Nonie blickt’s: „Hilfe, Hilfe, rette mich!“ – die Stärke der Community

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Nonie blickt's: „Hilfe, Hilfe, rette mich!“ – die Stärke der Community
Illustration: Christian Mentzel
Community-Beitrag
Nonie blickt’s: „Hilfe, Hilfe, rette mich!“ – die Stärke der Community

Als Nonie Typ-1-Diabetes bekam, stand für ihre Mutter die Welt still – doch Nonie sah darin keine Krankheit, sondern eine Blume. Fünf Jahre später zeigt sie, wie Gemeinschaft in der Community, Offenheit und ein Perspektivwechsel Wunder bewirken können.

Ich denke an letzte Nacht. Abi Revival. Nenas Song „Rette mich“ war nie so wirklich meiner, ich war eher von der „Leuchtturm“- und „Wunder gescheh’n“-Fraktion. Aber gestern erinnerte ich mich an unser Leben vor Nonies Diabetesdiagnose. Meine eigene Kindheit – so unbeschwert im Vergleich. Und dann kullerten die Tränen.

Der plötzliche Start in den Diabetesalltag traf uns hart. Nonie akzeptierte den Diabetes recht schnell: „Mama, ich kann den Diabetes nicht als Monster malen, dann ist er ja ganz traurig. Er ist eine schöne Blume und sie ist ganz nah bei mir. Siehst du?“ Und wieder Tränen bei mir.

Aber deshalb um Hilfe bitten? Worüber hätten wir reden sollen? Zwei ganze Jahre ging das so, auch wenn man mir nach außen nicht viel ansah. Ich lehnte jedes Gespräch und jedes Hilfsangebot ab. Das musste ich erst mit mir selbst ausmachen.

Kein Monster, sondern eine Blume: Nonies Blick auf den Diabetes

„Aber Mama, ich bin doch gar nicht krank“, sagte Nonie einmal, als mir im Telefonat mit einer Freundin das Wort Krankheit im Zusammenhang mit dem Diabetes herausrutschte, „ich habe weder Magen-Darm noch Fieber. Es geht mir gut.“

Nonie sprach diese Worte mit Leichtigkeit aus. Naja, vielleicht half unser Versuch, den Diabetes als Familienmitglied zu umarmen, ihr dabei und die positive Sprache im Alltag in Sachen Diabetes. Ihren Diabetes abzulehnen, hätte bedeutet, einen Teil von ihr abzulehnen – und das kam gar nicht in Frage. Also umarmten wir den Diabetes und ließen ihn gedanklich mit am Familientisch sitzen.

Heute, fünf Jahre nach der Diagnose, hätte ich mir gewünscht, dass ich damals gewusst hätte, wie wertschätzend und fürsorglich die Diabetes-Community miteinander umgeht. Vielleicht hätte ich mich dann schon früher getraut, um Hilfe zu bitten, wenn ich am Ende war.

Heute schätze ich den munteren Austausch in der Community sehr. Es ist ein Geben und Nehmen, ein Trösten und Mutmachen, ein Teilen von Frust und Freude. Danke an dieser Stelle einmal dafür!

Gemeinsam stark: Wie die Community trägt – und Hoffnung schenkt

Und wie macht Nonie das mit dem Sich-helfen-lassen? Sie geht mit Nina ins Konzert, lässt sich von Matthias und Timur beraten auf gemeinsamen Events, spielt Kamerafrau an Diabuddy Bastians Seite beim gemeinsamen Videodreh, fragt Fio auf TikTok um Rat und telefoniert mit Leon, wenn sie nicht mehr weiterweiß.

In der Diabetes-Community gibt es nämlich ganz viele, die sie und mich und auch alle da draußen retten können, wenn wir es nur zulassen. Die uns als Leuchtturm zur Seite stehen und durch die wir lernen, dass auch und gerade in einem Leben mit Diabetes Typ 1 Wunder gescheh’n können, in der Gemeinschaft und im Austausch miteinander.

Danke, liebe Nonie, dass Du mir gezeigt hast, wie es geht, den Diabetes zu akzeptieren. Danke, dass ich Dich retten darf, wenn es Dir zu viel wird. Danke, dass wir alle uns gegenseitig retten, wenn wir nicht mehr weiterwissen. „Mama, warum weinst du denn“, fragte mich Nonie einmal kurz nach der Diagnose, „die Sonne scheint doch und gleich gehen wir Eis essen. Gibt es etwas Schöneres?!“ Und dann nahm sie, dieses Mal in vertauschten Rollen, mich ganz fest in den Arm.


Die elfjährige Nonie hat seit 2019 Typ-1-Diabetes. Ihre Mama Maren Sturny und sie meistern den Alltag als Team. Nonie lernt viel über ihren Diabetes und zieht auch gerne einmal ihre eigenen Schlussfolgerungen. Hin und wieder lässt sie Freunde oder die Familie an ihren Erkenntnissen teilhaben.

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2024; 11 (3) Seite 30

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  • stephanie-haack postete ein Update vor 40 Sekunden

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  • bloodychaos postete ein Update vor 4 Tagen, 6 Stunden

    Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.

    • Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.

      So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
      Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.

      Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
      Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.

      Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
      https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
      Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷‍♂️

      Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
      Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
      (Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)

    • @ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.

    • @bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
      Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
      Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).

  • loredana postete ein Update vor 6 Tagen, 3 Stunden

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

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