- Ernährung
Angst vor ungesunden Lebensmitteln …
4 Minuten
Was ist “gut”, was ist “schlecht” für mich? Ständig gibt es neue Informationen: Welches Essen ist denn nun gut für meine Gesundheit? Im Dschungel der Empfehlungen wird es für viele immer schwieriger, eine natürliche Balance zu halten. Strikte Regeln? Das war einmal … Kein Wunder, dass sich in Industrienationen daraus eine neue Essstörung entwickelt hat.
Manch einer schwört auf Matcha-Tee, ein anderer auf sein Brot mit Chia-Samen, der nächste auf Clean Eating oder veganes Essen: Wer sich gesund ernähren möchte, hat es schwer, sich zu entscheiden; das Lebensmittelangebot ist unüberschaubar geworden und verwirrt den Verbraucher ebenso wie die ständig neuen Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel, für die intensiv Werbung gemacht wird.
Hinzu kommen Berichte über Gammelfleisch und andere Lebensmittelskandale. Hinweise und Ratschläge darüber, dass Essen krank machen kann, sind allgegenwärtig. Gesundes Essen ist wichtig, doch das Streben danach kann krank machen, wenn der Wunsch nach gesundem Essen zur Besessenheit wird.
Gesundes Essen als Lebensinhalt
Erstmals beschrieb der amerikanischen Arzt Steven Bratman 1997 eine krankhafte Fixierung auf gesunde Ernährung, dieses Verhalten nannte er “Orthorexie”. Der Begriff leitet sich von den griechischen Wörtern orthos (richtig, korrekt) und orexis (Appetit, Begierde) ab. Das Wort bedeutet so viel wie krankhaftes Gesund-Essen. Bedenklich wird es, wenn die Beschäftigung mit gesundem Essen zum Lebensinhalt wird, dem alles andere untergeordnet ist.
Von Orthorexie betroffene Menschen räumen dem Essen eine unangemessen hohe Stellung in ihrem Leben ein. Sie denken unentwegt über den gesundheitlichen Wert ihres Essens nach und schränken die Anzahl der erlaubten, vermeintlich gesunden Lebensmittel zunehmend ein. Verstoßen sie einmal gegen ihre eigenen Essregeln, empfinden sie Schuld- und Schamgefühle. Sie verbringen sehr viel Zeit damit, Speisepläne auszuarbeiten und die für sie richtigen Lebensmittel zu besorgen.
Wenn das „richtige“ Essen wichtiger als alles andere wird
Nur Bioprodukte, kein Fleisch, kein Zucker, kein Fett, nur Rohkost: Die Essensregeln werden immer strenger, die Auswahl an Lebensmitteln wird immer kleiner. Ob die Lebensmittel ihnen schmecken, spielt kaum eine Rolle. Dabei steht nicht Quantität, sondern die vermeintliche Qualität des Essens im Vordergrund. Orthorektiker entwickeln eine so große Angst vor scheinbar schädlichen Lebensmitteln, dass sie sich äußerst strengen Ernährungsregeln unterwerfen.
Eine starke Willenskraft ist notwendig, um die eigenen Regeln einzuhalten. Das richtige Essen wird wichtiger als alles andere – Freunde und andere Interessen treten in den Hintergrund, Betroffene isolieren sich zunehmend. Oft nehmen sie keine Einladungen mehr an, weil sie dem misstrauen, was andere kochen – und begeben sich immer mehr in die soziale Isolation. Häufig ziehen sich zwanghafte Gesundesser von sozialen Kontakten zurück oder werden ausgegrenzt, weil sie ihr Umfeld zu missionieren versuchen.
Parallelen zu bekannten Essstörungen
Das Phänomen der Orthorexie hat eine sehr starke Präsenz in populärwissenschaftlichen Medien, vor allem im Internet. In Medizin- und Lehrbüchern findet man kaum etwas darüber; aktuell wird sie nicht als anerkanntes Krankheitsbild angesehen. Es gibt berechtigte Zweifel und Kritik am Konzept der Orthorexie – aber trotzdem Hinweise darauf.
Ob es sich um eine krankhafte Essstörung handelt, wie die Magersucht, wird aktuell kontrovers diskutiert. Orthorektisches Ernährungsverhalten hat viele Parallelen zum klassisch essgestörten Verhalten. Teilweise sind jedoch andere Verhaltensmuster zu beobachten wie zwanghaft anmutende Ernährungsrituale und hypochondrische Ängste, die eine ernstzunehmende Störung sein können. Sie sind für Betroffene wie für ihre Umgebung auf Dauer quälend.
