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Was ändert sich, wenn ein Familienmitglied Diabetes bekommt? Antje Thiel hat 15 Familien und Paare besucht und genau danach gefragt. Daraus ist ein Buch entstanden: „In guten wie in schlechten Werten“. Was die Journalistin während der Recherche besonders beeindruckt hat, verrät sie uns im Interview.
Welcher Familie ist es besonders gut gelungen, den Diabetes in den Alltag zu integrieren?
Antje Thiel: Oh, das gelingt wirklich vielen gut! Ein Beispiel: Bei Familie K. mit ihren fünf Kindern ist der Jüngste an Typ-1-Diabetes erkrankt. Die älteren Geschwister übernehmen Mitverantwortung, können Kohlenhydrate und Insulinmengen berechnen und passen auf ihren kleinen Bruder auf, wenn die Eltern mal nicht daheim sind. Die Familie hält ganz toll zusammen. Der Diabetes scheint auch eher unaufgeregt und selbstverständlich mitzulaufen. Nicht dass Typ-1-Diabetes eine einfache Aufgabe wäre – aber ich denke, dass es für die betroffenen Kinder toll ist, wenn sie möglichst normal aufwachsen können.
Konntest Du selbst einen Tipp mitnehmen, wie das Leben mit Diabetes noch positiver gestaltet werden kann?
Antje Thiel: Manche Familien und Paare haben mir hinterher gesagt, dass sie vor unseren Gesprächen noch nie so intensiv darüber geredet hatten, was der Diabetes für ihre Beziehung oder ihr Familienleben bedeutet. Das hat mir noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie wichtig Kommunikation ist. Nicht nur über organisatorische Fragen rund um den Diabetes, sondern auch über Ängste, Sorgen, Erwartungen und Hoffnungen, die der Diabetes mit sich bringt. Schließlich können andere nicht immer ahnen, was in uns vorgeht.
Ein Kind bekommt Diabetes. Wie sollte die Familie am besten aufgefangen und betreut werden?
Antje Thiel: Ich halte es für sehr wichtig, dass beide Elternteile geschult werden, damit sie beide für ihr Kind sorgen können. Auch die Geschwister dürfen nicht vergessen werden. Toll ist es, wenn Familien sich nicht nur mit den Profis in der Diabetesambulanz, sondern auch mit anderen betroffenen Familien austauschen können. Es entlastet ungemein, wenn man sieht, dass andere vor ähnlichen Herausforderungen stehen – oder dass sie für manche Probleme vielleicht eine Lösung haben, auf die man selbst nicht gekommen wäre.
Von welchen Hilfen könnten Familien, in denen ein Kind mit Diabetes lebt, besonders profitieren?
Antje Thiel: Kinder mit Typ-1-Diabetes sollten ganz selbstverständlich eine Kita oder eine Schule besuchen können. Dafür brauchen sie je nach Einzelfall Unterstützung. Pädagogische Fachkräfte sollten ermutigt werden, Kinder mit Diabetes zu unterstützen, ohne bei Fehlern Angst vor Haftungsansprüchen haben zu müssen. Denn Fehler passieren auch, wenn ein Kind zu Hause von den Eltern versorgt wird. Ehrlich gesagt hätte ich es vor meinen Recherchen kaum für möglich gehalten, wie viele Steine manchen Eltern heute noch in den Weg gelegt werden.
Interview: Nicole Finkenauer
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 10 (3) Seite 5
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