Projekt „Betreuung bei Kita- und Klassenfahrten“

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Projekt „Betreuung bei Kita- und Klassenfahrten“

Vielleicht läuft in Kindergarten und Schule alles recht gut mit dem Diabetes. Aber dann wird ein Ausflug mit Übernachtung oder eine Klassenfahrt geplant, und Erzieherinnen, Lehrer oder Betreuer fühlen sich nicht in der Lage, sich um ein Kind mit Diabetes zu kümmern. Was dann?

Im Interview: Kathrin Bahr

Kathrin Bahr hat seit 1996 Diabetes und durfte nicht mit auf Klassenfahrt, bis sie 16 war und ihre Lehrer überzeugt waren, dass sie alleine mit dem Diabetes zurechtkommt. Sie möchte, dass Kinder und Jugendliche heute diese Erfahrung nicht mehr machen müssen und hat deshalb bei der Selbsthilfe-Organisation Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes das Projekt „Betreuung bei Kita- und Klassenfahrten“ ins Leben gerufen. Bis jetzt betreut sie das Projekt ehrenamtlich und arbeitet Vollzeit in einer Diabetes-Apotheke. Für die Zukunft kann sie sich gut vorstellen, die Organisation des Projekts zu ihrem Beruf zu machen.

Foto: Dirk Michael Deckbar

Diabetes-Anker (DA): Seit wann gibt es das Projekt?

Kathrin Bahr: 2010 hat mich eine Bekannte angesprochen, die als Diabetesberaterin arbeitet. Sie bekam öfter Anfragen wegen Klassenfahrten – die Lehrer wollten die Kinder nicht mitnehmen. Ich habe dann angefangen, in Berlin Klassenfahrten zu betreuen, und habe mich dafür auch genau informiert, wie so eine Begleitung finanziert wird. In Berlin läuft das über das Bezirksamt/Jugendamt. Das ist in den Bundesländern aber unterschiedlich geregelt; manchmal wird gar nichts gezahlt. Dann springen die Eltern ein oder wir finden eine gemeinsame Lösung, dass die Kinder mitfahren können.

DA: Wie oft begleiten Sie solche Fahrten?

Bahr: Zwei, drei Jahre lang bin ich manchmal von Montag bis Freitag mit auf Klassenfahrt gefahren, habe am Wochenende meine Sachen gewaschen und bin am Montag los zur nächsten Fahrt. Das ging an die Substanz, zumal ich meinen Urlaub dafür genutzt habe.

Familien, die einen Betreuer für eine Klassenfahrt o. ä. brauchen, wenden sich an Kathrin Bahr (kathrin.bahr@ddh-m.de) oder an die Bundesgeschäftsstelle von Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes. Mehr über das Projekt finden Sie auf der Website der Organisation.

DA: Und so kam es, dass es mittlerweile noch mehr Begleiter gibt?

Bahr: Genau, ich habe im Freundeskreis Leute mit Typ-1-Diabetes gefragt. Und irgendwann kam auch einmal eine Anfrage aus einem anderen Bundesland. Ich habe mir überlegt, dass daraus ein neuartiges Projekt werden könnte und habe das bei der Deutschen Diabetes-Hilfe vorgestellt und darüber die AOK für drei Jahre als Partner gewonnen. So kann ich das Projekt aufbauen und weitere Betreuer suchen. Ich habe jetzt schon einen Pool mit Leuten zwischen 18 und 55 Jahren, die entweder selbst betroffen sind, aus dem medizinischen Bereich kommen oder ein Kind mit Diabetes haben.

DA: Oder es fährt ein Elternteil mit …

Bahr: Manchmal wollen oder können das die Eltern aber nicht. Auch die Lehrer wollen oft nicht, dass Eltern mitfahren. Genauso die Kinder, die nicht unbedingt mit der Mutti auf Klassenfahrt gehen möchten … Wir sind während der Fahrt dabei, aber die Kinder müssen nicht an unserem Rockzipfel hängen – wir betreuen einfach nur den Diabetes. Wir sind auch nur für das eine Kind zuständig und mischen uns sonst nicht ein.


Interview: Nicole Finkenauer

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 10 (4) Seite 28

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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