Sichere und genaue Blutzuckermessung

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Sichere und genaue Blutzuckermessung

Wer Diabetes hat oder ein Kind mit Diabetes betreut, muss den Blutzucker sicher und korrekt messen können – auch wenn die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) und Flash Glucose Monitoring (FGM) den Alltag von vielen schon immens erleichtern. Sarah Biester erklärt die wichtigsten Schritte beim Messen.

Den Stoffwechsel mit einem kontinuierlichen Messsystem zu beurteilen oder einen Glukosewert zu scannen, gehört für immer mehr Menschen mit Typ-1-Diabetes zum Alltag. Trotzdem benötigen alle Systeme zu bestimmten Zeiten oder bei unglaubhaften oder unklaren Werten eine Blutzuckerbestimmung – deshalb ist es wichtig, das Messen des Blutzuckers sicher zu beherrschen.

Blutzuckermessung Schritt für Schritt
  1. Händewaschen: Nahrungsmittelreste und Verunreinigungen werden entfernt; Händewaschen mit warmem Wasser fördert außerdem die Durchblutung, wodurch es nach der Punktion leichter ist, einen Blutstropfen zu gewinnen. Hände danach gut abtrocknen, damit Wasserreste keine Verdünnung des Blutes verursachen.
  2. Neue Lanzette in das Lanzettengerät stecken, Teststreifen entnehmen und in die Einführöffnung des Messgerätes stecken; darauf achten, dass der Teststreifen möglichst nicht in dem Bereich berührt wird, wo das Blut eingesogen wird.
  3. Punktion an der seitlichen Fingerbeere; um die “Fühle-Finger” Daumen und Zeigefinger zu schonen, werden dafür Mittel-, Ring- und kleiner Finger empfohlen.
  4. Fingerbeere leicht drücken, bis sich ein Blutstropfen bildet. Wenn man keine Möglichkeit zum Händewaschen hatte, kann der erste Tropfen mit einem Papiertuch entfernt werden. Dann erneut einen Tropfen aus der Fingerbeere herausdrücken, um einen “sauberen” Blutstropfen für die Messung zu gewinnen.
  5. Den Testreifen so lange an den Tropfen halten, bis der Streifen ausreichend gefüllt ist und die Messung beginnt.
  6. Nach wenigen Sekunden kann das Ergebnis abgelesen werden.
  7. Teststreifen und Lanzette entfernen und sicher entsorgen.

Das Blutzuckerselbstmanagement ist neben der Insulin- und Ernährungsbehandlung ein wichtiger Bestandteil in der Therapie des Typ-1-Diabetes. Insulindosierungen und weitere Therapieentscheidungen werden aufgrund der gemessenen Blutzuckerwerte getroffen.

Wozu den Blutzucker selbst kontrollieren?

Wie ist die derzeitige Stoffwechsellage? Wie viel Insulin wird für die nächste Mahlzeit benötigt? Kann mein Kind seine Aktivität starten und befindet es sich in einem normalen Blutzuckerbereich, oder benötigt es zusätzliche Kohlenhydrate vor dem Sport oder der Nacht? Wenn ein zu hoher Blutzuckerwert gemessen wird, kann eine Insulinkorrekturgabe notwendig sein. Diese vielen Überlegungen und Behandlungen finden mehrmals täglich statt, wenn ein Blutzuckerwert bestimmt wird. Die getroffenen Therapieentscheidungen sollten deshalb auf Basis einer sicheren und verlässlichen Messung beruhen.

Um diese Voraussetzung zu erfüllen, ist die Blutzuckerselbstkontrolle ein fester Bestandteil in der Schulung. Alle Familien sollten über die praktische Durchführung einer korrekten Messung informiert und angeleitet werden. Die korrekte Durchführung wird dabei Schritt für Schritt erklärt, geübt und kann durch die regelmäßige Durchführung zur Routine werden und so ein verlässliches Ergebnis erzielen, um dann das Insulin zu berechnen und Stoffwechselsituationen einzuschätzen.

