- Eltern und Kind
Hypoglykämie
3 Minuten
Bei der Behandlung mit Insulin wird die Insulinmenge normalerweise an die Kohlenyhdratmenge der bevorstehenden Mahlzeit und den aktuellen Glukosewert angepasst, damit ein Glukosewert im Zielbereich zwischen 70-180mg/dl erreicht wird. Trotz genauester Berechnungen kann es zu Glukoseschwankungen nach oben oder unten kommen. Faktoren, die hier eine Rolle spielen, sind zum Beispiel unerwartete Bewegung, falsche Einschätzung der Kohlenhydrate in der Mahlzeit, Temperaturschwankungen oder auch eine fieberhafte Erkrankung, um nur einige zu nennen. Die Behandlung und Verhinderung der Hypoglykämie soll hier heute Thema sein.
Die genaue Festlegung eines Grenzwertes für die Hypoglykämie wird immer wieder diskutiert. Bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes empfehlen die Fachgesellschaften, Blutzuckerwerte <70mg/dl ( 3,9mmol/L) zu vermeiden bzw. adäquat zu behandeln, da in den meisten Fällen die Gegenregulationsmechanismen des Körpers in diesem Glukosebereich beginnen. Außerdem werden bei Kindern und Jugendlichen Auffälligkeiten im Denken und Handeln bei diesen Glukosewerten beschrieben.
Die Symptome, die Menschen in einer Hypoglykämie bemerken, kann man in zwei Kategorien einteilen:
Wenn der Glukosewert bei Menschen in den Unterzuckerungsbereich (<70mg/dl) sinkt, treten in der Regel zuerst die körperlichen autonomen Symptome auf. Fällt der Blutzucker weiter ab, kommen die neurologischen Symptome hinzu.
Einteilung der Hypoglykämien
Die Schwelle für hypoglykämische Symptome ist individuell unterschiedlich. Bei Menschen mit dauerhaft niedrigeren Glukosewerten ist auch die Schwelle für das Auftreten der autonomen Hypoglykämiesymptome niedriger als bei Menschen mit dauerhaft höheren Glukosewerten. Das macht es schwierig, einen konkreten Glukosewert für die Definition der Hypoglykämie zu definieren. Um jedoch eine einheitliche Empfehlung für die Behandlung zu formulieren haben die Fachgesellschaften folgende Einteilung empfohlen:
Symptome:
Wie sieht die Behandlung aus?
Die Behandlung der Hypoglykämie sollte ausschließlich mit Traubenzucker (Dextrose) erfolgen. Die Gabe von Fruchtsäften, Schokolade, Milch und Weingummis ist nicht geeignet, da die Wirkung dieser Kohlenhydratzubereitungen gegenüber reinem Traubenzucker deutlich verzögert ist oder eine höhere Menge notwendig ist, um den gleichen Effekt zu erzielen. Die jeweils notwendige Menge an Traubenzucker ist abhängig vom aktuellen Glukosewert und dem Gewicht des Kindes. Empfehlungen sind in oben stehender Tabelle zusammengefasst.
Schwere Hypoglykämie
Einem bewusstlosen oder sogar krampfendem Kind darf man niemals Traubenzucker in den Mund geben. Es besteht die Gefahr der Aspiration (des Einatmens des Traubernzuckers in die Lunge), da der Schluckreflex nicht funktioniert. Für diesen Notfall gibt es das Glukagon. Bis zum Alter von <4 Jahren muss das Glucagen® Hypokit verabreicht werden. Dies ist eine Notfallspritze, die man mit einer vorgegebenen Menge an Flüssigkeit und Pulver selbst anmischen muss und dann dem bewusstlosen Kind in den Muskel oder unter die Haut, z.B. am Oberschenkel, injiziert. Kinder unter 12 Jahren bekommen eine halbe Ampulle (also 0,5mg), Kinder über 12 Jahren eine ganze Ampulle (1mg) verabreicht. Seit ein paar Jahren gibt es das Glukagon auch als Nasenpulver. Das Präparat heißt Baqsimi®, ist aber erst für Kinder ab 4 Jahre zugelassen. Es ist wesentlich einfacher in der Handhabung, da es, wie ein Nasenspray, in die Nase gesprüht wird. Außerdem muss man es nicht im Kühlschrank lagern sondern sollte es immer mitführen, so dass es im Notfall griffbereit ist.
Hypoglykämie und CGM
Mit Hilfe der Glukosesensoren können Hypoglykämien erfolgreich verhindert werden. Bei diesen Geräten werden die Alarme so eingestellt, dass die Patienten bereits vor dem Eintreten einer Hypoglykämie gewarnt werden und somit frühzeitig reagieren können.
Die automatisierten Insulininfusionssysteme (AID) bestehen aus einer Insulinpumpe, die mit einem Sensor gekoppelt ist. Dadurch kann die Hypoglykämie noch effektiver verhindert werden: Die Insulinpumpe unterbricht vor Eintreten der Unterzuckerung die Insulinzufuhr und schaltet diese erst wieder ein, wenn der Glukosewert wieder in einem akzeptablen Bereich ist.
Und nach der Hypo?
10 Minuten nach der Hypoglykämie sollte noch einmal der Glukosewert überprüft werden, um zu sehen, dass er ansteigt. Tut er dies nicht, ist eine erneute Behandlung (nach dem obigen Schema) notwendig, mit einer erneuten Kontrolle nach weiteren 10 Minuten. Sollte der Glukosewert dann weiterhin zu niedrig sein, muss die Traubenzuckermenge um eine Stufe erhöhte werden (also z.B. 1 KE (10g KH) anstelle von ½ KE (5g KH) .
Wichtig nach der Behandlung der akuten Hypoglykämie oder der schweren Hypoglykämie ist ein Moment der Reflektion, am besten mit etwas Abstand: Was hat zu dem niedrigen Glukosewert geführt, was kann man das nächste Mal anders machen? Lag es an zu viel Bewegung? An der falschen Dosis oder an einer Fehlberechnung einer Mahlzeit? Kommt es regelmäßig zu einer Unterzuckerung nach einer bestimmten Mahlzeit? Daraus lassen sich Handlungsempfehlungen wie genauere Berechnungen oder Dosis-Anpassungen ableiten, die dabei helfen, Hypoglykämien möglichst zu verhindern.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig