„Sweet Period“ – die Regelblutung bei Diabetes

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„Sweet Period“ – die Regelblutung bei Diabetes

Ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen läuft jeden Monat im weiblichen Körper ab. Welchen Einfluss hat dies bei Mädchen und Frauen mit Diabetes auf den Blutzuckerspiegel? Und was sollte unbedingt beachtet werden, wenn mit der „Pille“ verhütet wird?

Das Alter für das Einsetzen der ersten Periode kann sehr unterschiedlich sein. In den meisten Fällen ist es zwischen dem 12. und 13. Geburtstag der Fall. Bei manchem Mädchen kommt es aber auch schon früher oder auch erst später zur ersten Regelblutung. Das ist völlig normal und bei jedem Mädchen unterschiedlich. Es hängt davon ab, in welchem Entwicklungsstand sich die Geschlechtsorgane befinden.

Typische Vorboten der Regelblutung sind das Einsetzen des Weißflusses, das der ersten Periodenblutung etwa ein Jahr vorausgeht. Das Einsetzen der Menstruation ist eher am Ende der körperlichen Umstellung vom Mädchen zur Frau zu erwarten. Neben dem Weißfluss kommt es vorher zu einem Wachstumsschub, die Brust beginnt zu wachsen und Taille und Hüfte formen sich aus – die Körperfigur wird weiblicher.

Der weibliche Zyklus

Der Beginn der Menstruation ist auch der Beginn des weiblichen Zyklus und zeigt die Geschlechtsfähigkeit an. Durch Einfluss von körpereigenen Botenstoffen, den Östrogenen, wird die in der Gebärmutter liegende Schleimhaut aufgebaut, um das Einnisten einer befruchteten Eizelle zu ermöglichen. Ist dies geschehen, platzt durch Einfluss des Hormons LH zwischen dem 12. und 16. Tag der Periode das Eibläschen (Follikel) und der Eisprung findet statt.

Das Ei wandert in die Gebärmutterhöhle, und der Rest des geplatzten Eibläschens (Gelbkörper) produziert das Hormon Progesteron, das zunächst die Gebärmutter auf eine Schwangerschaft vorbereitet. Wird die Eizelle nicht durch Spermien befruchtet, so bildet sich der Gelbkörper zurück, der Progesteronspiegel sinkt, und die hoch aufgebaute Schleimhaut der Gebärmutter wird abgestoßen. Es kommt zur Abbruch- oder Periodenblutung. Danach beginnt ein neuer Zyklus.

Wie beeinflussen diese Botenstoffe den Blutzuckerspiegel?

Dieses komplexe Zusammenspiel aus körpereigenen Hormonen beeinflusst die Insulinempfindlichkeit des Körpers. Die hohen Hormonspiegel von Progesteron und Östrogenen kurz vor der Periodenblutung gehen üblicherweise mit erhöhten Blutzuckerspiegeln einher. Weil die Insulinempfindlichkeit herabgesetzt ist, braucht der Körper jetzt mehr Insulin. Nach dem Einsetzen der Blutung fallen diese Hormone ab, und häufig sinkt damit verbunden auch der Insulinbedarf wieder.

Es gibt Mädchen, die anhand der Blutzuckerwerte relativ genau den Zeitpunkt ihres Eisprungs oder der nahenden Regelblutung einschätzen können. Auch vor Phasen einer Umstellung der körpereigenen Botenstoffe (z. B. vor der ersten Periodenblutung oder vor der Menopause) kommt es gehäuft zu teilweise unerklärlichen Blutzuckerschwankungen. Mädchen und Frauen sollten neben ihrem Blutzucker auch ihren Zyklus genau im Auge behalten und bei auffälligen Blutzuckerwerten protokollieren.

Diese Informationen können genutzt werden, um beim nächsten Ambulanztermin gemeinsam mit dem Diabetologen die Schwankungen des Blutzuckerspiegels auszuwerten und einen Insulinplan für die „Tage“ zu erarbeiten.

