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Dabei hat sie doch WLAN und 5G. Was wenn…? Wir telefonieren. "Es ist prima hier und das Essen erst!" "Was gibt’s denn so?" Ich versuche, die Alarmstufe Rot in meinem Kopf zu überspielen. "Naja, es gibt halt, was uns Kindern Spaß macht: Pizza – so lecker, ehrlich -, und gestern sogar selbstgemachte Burger mit einer Hammer Sauce," schwärmt Nonie. "Hmm," denke ich bei mir, "den Burger konnte ich in der Follow App gar nicht entdecken. Es scheint noch Zeichen und Wunder zu geben." Aber ich behalte das für mich – coole Mama und so. Außerdem betreut meine Schwester sie regelmäßig. Zudem habe ich auch noch im Ohr, wie eine Bekannte mit Typ-1-Diabetes mir erzählte, dass sie es zuhause als unglaublich nervig empfand, wenn ihre Mutter morgens oder nach der Schule als erstes ohne "Wie geht es Dir?" gleich mit Diabetesthemen anfing.
Ich höre mir also noch ein wenig den unbeschwerten Bericht von Nonies Wochenendabenteuer bei ihrer Cousine an und erfahre, wie sie durch die Zimmer toben, Häschen aus Klopapierrollen basteln und im Garten helfen. Einen Satz kann ich mir zum Abschluss allerdings doch nicht verkneifen: "Aber hör bitte in dich hinein, gerade wenn Du selbst mal keine Werte zum Ablesen hast. Du weißt schon." Ich lege auf. Jetzt kommen auch die Daten wieder. Halleluja. Aber, oh Schreck, ich greife gleich wieder zum Hörer. "Mein Engel, Dein Blutzucker ist im Sinkflug. Hast Du das gesehen?" "Es geht mir gut, Mama, ehrlich. Ich habe ja schon in mich hineingehorcht. Da ist aber alles normal. Ich denke mal, die Pumpe hat das im Griff. Chill Du mal in Deinem Sessel mit Deinem Buch. Du sagst doch immer, dass es bestimmt schon Staub angesetzt hat." Ich lächele. Der Sessel und das Buch haben mich in letzter Zeit wirklich selten gesehen. Und ist es nicht ein bisschen wie auf die Wetter-App schauen und sehen, dass es regnen wird, aber der Blick aus dem Fenster zeigt, dass der Wind die Wolken wegtreibt? Die Technik unterstützt uns, ersetzt aber nicht unsere eigene Wahrnehmung.
Als Nonie zurück ist, stelle ich ihr die Burgerfrage: "Wie hast Du das hinbekommen?" Mit stolzer Brust erwidert sie: "Naja, also als die Werte zwei Stunden nach dem Burger noch ein bisschen hoch waren, habe ich die Pumpe gefragt, was sie machen würde und die vorgeschlagene Korrektur gespritzt. Ganz allein. Und an dem Nachmittag nach dem Pizzaessen sind wir durch die Zimmer getobt. Ich glaube, das hat ganz gut gepasst zusammen mit dem Sportmodus." Ihre Reflektion und Selbständigkeit, unterstützt durch die Technik, beeindrucken mich. Und ich glaube, ich habe einmal mehr erkannt, dass kontrolliertes Laufenlassen ein guter Weg sein kann, denn auf diese Weise konnte sich Nonie ganz allein und ohne, dass ich gleich hineingrätsche, mit ihrem Diabetes arrangieren. Abends beim Ins-Bett-Bringen kommt sie ganz nah an mich heran und flüstert: "Aber ich find‘s auch klasse, dass wir jetzt zusammen sind und Du mir wieder mit dem Diabetes hilfst, denn dann kann ich etwas mehr chillen, auch wenn ich keine Bücher mit Staub drauf habe."
Die neunjährige Nonie hat seit 2019 Typ-1-Diabetes. Ihre Mama Maren Sturny und sie meistern den Alltag als Team. Nonie lernt viel über ihren Diabetes und zieht auch gerne einmal ihre eigenen Schlussfolgerungen. Hin und wieder lässt sie Freunde oder die Familie an ihren Erkenntnissen teilhaben.
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