Welches Messgerät für mich?

Die Auswahl des Messgerätes findet gemeinsam mit dem Kind oder Jugendlichen und der Familie statt. Dabei wird die individuelle Insulintherapie, das Alter des Patienten und die Alltagsbedürfnisse in die Entscheidung einbezogen: Messgeräte, die den Wert direkt in eine Insulinpumpe übertragen, schützen vor “Zahlendrehern” und sparen Zeit, da keine manuelle Eingabe zur Bolusberechnung notwendig ist. Bei einer Therapie mit Pen oder Spritze kann ein Messgerät hilfreich sein, das eine Tagebuchfunktion hat oder ebenfalls programmierbare Bolusrechner-Möglichkeiten.

Weitere Details wie Batterie oder Akku, Lichtfunktion für den Teststreifen, integrierte Streifentrommel, einzeln verpackte Teststreifen oder die Kombinierbarkeit mit einem Smartphone, so dass die Werte automatisch an weitere Personen übertragen werden, müssen in der Schulung erklärt werden, um das passende System zu finden. Manche Geräte können außer dem Blutzucker auch Keton im Blut messen.

Schulung ist wichtig

Danach erfolgt die Einweisung in das persönliche Gerät mit dem richtigen Lanzettengerät. Die wichtigsten Grundeinstellungen sind vorprogrammiert und eine Messung ist schnell durchzuführen. Die zusätzlichen technischen Details werden erklärt und die individuelle Einstellung des Gerätes besprochen und programmiert. Weitere allgemeine Informationen über das Messverhalten bei verschiedenen Temperaturen, Luftfeuchtigkeit und Haltbarkeit der Teststreifen sind ebenfalls wichtig, um einen korrekten Blutzuckerwert zu ermitteln oder Fehlerquellen aufzudecken.

So muss z. B. die Dose mit den Teststreifen immer gleich wieder verschlossen werden, um die Streifen vor der Luftfeuchtigkeit zu schützen, auch dürfen Geräte und Streifen im Winter nicht zu kalt werden und müssen deshalb unter der Kleidung getragen werden.

Der richtige Messzeitpunkt

Wann eine Blutzuckerbestimmung erfolgen sollte, hängt vom individuellen Alltag ab. Empfehlenswert sind Messungen vor einer Insulindosierung, vor körperlicher Aktivität, vor dem Schlafengehen, vor Autofahrten (wenn man selbst der Fahrer ist) und bei Unwohlsein, um eine Stoffwechselschwankung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Zusätzliche Messungen können Klarheit und Sicherheit schaffen, z. B. wenn Mahlzeiten geschätzt werden mussten, die noch unbekannt waren, bei einem veränderten Tag- oder Nachtrhythmus oder bei Krankheiten, die die Insulinwirkung verändern.

Wenn das Kind oder der Jugendliche ein kontinuierliches Glukosemesssystem trägt, müssen ebenfalls Blutzuckerwerte bestimmt werden. Zum einen sind sie notwendig, um die Geräte in bestimmten Zeitabständen zu kalibrieren. Zum anderen weisen die Hersteller bei machen Geräten darauf hin, dass die gemessene Gewebsglukose nicht zur Berechnung von Insulin verwendet werden soll. Die Messhäufigkeit kann trotzdem sinken, weil die Stoffwechseleinstellung stabiler werden kann und weniger Unter- und Überzuckerungen auftreten können.

Beim Flash Glucose Monitoring kann der gescannte Wert zu Therapieentscheidungen benutzt werden, jedoch wird auch hier eine Blutzuckermessung empfohlen, wenn der Wert nicht glaubhaft erscheint oder das Befinden zum gescannten Wert nicht passt.


Sarah Biester
Diabetesberaterin, Kinder- und Jugendkrankenhaus, “Auf der Bult”, Hannover
E-Mail: onset@hka.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2017; 10 (1) Seite 14-15

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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