Beeinflusst der Diabetes auch den Zyklus selbst?

Der normale weibliche Zyklus dauert durchschnittlich 28 Tage, wobei eine Zyklusdauer zwischen 25 bis 35 Tage als normal angesehen wird. Untersuchungen haben ergeben, dass Mädchen und Frauen mit Typ-1-Diabetes eine längere Zyklusdauer von etwa 31 Tagen haben. Auch die Blutungsdauer ist länger und häufig viel intensiver als bei Frauen ohne Diabetes. Mädchen, die bereits vor der ersten Periodenblutung an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, bekommen diese etwa mit 13,5 Jahren, also etwas später als Mädchen ohne Diabetes.

Übrigens ist auch der Zeitpunkt der letzten Monatsblutung und damit die Menopause mit einem Alter von etwa 41,5 Jahren (im Vergleich zu 49,9 Jahren bei Frauen ohne Diabetes) verändert. Warum das so ist, wird noch erforscht. Es ist wahrscheinlich, dass die Funktion der zentralen Steuerungsstelle der Hormone im Gehirn (Hypothalamus) durch den Diabetes verändert wird.

Gibt es Erkrankungen, die sich auf den Blutzuckerspiegel auswirken?

Da im weiblichen Zyklus die körpereigenen Botenstoffe in einem sehr komplex aufeinander abgestimmten Zusammenhang stehen, können viele Veränderungen den Zyklus und somit auch den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Ein häufiges Problem ist das polyzystische Ovarsyndrom (PCO-Syndrom), das bei etwa 5 bis 10 % der Frauen im gebärfähigen Alter vorkommt. Hierbei bilden die weiblichen Eierstöcke aufgrund einer Hormonfehlregulation vermehrt männliche Botenstoffe (Androgene).

Als Folge kommt es zu vermehrter Behaarung, Schweißbildung, Akne und Übergewicht. Die Periodenblutung kommt sehr unregelmäßig und kann sogar für längere Zeit ausfallen. Das PCO-Syndrom geht typischerweise mit einer herabgesetzten Wirkung des Insulins einher. Bei Frauen ohne Typ-1-Diabetes kann dies zu erhöhten Blutzuckerspiegeln und sogar Typ-2-Diabetes führen; bei Mädchen und Frauen mit Typ-1-Diabetes kann es sein, dass je nach Ausprägungsgrad des Syndroms sehr hohe Insulindosen nötig sind, um den Blutzucker in den Zielbereich zu senken. Diagnose und Therapie des PCO-Syndroms sind nicht einfach und erfordern eine gute Zusammenarbeit zwischen Diabetologe und Frauenarzt.

Was ist mit der Pille?

Die Anti-Baby-Pille ist in Deutschland das meist benutzte Verhütungsmittel. Sie schützt zwar ziemlich zuverlässig vor Schwangerschaften, nicht aber vor sexuell übertragbaren Erkrankungen, deshalb empfehlen Kinder- und Jugendärzte, Urologen und Frauenärzte, zusätzlich mit Kondomen zu verhüten.

Mädchen und Frauen mit Diabetes wird zumeist eine Kombinations-Pille mit niedrig dosiertem Östrogen und Gestagen empfohlen. Diese scheinen den Zuckerstoffwechsel kaum zu beeinflussen und der Insulinbedarf ändert sich durch die Einnahme der Pille nicht. Allerdings sollten Frauen, die die Pille nehmen, besonders auf eine gute Blutzuckereinstellung achten, da sich mögliche Folgeerkrankungen des Diabetes durch die Pille zusätzlich verschlechtern können. Sehr stark schwankende und/oder sehr hohe Blutzuckerwerte können außerdem die Verhütungsfunktion der Pille reduzieren.


von Dr. med. Felix Reschke
Kinderarzt, Diabetologe
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“
E-Mail: felix.reschke@hka.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2020; 12 (3) Seite 8-9

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 3 Tagen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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