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In Deutschland sind ca. 30 500 Kinder und Jugendliche an Typ-1-Diabetes erkrankt und damit auf eine lebenslange Insulinsubstitution angewiesen. Die Therapie ist entweder die intensivierte Insulintherapie (bestehend aus mindestens vier Insulininjektionen am Tag unter die Haut) oder die kontinuierliche Insulinpumpentherapie.
Seit dem Jahr 2000 setzt sich die Insulinpumpentherapie zunehmend bei Kindern und Jugendlichen durch. Der Anteil der mit Insulinpumpen versorgten Patienten betrug im Jahr 2016 ca. 49 Prozent. Als die Insulinpumpentherapie aufkam, bekamen zunächst vor allem Jugendliche eine Pumpe, inzwischen ist dies jedoch die bevorzugte Therapieform bei Kleinkindern. 2015 wurden bereits 85 Prozent der Kinder unter sechs Jahren mit einer Insulinpumpentherapie behandelt.
Bei der Insulinpumpentherapie erfolgt die Behandlung mit einem einzigen Insulin, vorzugsweise mit einem schnell wirkenden Analoginsulin. Der Patient ist über einen im subkutanen Fettgewebe liegenden Katheter mit der Insulinpumpe verbunden. Über diesen Katheter erhält er kontinuierlich das Insulin in einer vorprogrammierten Menge (Basalrate). Zu den Mahlzeiten erfolgt dann per Knopfdruck durch den Nutzer selbst (oder die Eltern) manuell die Abgabe der für die Mahlzeit erforderlichen Insulinmenge.
Während vor zehn Jahren die Insulinmenge noch selbst berechnet werden musste, verfügen Insulinpumpen inzwischen über die Fähigkeit, nach Eingabe des aktuellen Blutzuckers und der aufgenommenen Kohlenhydratmenge die erforderliche Insulinmenge zu berechnen.
Die Vorteile liegen darin, dass das Insulin in sehr kleinen Schritten abgegeben werden kann und zu den Mahlzeiten nicht jedes Mal eine erneute Injektion per Spritze erfolgen muss. Lediglich beim Katheterwechsel, der alle zwei Tage notwendig wird, ist ein Einstich in das Unterhautfettgewebe notwendig.
Außerdem kann das Insulin durch diese Therapieform sehr individuell angepasst werden – dem Bedarf des jeweiligen Kindes entsprechend. Es wird eine hohe Flexibilität durch die Insulinpumpentherapie erreicht, so dass sie insbesondere für kleine Kinder große Vorteile bringt: Die nur sehr geringen Insulinmengen und das unberechenbare Verhalten von Kleinkindern bezogen auf die Nahrungsaufnahme und die Bewegung im Alltag sind dadurch wesentlich leichter zu bewältigen als mit einer Spritzen-/Pentherapie.
Nicht nur Kleinkinder, auch Schulkinder und Jugendliche profitieren von der Insulinpumpentherapie. Die langen Schultage, die unterschiedlichen Freizeitaktivitäten und die hormonellen Probleme mit hohen Blutzuckerwerten in den frühen Morgenstunden (Dawn-Phänomen) stellen die Jugendlichen oft vor große Herausforderungen, bei denen die Insulinpumpe sie gut unterstützen kann.
Die Entscheidung, wann eine Insulinpumpentherapie begonnen wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Für Kinder unter sechs Jahren ist die Insulinpumpentherapie die beste Therapieform und wird von den Krankenkassen auch bereits vom Beginn des Diabetes an ohne große Probleme genehmigt und bezahlt, so dass diese Altersgruppe bereits von Anfang an eine Insulinpumpe erhält.
Bei Schulkindern und Jugendlichen wird normalerweise zunächst mit einer Pen- bzw. Spritzentherapie begonnen. Im weiteren Verlauf müssen bestimmte medizinische Gründe (Indikationen) vorliegen, die die Umstellung auf eine Insulinpumpentherapie rechtfertigen. Zum Beispiel sind hohe morgendliche Blutzuckerwerte, starke Schwankungen, viele Unterzuckerungen (insbesondere in der Nacht) und Leistungssport Argumente, die für eine Insulinpumpentherapie sprechen.
Die Entscheidung für den Beginn einer Insulinpumpentherapie wird also im Rahmen der Dia-
betessprechstunde zusammen mit dem Diabetologen getroffen. Wichtig ist, dass die Insulinpumpe auch Wunsch des Kindes/des Jugendlichen sein sollte und nicht nur der Wunsch der Eltern.
Ist die Entscheidung für eine Insulinpumpe gefallen, erfolgt die Beratung bezüglich des Pumpenmodells. Die am Markt erhältlichen Pumpenmodelle haben jede bestimmte Sonderfunktionen oder Besonderheiten und sollten dem Bedarf entsprechend ausgewählt werden.
Die Entscheidung des Arztes und des Patienten für eine Insulinpumpentherapie reicht jedoch leider nicht aus: Es ist eine teure Therapieform, deshalb prüfen die Krankenkassen als Kostenträger, ob die Therapie notwendig ist.
Für Kleinkinder mit ihrem niedrigen Insulinbedarf bestehen für die Krankenkassen ausreichende Gründe, so dass eine Pumpe sofort bei Dia-
gnose eingesetzt werden kann. Das Einreichen eines Rezeptes genügt meistens, oft wird nach drei Monaten noch ein Gutachten gefordert, in dem über den Verlauf berichtet werden muss. Damit ist der Vorgang in der Regel abgeschlossen und die Pumpe genehmigt.
Für Schulkinder und Jugendliche gilt seit Januar 2017 ein geändertes Antragsverfahren:
Erst, wenn die Kostenübernahme genehmigt ist, kann es mit der Pumpentherapie losgehen. Übrigens gilt das gleiche Vorgehen bei Beantragung eines CGM-Systems.
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