Zurzeit kann nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass es sich tatsächlich um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt. Es scheint naheliegend, dass Orthorexie als Ausdruck auf nahrungsbezogene Ängste zu betrachten ist. Problematisch ist nicht die Tatsache, dass Menschen gern gesund essen, sondern der zwanghafte Charakter, den dieses Verhalten annimmt.
Ein Fragebogen erfasst orthorektisches Essverhalten
Eine Forschergruppe der Universität Düsseldorf hat einen Fragebogen entwickelt, um orthorektisches Essverhalten zu erfassen. Dieser kann messen, ob eine extrem gesundheitsbewusste Ernährungsweise als pathologisch einzustufen ist (siehe Kasten).
- Dass ich gesunde Lebensmittel zu mir nehme, ist mir wichtiger als Genuss.
- Ich habe Ernährungsregeln aufgestellt.
- Ich kann Essen/Nahrungsmittel nur genießen, wenn ich sicher bin, dass sie gesund sind.
- Eine Einladung zum Essen bei Freunden versuche ich zu vermeiden, wenn sie nicht auf gesunde Ernährung achten.
- Ich finde es positiv, mehr als andere Menschen auf eine gesunde Ernährung zu achten.
- Wenn ich etwas Ungesundes gegessen habe, mache ich mir große Vorwürfe.
- Ich habe das Gefühl, dass ich wegen meiner strengen Ernährungsmaßstäbe von Freunden und Kollegen ausgegrenzt werde.
- Meine Gedanken kreisen ständig um gesunde Ernährung und ich richte meinen Tagesablauf danach aus.
- Es fällt mir schwer, gegen meine Ernährungsregeln zu verstoßen.
- Wenn ich etwas Ungesundes gegessen habe, fühle ich mich niedergeschlagen.
Es müssen noch weitere eindeutige Beschreibungen gefunden werden: Wo liegt die Grenze, an der sinnvolles, gesundes Ernährungsverhalten in krankmachendes, zwanghaftes Verhalten übergeht? Es geht weniger um objektiv gesundes Essen (nach den Empfehlungen der Fachgesellschaften), sondern vielmehr um subjektiv definierte, selbst auferlegte Ernährungsregeln. Diese Regeln können sich an einer bestimmten Ernährungslehre orientieren, die zwanghaft befolgt wird; sie können aber genauso gut willkürlich gewählt sein.
Ist alles nur eine Modeerscheinung?
Die Forschung zur Orthorexie steht noch am Anfang und kann noch nicht alle Fragen des möglichen Störungsbildes beantworten. Ob es sich bei der Orthorexie um einen Medienhype, ein eigenständiges Störungsbild oder Varianten bereits bestehender Störungsbilder handelt, lässt sich aktuell nicht sagen.
Wenn Menschen wegen ihres eingeschränkten Essverhaltens Mangelerscheinungen entwickeln, sich aus dem Freundes- und Familienkreis zurückziehen und ihre Gedanken um nichts anderes mehr kreisen als die nächste Mahlzeit und Ernährungsfragen, deutet das auf eine Störung hin.
Wenn Leidensdruck besteht, ist professionelle Hilfe sinnvoll
Wie auch immer die diagnostische Einordnung ist: Wenn es Menschen gibt, bei denen die Suche nach der richtigen Art zu essen zum Problem geworden ist und Leidensdruck besteht, ist professionelle Hilfe sinnvoll. Welche Therapie angezeigt ist, muss individuell getroffen werden.
Die Betroffenen müssen wieder einen realistischen Blick auf den Zusammenhang und Stellenwert von Essen und Gesundheit erhalten. Das Problem dabei ist, dass die wenigsten dazu bereit sind, ihr Verhalten zu ändern. Denn sie sind meist sehr von ihrem Verhalten überzeugt und glauben, das Richtige zu tun. Das macht die Therapie auf Dauer schwierig.
- Die Wahrheit über Unverträglichkeiten
- Angst vor ungesunden Lebensmitteln …
- Essen aus Langeweile
von Birgit Hohls
Diplom-Oecotrophologin/Diätassistentin,
Herz- und Diabeteszentrum NRW,
32545 Bad Oeynhausen,
E-Mail: bhohls@hdz-nrw.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (8) Seite 20-22
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Tag, 17 Stunden
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bloodychaos postete ein Update vor 6 Tagen
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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ole-t1 antwortete vor 5 Tagen, 19 Stunden
Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.) -
bloodychaos antwortete vor 5 Tagen, 13 Stunden
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
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rolli-xx antwortete vor 4 Tagen
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).
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loredana postete ein Update vor 1 Woche
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
