Vorbilder

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Vorbilder

Basketball mit Typ-1-Diabetes? Klar geht das! Maren Sturny erzählt, wie Vorbilder das Diabetesmanagement mitgestalten und oft mehr erreichen, als tausend elterliche Ratschläge.

Als Nonie vor einem Jahr freudestrahlend entschied, Basketball spielen zu wollen, dachte ich bei mir: “Na, das kann ja heiter werden: Sprinten, Aufregung, dann wieder auf der Bank sitzen…”. Ich hatte einigen Respekt davor und saß anfangs mit dabei.

Dann ging sie das erste Mal allein ins Training. Im Auto dachte ich kurz nach: “Bewegungsmodus, Check. Werte, Check. Zucker dabei, Check.” Beim Aussteigen zählte ich in Nonies Richtung nochmals alles zu ihrer Erinnerung laut mit geschlossenen Augen auf: “Regelmäßig Wasser trinken, ab und an den Wert prüfen, mindestens 140 mg/dl, sonst Banane oder Schorle, unter 100 mg/dl kurze Pause, was essen, auf deinen Körper hören, trau dich, was zu sagen, wenn du dich komisch fühlst, und…” Ich öffnete die Augen. Von meiner Tochter keine Spur, nur ein paar Mütter sahen mich an, irgendwo zwischen mitleidsvoll, besorgt und amüsiert. Ich lächelte mit eingefrorenen Mundwinkeln zurück, stieg souverän in mein Auto, düste los und überließ sie ihrem Getuschel.

Ein Jahr später läuft‘s. Auch Fabian Blecks Profi-Tipp, möglichst nicht mit aktivem Insulin ins Training zu gehen, war hilfreich. Und wenn‘s vom Vorbild persönlich kommt, dann habe auch ich es leichter, dass es dann eben eine Stunde vor dem Training keinen zu spritzenden Snack mehr gibt.

Nur das Wassertrinken bleibt eine harte Nuss: “Mein Engel, Wassertrinken ist so wichtig. Du hast die Flasche in der Schule schon wieder nicht angerührt. Dann bitte zumindest jetzt beim Training, allein schon, um das Schwitzen auszugleichen,” rufe ich Nonie hinterher, als sie in der Sporthalle verschwindet. Innerlich frage ich mich, ob ich eigentlich seit Monaten gegen eine Wand rede. Zwei Schlückchen über den Tag verteilt, und dann kommt die Antwort: “Aber Mama, ich habe doch getrunken.” Dabei ist mein Mund schon fusselig vom vielen Reden und Erinnern.

Drei Wochen später bin ich ganz baff. Die neue, magische Trinkflasche, die Nonie kürzlich in Berlin auf einem Event erhalten hat, ist nach der Schule schon leer und nach dem Training dann auch wieder. Sie hatte sie nach eigenen Angaben sogar nochmals aufgefüllt und erklärt: “Mama, weißt du, mein Körper besteht zu ungefähr 70% aus Wasser. Ist doch klar, dass man da im Laufe des Tages was nachfüllen sollte, sonst vertrockne ich noch. Du gießt deine Blumen ja auch regelmäßig.”

Huch, was ist denn da passiert? Auf besagten Event in Berlin unterhielt sich Nonie mit Matthias (Steiner), der sie offenbar auf seine Weise davon überzeugt hat, wie wichtig Wassertrinken ist. Den Rest hat sie sich dann selbst zusammengereimt. An jenem Tag exte sie gleich vier Trinkflaschen und ging dabei immer wieder grinsend an Matthias vorbei. Seitdem will Nonie sogar morgens Wasser statt Saft. Easy.

Das Wort des Vorbilds oder das der Mama: ab einem gewissen Alter zieht die Mama da halt den Kürzeren. Die leere, magische Berliner Wasserflasche in der Hand haltend, starre ich immer noch etwas ungläubig zu Nonie hinüber, aber sie sagt nur schmunzelnd: “Mama, wisch dir mal die Fusseln vom Mund, ohne mag ich dich lieber.” Dann kommt sie ganz schnell in meinen Arm und ich drücke sie fest an mich.

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2023; 11 (2) Seite 30

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