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Um genaue Glukosewerte zu erhalten, müssen die meisten CGM-Systeme von den Anwendern regelmäßig nach den Vorgaben des Herstellers kalibriert werden – das ist so ähnlich wie mit Instrumenten, die regelmäßig gestimmt werden müssen. Wie genau das „Stimmen“ von CGM-Systemen funktioniert, erklärt Dr. Torben Biester.
Wenn man sich in seiner Diabetes-Therapie auf die Messungen eines Gerätes verlässt, muss die Genauigkeit dieses Gerätes sichergestellt sein. Für Blutzuckermessgeräte gibt es klare Vorgaben, die erfüllt sein müssen.
Für Sensoren gibt es solche Richtlinien nicht. Das bedeutet, dass die Messung des Sensors auf das Blut abgestimmt sein muss (Kalibration), um eine hohe Präzision zu erreichen. Je nach Hersteller kann es entweder eine Kalibration sein, die bereits im Herstellungsprozess geschieht, oder die Kalibration muss von den Anwendern individuell vorgenommen werden.
Hersteller | Kalibration | Insulintherapie auf Wertebasis |
Abbott Libre/Libre 2 | Werkskalibration | Ja (Einschränkungen laut Anleitung) |
Medtronic 640G/Guardian Connect | Nach der Aufwärmphase, dann nach 2 und nach 6 Stunden; danach mind. alle 12 Stunden | Nein |
Medtronic 670G | Nach der Aufwärmphase, dann nach 2 und nach 6 Stunden; danach mindestens alle 12 Stunden; bei Aufforderung | Ja |
Dexcom G5 | 2 x nach 2 Stunden, dann alle 12 Stunden | Ja |
Dexcom G6 | Werkskalibration; Kalibration 1 x täglich sinnvoll | Ja |
Eversense | 4 Kalibrationen (2 - 12 h) zu Beginn, dann 2 x täglich im Abstand von 10 - 14 Stunden, Zeitfenster selbst zu wählen | Nein (in den USA: Ja) |
Medtrum A6 | mind. alle 12 h; bei Aufforderung | Nein (nur Abschaltautomatik) |
Ob ein Sensorgerät kalibriert werden muss oder nicht, hängt von der jeweiligen CE-Kennzeichnung ab (damit erklärt der Hersteller, Inverkehrbringer oder EU-Bevollmächtigte, „dass das Produkt den geltenden Anforderungen genügt“; EU-Verordnung 765/2008). Das Gleiche gilt für die Insulindosierung: Ein Hersteller entscheidet, ob auf der Grundlage der Sensorwerte die Insulintherapie angepasst werden darf.
Um eine notwendige Kalibration des Gerätes sicher durchführen zu können, ist ein stabiler Verlauf der Blut- und Gewebszuckerwerte notwendig. Empfehlenswerte Zeitpunkte sind daher:
Da die meisten Geräte eine Kalibration mindestens alle 12 Stunden benötigen, ist eine weitere Messung im Verlaufe des Tages nötig, um das Zeitfenster von 12 Stunden nicht zu überschreiten (Abb. 1).
Abb. 1: Wenn der Zeitraum zur letzten Kalibration (blauer Pfeil) mehr als 12 Stunden beträgt, kann der Sensor keine Messung bis zur nächsten Kalibration anzeigen (roter Pfeil).
Grundsätzlich sollte eine Kalibration immer mindestens 2 Stunden nach der letzten Insulin (Bolus)-Gabe und mindestens 15 Minuten vor der nächsten Mahlzeit/Bolusgabe stattfinden, um rasche Änderungen von Blut- und Gewebezucker zu vermeiden. Zu hohe und zu niedrige Werte sollten vermieden werden.
Bei Systemen mit automatisierten Funktionen (Insulinabschaltungen oder Insulinsteuerung) muss bedacht werden, dass, wenn zum Beispiel Jugendliche morgens länger schlafen, die letzte Kalibration dementsprechend spät vorgenommen wird.
Eine zusätzliche Kalibration ist notwendig, wenn man einen zu großen Unterschied zwischen Blut- und Sensorglukose feststellt. Achtung: Je nach Hersteller darf der Unterschied auch nicht zu groß sein, ggf. wird die Kalibrierung dann nicht akzeptiert. In diesem Fall muss zunächst mit dem Blutzucker gearbeitet und die Kalibration später durchgeführt werden.
In Phasen starker körperlicher Aktivität können Sensor und Blutzuckermessgerät unterschiedliche Werte anzeigen. Dies ist dann aber kein Zeichen unzureichender Kalibration, sondern auf die unterschiedlichen Messorte zurückzuführen.
Wird Ausdauersport betrieben, ist der Glukosebedarf im Muskelgewebe sehr hoch. Werden nun während des Sports schnell wirksame Kohlenhydrate aufgenommen (z. B. Traubenzucker, Saft), steigt der Blutzucker rasch an. Der „Abfluss“ des Zuckers ins Gewebe passiert aber so schnell, so dass es gar nicht zu einem Anstieg des Zuckers im Gewebe kommt (Abb. 1). Typisch sind in diesem Fall Sensorkurven, die sich unterhalb der Blutzuckerwerte bewegen.
Abb. 2: „Muskelauffülleffekt“: Die Blutzuckerwerte (Kreise), die während mehrerer Sportphasen am Tag gemessen werden (Kurve einer erwachsenen Triathletin, 3 Trainingsläufe an einem Tag).
von Dr. med. Torben Biester |
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Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“ Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover, E-Mail: biester@hka.de |
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2020; 12 (2) Seite 8-9
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