Jubiläum: 50 Jahre DDG

4 Minuten

© © lily - Fotolia.com
Jubiläum: 50 Jahre DDG

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist eine der größten wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland – ihr Leitgedanke: Diabetes erforschen, verhindern, behandeln und heilen. Zum 50. Geburtstag hier ein Über- und Einblick.

An einem Dienstag im April …

Am 7. April 1964 fanden sich in Wiesbaden die führenden Diabetesärzte der damaligen Zeit zusammen, um die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) zu gründen. Professor Karl Oberdisse, der spätere Gründungsrektor der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, stellte fest, dass

“… die Probleme, die der Diabetes aufgibt, so zahlreich sind, dass es sich wohl lohnt, sie in einer eigenen […] Gesellschaft zu vertreten”.

Traditionell um Christi Himmelfahrt fand im Mai die größte wissenschaftliche Diabetestagung in Berlin statt – mit über 6.000 Teilnehmern. Zur Feier des Jubiläums traf man sich im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.

Mittlerweile 8.749 Mitglieder

Während bei der ersten Mitgliederversammlung im Jahr 1965 nur 53 Mitglieder anwesend waren, gibt es inzwischen 8.749 Mitglieder. Davon haben 4.028 Ärzte die spezifische Weiterbildung zum Diabetologen DDG. Entsprechend der Vorgaben der Fachgesellschaft haben sie sich durch Fortbildungskurse und praktische Arbeit in anerkannten Einrichtungen weitergebildetet.

Von diesen diabetologisch versierten Ärzten arbeiten etwa zwei Drittel in Kliniken und ein Drittel in Praxen. Diese Angaben stammen aus der Festschrift “50 Jahre DDG!”; erhältlich unter www.ddg.info.

Nicht nur Ärzte sind organisiert

Im Jahre 1983 führte die DDG den ersten Weiterbildungslehrgang Diabetesberater-/in DDG durch. Inzwischen gibt es rund 3.400 Diabetesberaterinnen sowie 7.100 Diabetesassistentinnen und 2.300 Wundassistentinnen speziell für die Belange von Menschen mit Typ-2-Diabetes. Diese Fachleute sind zusätzlich seit 1992 im Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) organisiert. Aber auch 147 Psychologen haben sich mit der Weiterbildung zum Fachpsychologen DDG speziell qualifiziert.

In ihren ersten 50 Jahren hat die Fachgesellschaft den Gedanken vorangebracht, dass nicht nur Ärzte, sondern oft viele verschiedene Spezialisten zusammenkommen müssen, um bei einem Patienten eine gute Diabetesbehandlung zu ermöglichen.

Das Sprachrohr: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Und damit es bei so viel verschiedenen Interessengruppen auch ein einheitliches Sprachrohr von Fachgesellschaft und Verband zusammen mit den Patienten gibt, gründeten DDG und VDBD gemeinsam diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.

Seit mehr als fünf Jahren setzt sich diese Dachorganisation unter anderem dafür ein, Diabetes in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und sich für die Belange der Betroffenen gesundheitspolitisches Gehör zu verschaffen. Auch die selbstständige Patientenorganisation Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) ist Teil der Dachorganisation; ihr gehören inzwischen 27 000 Menschen an.

Kampagne “Diabetes STOPPEN – jetzt!” mit hoher Auszeichnung

Das Engagement findet Anerkennung: Gerade rechtzeitig vor der Jubiläumstagung wurde die Kampagne Diabetes STOPPEN – jetzt! mit dem Deutschen Onlinekommunikationspreis in der Kategorie Verbände und NGOs ausgezeichnet. Nach Angabe des Jurypräsidenten (dem Konzernsprecher von Google) hat die Preiskommission besonders beeindruckt, dass die Deutsche Diabetes-Hilfe, trotz kleinem Budget, so viele Politiker in so kurzer Zeit erreichen konnte.

In den anderen Kategorien gewannen Firmen wie Lufthansa, BMW, Edeka oder Rossmann. Also sicher ein Erfolg, auf den man bei der Konkurrenz mit großen Budgets mit Recht stolz sein kann.


Nächste Seite: Neues vom Diabetes-Kongress: Medikamente gegen Typ-2-Diabetes könnten womöglich auch Typ-1-Diabetikern helfen sowie Fortschritte bei der Entwicklung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse mit Ziel Closed loop-System.

Neue Erkenntnisse auf dem Jubiläumskongress

Auf dem Kongress im Mai wurde natürlich nicht nur gefeiert, sondern insbesondere über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse diskutiert. Gegenwärtig sind viele neuartige Therapiealternativen bei Typ-1-Diabetes im Erprobungsstadium. Man darf davon ausgehen, dass in nicht allzu ferner Zukunft neben der intensivierten Insulintherapie (mit Pumpe oder Pen) bei Typ-1-Diabetes auch Medikamente eingesetzt werden, die nicht auf Insulin basieren.

