Mehr Freiheit mit der Pumpe

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Mehr Freiheit mit der Pumpe

Ein Kindergeburtstag mit viel Bewegung und einem großen Kuchenbuffet steht an – das kann für ein Kind mit Diabetes und seine Eltern eine Herausforderung sein. Kann eine Insulinpumpe in solchen Situationen helfen?

Diese Situation kennen viele Eltern: Eine Einladung zum Kindergeburtstag ist eingetroffen. Geplant ist: Bei gutem Wetter eine Schatzsuche im Freien, wenn es regnet ein Besuch im Schwimmbad. Ein großes Kuchenbuffet und Abendessen mit Würstchen und Pommes dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Eine Herausforderung für die Familie

Das wird bestimmt ein aufregender, erlebnisreicher Tag. Für ein sechsjähriges Kind mit Diabetes und seine Eltern kann eine solche Geburtstagsfeier aber auch eine Herausforderung sein: Wie kann der Blutzucker während der Feier kontrolliert werden, ohne dass das Kind öfter das Spiel mit seinen Freunden unterbrechen muss?

Die Pumpe als Chance

“Sicherheit und ausnahmslose Teilhabe des Kindes am Alltag, das wünschen sich viele Eltern”, sagt Dr. Ralph Ziegler, niedergelassener Kinderdiabetologe aus Münster und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD). “Die Insulinpumpentherapie kann dabei eine Chance sein, die Therapieeinstellung zu verbessern und das Insulinmanagement leichter in den Alltag zu integrieren. Dadurch erlangen nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern, Großeltern, Erzieher und andere mehr Vertrauen in das eigene Handeln und damit mehr Freiheiten im Leben mit Diabetes.”

Wichtig: flexibel sein

Diabetesmanagement bei insulinpflichtigen Kindern und Jugendlichen erfordert große Flexibilität. So ist der Tagesablauf oft schwer vorhersehbar: Erst in der Schule sitzen, dann aktives Spielen mit Freunden, das Bewegungspensum ist schwankend. Ebenso die Ernährung – nicht immer wird aufgegessen. Hinzu kommt das Wachstum. Diese Faktoren erschweren es, Kinder gut einzustellen. “Kinder sind spontan. Das führt dazu, dass der Rhythmus des Insulinbedarfs anders ist”, sagt Dr. Ziegler.

Weniger Unterzuckerungen

Durch die kontinuierliche Abgabe kleiner Insulinmengen sind Insulinpumpen darauf ausgerichtet, täglich wechselnde Tagesabläufe auszugleichen. “So können vor allem Unterzuckerungen vermieden werden”, so Ziegler. Bei Pumpenträgern kommen Episoden mit schwerer Unterzuckerung seltener vor als bei Personen, die sich täglich mehrmals Injektionen mit verschiedenen Insulinen verabreichen.

Gleichzeitig können Hyperglykämien am Morgen (Dawn-Phänomen) verhindert werden: Mit den flexibel einstellbaren Basalraten der Insulinpumpe ist ein Gegensteuern möglich. Die Dosierung des Insulins ist dabei auch sehr fein justierbar: “Kinder benötigen kleine Mengen an Insulin, zum Beispiel Basalraten unter zehn Einheiten”, sagt Ziegler.

Bessere Einstellung möglich

Ziegler sieht weitere Stärken in der Pumpentherapie: “Sie ist eine unauffällige und gut zu regulierende Methode, Insulin zu verabreichen. Es fällt Kindern im Vergleich zum Spritzen oft leichter, dies in den Alltag zu integrieren. Vom Prinzip her ist mit der Pumpe eine bessere, nahezu physiologische Einstellung mit Insulin zu erreichen.”

In Deutschland tragen aktuell fast 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes eine Insulinpumpe. “Vor allem Vorschulkinder profitieren von einer Pumpentherapie”, meint Ziegler. So würden 90 Prozent der unter Sechsjährigen mit Diabetes eine Insulinpumpe verwenden.

Wichtig: die Schulung

Erzieher, Lehrer und Großeltern begleiten Kinder mit Diabetes in ihrem Alltag. Ihre professionelle Schulung ist genauso wichtig wie die des betroffenen Kindes und seiner Eltern.

Für Ziegler sind altersgerechte Schulungen, die sich am individuellen Entwicklungsstand der Kinder und an den Bedürfnissen der Familien orientieren, ausschlaggebende Grundsteine für eine optimale Therapie. “So reicht es für kleine Kinder, zu verstehen, dass der Körper Insulin braucht und sie ihren Blutzucker messen müssen, wenn sie sich nicht wohl fühlen.”

Altersgerecht gestaltet

Ältere Kinder lernen mehr über die Erkrankung und wie sie sich in besonderen Situationen, wie beispielsweise Sport, Krankheit und Ausflügen zu verhalten haben. Die Schulungsprogramme für Kinder und Jugendliche mit Diabetes werden deshalb altersgerecht gestaltet und von der AGPD (Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie, http://www.diabetes-kinder.de
) mit herausgegeben.

Alle Schulungen vermitteln eine wichtige Botschaft: “Wichtig ist zu begreifen, dass der Diabetes immer nur ein Teil des Lebens ist.” Mit diesem Verständnis können Kind und Eltern auch einen Kindergeburtstag mit viel Toben, Spielen und Kuchen viel mehr genießen.


von Prof. Dr. Thomas Danne
Kinderdiabetologe, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“, Hannover, Vorstandsvorsitzender diabetesDE

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2013; 6 (4) Seite 22-23

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  • tako111 postete ein Update vor 9 Stunden, 10 Minuten

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 16 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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