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Wer Diabetes hat oder ein Kind mit Diabetes betreut, muss den Blutzucker sicher und korrekt messen können – auch wenn die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) und Flash Glucose Monitoring (FGM) den Alltag von vielen schon immens erleichtern. Sarah Biester erklärt die wichtigsten Schritte beim Messen.
Den Stoffwechsel mit einem kontinuierlichen Messsystem zu beurteilen oder einen Glukosewert zu scannen, gehört für immer mehr Menschen mit Typ-1-Diabetes zum Alltag. Trotzdem benötigen alle Systeme zu bestimmten Zeiten oder bei unglaubhaften oder unklaren Werten eine Blutzuckerbestimmung – deshalb ist es wichtig, das Messen des Blutzuckers sicher zu beherrschen.
Das Blutzuckerselbstmanagement ist neben der Insulin- und Ernährungsbehandlung ein wichtiger Bestandteil in der Therapie des Typ-1-Diabetes. Insulindosierungen und weitere Therapieentscheidungen werden aufgrund der gemessenen Blutzuckerwerte getroffen.
Wie ist die derzeitige Stoffwechsellage? Wie viel Insulin wird für die nächste Mahlzeit benötigt? Kann mein Kind seine Aktivität starten und befindet es sich in einem normalen Blutzuckerbereich, oder benötigt es zusätzliche Kohlenhydrate vor dem Sport oder der Nacht? Wenn ein zu hoher Blutzuckerwert gemessen wird, kann eine Insulinkorrekturgabe notwendig sein. Diese vielen Überlegungen und Behandlungen finden mehrmals täglich statt, wenn ein Blutzuckerwert bestimmt wird. Die getroffenen Therapieentscheidungen sollten deshalb auf Basis einer sicheren und verlässlichen Messung beruhen.
Um diese Voraussetzung zu erfüllen, ist die Blutzuckerselbstkontrolle ein fester Bestandteil in der Schulung. Alle Familien sollten über die praktische Durchführung einer korrekten Messung informiert und angeleitet werden. Die korrekte Durchführung wird dabei Schritt für Schritt erklärt, geübt und kann durch die regelmäßige Durchführung zur Routine werden und so ein verlässliches Ergebnis erzielen, um dann das Insulin zu berechnen und Stoffwechselsituationen einzuschätzen.
Die Auswahl des Messgerätes findet gemeinsam mit dem Kind oder Jugendlichen und der Familie statt. Dabei wird die individuelle Insulintherapie, das Alter des Patienten und die Alltagsbedürfnisse in die Entscheidung einbezogen: Messgeräte, die den Wert direkt in eine Insulinpumpe übertragen, schützen vor “Zahlendrehern” und sparen Zeit, da keine manuelle Eingabe zur Bolusberechnung notwendig ist. Bei einer Therapie mit Pen oder Spritze kann ein Messgerät hilfreich sein, das eine Tagebuchfunktion hat oder ebenfalls programmierbare Bolusrechner-Möglichkeiten.
Weitere Details wie Batterie oder Akku, Lichtfunktion für den Teststreifen, integrierte Streifentrommel, einzeln verpackte Teststreifen oder die Kombinierbarkeit mit einem Smartphone, so dass die Werte automatisch an weitere Personen übertragen werden, müssen in der Schulung erklärt werden, um das passende System zu finden. Manche Geräte können außer dem Blutzucker auch Keton im Blut messen.
Danach erfolgt die Einweisung in das persönliche Gerät mit dem richtigen Lanzettengerät. Die wichtigsten Grundeinstellungen sind vorprogrammiert und eine Messung ist schnell durchzuführen. Die zusätzlichen technischen Details werden erklärt und die individuelle Einstellung des Gerätes besprochen und programmiert. Weitere allgemeine Informationen über das Messverhalten bei verschiedenen Temperaturen, Luftfeuchtigkeit und Haltbarkeit der Teststreifen sind ebenfalls wichtig, um einen korrekten Blutzuckerwert zu ermitteln oder Fehlerquellen aufzudecken.
So muss z. B. die Dose mit den Teststreifen immer gleich wieder verschlossen werden, um die Streifen vor der Luftfeuchtigkeit zu schützen, auch dürfen Geräte und Streifen im Winter nicht zu kalt werden und müssen deshalb unter der Kleidung getragen werden.
Wann eine Blutzuckerbestimmung erfolgen sollte, hängt vom individuellen Alltag ab. Empfehlenswert sind Messungen vor einer Insulindosierung, vor körperlicher Aktivität, vor dem Schlafengehen, vor Autofahrten (wenn man selbst der Fahrer ist) und bei Unwohlsein, um eine Stoffwechselschwankung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Zusätzliche Messungen können Klarheit und Sicherheit schaffen, z. B. wenn Mahlzeiten geschätzt werden mussten, die noch unbekannt waren, bei einem veränderten Tag- oder Nachtrhythmus oder bei Krankheiten, die die Insulinwirkung verändern.
Wenn das Kind oder der Jugendliche ein kontinuierliches Glukosemesssystem trägt, müssen ebenfalls Blutzuckerwerte bestimmt werden. Zum einen sind sie notwendig, um die Geräte in bestimmten Zeitabständen zu kalibrieren. Zum anderen weisen die Hersteller bei machen Geräten darauf hin, dass die gemessene Gewebsglukose nicht zur Berechnung von Insulin verwendet werden soll. Die Messhäufigkeit kann trotzdem sinken, weil die Stoffwechseleinstellung stabiler werden kann und weniger Unter- und Überzuckerungen auftreten können.
Beim Flash Glucose Monitoring kann der gescannte Wert zu Therapieentscheidungen benutzt werden, jedoch wird auch hier eine Blutzuckermessung empfohlen, wenn der Wert nicht glaubhaft erscheint oder das Befinden zum gescannten Wert nicht passt.
Sarah Biester
Diabetesberaterin, Kinder- und Jugendkrankenhaus, “Auf der Bult”, Hannover
E-Mail: onset@hka.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2017; 10 (1) Seite 14-15
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