Sogenannte Inkretin-Mimetika imitieren die Wirkung eines glukagonähnlichen Magen-Darm-Hormons (Glucagon-like Peptide-1, GLP-1) und zeigen bei Typ-2-Diabetes eine gute Wirksamkeit, indem sie über Darmhormone Einfluss auf die Blutglukose-Regulation nehmen. Erste Ergebnisse einer zusätzlichen Gabe dieser Inkretin-Mimetika zur üblichen Insulintherapie bei übergewichtigen Menschen mit Typ-1-Diabetes zeigten: Verbesserungen beim Gewicht, Reduktion von systolischem Blutdruck und Insulindosis sowie eine bessere Glukosekontrolle.

SGLT-Hemmer womöglich auch vorteilhaft für Typ-1-Diabetiker

Ein ganz anderer Ansatz wird mit den sogenannten SGLT-Hemmern verfolgt. Sie führen zu einer zusätzlichen Zuckerausscheidung über die Nieren und senken dadurch den Glukosespiegel. Erste Substanzen dieser Wirkgruppe sind bereits zugelassen, um Menschen mit Typ-2-Diabetes zu behandeln. Neuesten Ergebnisse zufolge haben sie aber auch positive Effekte bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes.

Durch den insulinunabhängigen Wirkungsmechanismus wird die erhöhte Blutglukose ohne medikamentenbedingte Hypoglykämiegefahr gesenkt. Zusätzlich bieten sich unter Umständen günstige Effekte auf das Körpergewicht. Außerdem bietet die Substanzklasse mögliche Schutzeffekte hinsichtlich einer möglichen diabetesbedingten Folgeerkrankung an der Niere (Nephropathie).

Im Tiermodell wirken die SGLT-2-Hemmer auch auf die Feinregulierung des Blutdrucks in dem empfindlichen Nierenfilterapparat. Sie können dadurch offenbar negative Einflüsse eines über lange Zeit erhöhten hohen Blutzuckers günstig beeinflussen. Erste Studien mit diesen Medikamenten bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes zeigten eine Verbesserung der Stoffwechseleinstellung (HbA1-Senkung um 0,4 Prozent, bessere Profile im kontinuierlichen Glukosemonitoring), des Gewichts, des Hüftumfangs sowie der Nierenwerte.

“Closed loop” im Fokus

Fortschritte gibt es auch bei der Entwicklung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse (Pankreas); allerdings nicht als nahezu perfektes System, das der Patient nutzen kann, ohne sich überhaupt um seine Diabeteseinstellung kümmern zu müssen. Wie wir bereits im Diabetes-Eltern-Journal 2/2013 angekündigt hatten, ist nach einem langwierigen Genehmigungsprozess die erste Studie unter häuslichen Bedingungen mit einer automatisierten Kontrolle für vier Nächte hintereinander erfolgreich abgeschlossen worden.

An der Studie nahmen auch 15 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus Deutschland teil. Arbeitsgruppen aus England und den USA berichten ebenfalls von Erfolgen. Die Ergebnisse führen zu vorsichtigem Optimisimus. Zu erwarten ist ein stufenweises Herantasten an das Ziel eines geschlossenen Systems (Closed loop-Systems) für Tag und Nacht. Eine automatisierte Glukosekontrolle mit Pumpe und Sensor für die Nacht ist nach den auf dem Jubiläumskongress präsentierten Ergebnissen experimentell schon weit fortgeschritten.

Die nächsten 50 Jahre Diabetologie versprechen also einen noch rascheren Wandel in Erkenntnissen und Behandlungsmethoden.


von Prof. Dr. Thomas Danne
Kinderdiabetologe, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“, Hannover, Vorstandsvorsitzender diabetesDE

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2014; 7 (2) Seite 6-7

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen

Lange hat Nina Joachim ihren Typ-1-Diabetes versteckt. Doch als junge Erwachsene beginnt sie, offener mit ihrer Erkrankung umzugehen. Mit ihrer Tätigkeit als „Insulencerin“, durch die sie anderen helfen kann, hat sie ihren Traumjob gefunden.
Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen | Foto: Nina Sanchez/MedTriX

11 Minuten

Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025

Die neue Magazin-Ausgabe ist ab sofort erhältlich: Dr. Katrin Kraatz/Prof. Dr. Thomas Haak aus der Chefredaktion stellt die Themen des Diabetes-Anker-Magazins 11/2025 vor. U.a. geht es um Wochen-Insuline, die nun auf den Markt kommen, den Schutz der Nieren bei Diabetes und um blutzuckerfreundliches Backen für die Adventszeit.
Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025 | Foto: MedTriX

4 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände