundsätzlich zu verhindern. Eine ausgewogene, zuckerreduzierte Kost für unsere Kinder und Jugendlichen ist dafür essenziell.“
Dr. med. Anke Steuerer vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ):
„Prävention fängt schon bei den Jüngsten an. Tagtäglich sehen wir in unseren Kinder- und Jugendarztpraxen, wie das Ernährungsverhalten und damit die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen von ihrer sozialen Herkunft abhängt. Aus kranken Kindern werden häufig Erwachsene, die ihr ganzes Leben lang unter Krankheiten wie Diabetes und Übergewicht leiden. Daher muss sich etwas ändern, wenn wir mittel- bis langfristig die Gesundheit der Menschen in unserem Land verbessern und insbesondere die Rate der kardiovaskulären Erkrankungen reduzieren wollen. Primärprävention heißt, die Entstehung von Krankheiten grundsätzlich zu verhindern. Eine ausgewogene, zuckerreduzierte Kost für unsere Kinder und Jugendlichen ist dafür essenziell.“
Holger Hofmann vom Deutschen Kinderhilfswerk (DKHW):
„Eine gesunde Ernährung und Bewegung sind die wesentlichen Grundlagen für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Dabei ist das Ernährungsverhalten ein zentraler Bestandteil eines gesunden Lebensstils. Dieser wird wesentlich im Kindesalter erlernt und gebildet. Die hier erworbenen Ernährungsmuster behalten Kinder und Jugendliche oft ein Leben lang. Zugleich fehlt es vielen Kindern aus finanziell benachteiligten Familien an Möglichkeiten, sich ausgewogen zu ernähren: mit schweren Folgen für ihre Entwicklung. Hier ist die nächste Bundesregierung gefordert, endlich Abhilfe zu schaffen.“
Wendelin Haag vom Deutschen Bundesjugendring
„Jungen Menschen muss ein Umfeld für ein selbstbestimmtes und gesundes Aufwachsen ermöglicht werden. Dazu gehört ein preisgünstigstes Angebot an gesunden Lebensmitteln. Die nächste Bundesregierung muss dem gesunden Aufwachsen junger Menschen klar Priorität vor den Profitinteressen der Lebensmittelindustrie einräumen.“
mit Materialien von Foodwatch, der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 1 Tag, 11 Stunden
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 20 Stunden, 35 Minuten
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 2 Tagen, 15 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 19 Stunden
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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