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Ein Buch für die Ernährung nach der Low Carb-Methode speziell für Menschen mit Diabetes? Was ist davon zu halten? Steffie Wolf (Typ-1-Diabetikerin, die sich Low Carb, also mit einem geringen Kohlenhydratanteil ernährt) hat sich das Buch angeschaut und einige Rezepte daraus getestet.
Steffie Wolf hat „Low Carb für Diabetiker“ gelesen – und natürlich einige Rezepte daraus ausprobiert. Hier ihr Bericht:
Die Fotos im Buch sind ansprechend und machen Appetit. Das Buch hat außerdem einen Einführungsteil mit Hintergrund-Informationen und einen großen Rezeptteil. Das Format des Buches ist angenehm klein, allerdings muss man sich etwas einfallen lassen, damit das Buch beim Kochen auch aufgeklappt bleibt
Die Einführung ist ausführlich, die Autoren (Ernährungsberaterin Andrea Stensitzky-Thielemanns und Diabetologe Prof. Dr. Stephan Martin) gehen auf Hintergründe ein und beschreiben die Funktionsweisen des Körpers und der Nahrung. Auch eine Übersichtstabelle zu Mikronährstoffen ist dabei.
Allerdings fehlen mir Tabellen mit Austauschmöglichkeiten. Zum Beispiel kann man ja Sellerie-/Gemüsepüree statt Kartoffelpüree nehmen, Weizenmehl gegen Kichererbsen- oder Kokosmehl austauschen etc. Schön wäre, wenn die Autoren dann noch zusätzlich auf Besonderheiten hingewiesen hätten, die beim Austausch beachtet werden sollten (z. B. Backverhalten verschiedener Mehle). So hätte der Nutzer des Kochbuchs eine Grundlage gehabt, um eigene Lieblingsrezepte umzuändern.
Interessant ist die Rezeptzusammenstellung „Mein perfekter Tag“ mit drei Rezepten für Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Aber: Bei diesen Rezepten stehen keine Nährwertangaben (wie sonst bei den Rezepten im Buch) und auch keine Informationen darüber, auf welchen Gesamtwert an Kohlenhydraten und anderen Nährwerten man damit für diesen Tag kommt. Das gleicht einem Blindflug …
Die Rezepte im umfangreichen Rezeptteil sind übersichtlich nach Kategorien unterteilt (Frühstück, Suppen, vegetarische Gerichte, Fisch, Fleisch). Die Desserts wurden übrigens im Inhaltsverzeichnis vergessen, es sind aber sehr wohl Rezepte dafür hinten im Buch zu finden!
Ausprobiert habe ich die Französische Fischsuppe, das Filetsteak mit Zwiebelkruste und Bohnen und das Brombeer-Tiramisu. Bei den Rezepten habe ich mich, um sie auch beurteilen zu können, an die angegebenen Zutaten und Mengen gehalten, obwohl ich sonst eher gerne freestyle koche.
Das Rezept für die Französische Fischsuppe ist relativ simpel und einfach in der Zubereitung. Mein Fazit: So, wie das Rezept im Buch steht, wird die Suppe leider zu „flepp“. Abhilfe geschaffen habe ich durch Zitronensaft sowie eine gepresste, kurz angeschwenkte Knoblauchzehe. Die Knoblauchzehe könnte man auch direkt zusammen mit dem Gemüse anbraten. Ich empfehle, nicht mit schwarzem Pfeffer zu geizen; eine weitere Frühlingszwiebel habe ich in Röllchen geschnitten auf die Suppe gegeben und etwas Rouille (scharfe Knoblauchsoße, die zur klassischen Bouillabaisse gehört) dazu gereicht.
Das Rezept für Filetsteak mit Zwiebelkruste und Bohnen gefällt mir als gute Anregung für ein relativ schnelles „Sonntagsessen“. Den Senfgeschmack fand ich etwas dominant, und die angegebene Zeit zum Überbacken (3 Minuten) war viel zu knapp bemessen. Erst nach 10 Minuten war die Kruste knusprig; das Fleisch war innen immer noch rosig und sehr zart.
Die Bohnen waren für meinen Geschmack zu langweilig. Also habe ich noch eine feingehackte rote Zwiebel angedünstet und mit Zitronensaft, frisch gemahlenem schwarzen Pfeffer und Bohnenkraut zu den Bohnen gegeben.
Ausprobiert habe ich außerdem noch das Brombeer-Tiramisu. Das Rezept hat mich angesprochen, die Umsetzung ist leider nicht so gut gelungen. Es stellte sich zum Beispiel die Frage: Wie viel sind zwei Vollkornkekse? Wie groß sind die? Zwei Kekse sind außerdem für zwei Portionen meiner Meinung nach zu wenig, zumal sie überdies in der Joghurtcreme komplett aufweichen.
Den im Rezept angegebenen einen Teelöffel Honig schmeckt man im Joghurt-Sauerrahm-Eiweiß-Mix nicht. Das Eiweiß macht die Creme eher flüssig, obwohl ich das Eiweiß gut steif geschlagen hatte.
Hilfreich wäre eine Angabe dazu gewesen, wie klein die Chilischote geschnitten werden soll; auch erscheint mir die Chilimenge im Verhältnis zur Brombeermenge sehr groß. Insgesamt habe ich fast doppelt so viel Zeit wie angegeben gebraucht, um das Brombeer-Tiramisu herzustellen, und für mich lohnt das Ergebnis den Aufwand nicht. Eine gute Variante könnte sein, die Kekse ganz wegzulassen, eine Creme aus 300 Gramm griechischem Joghurt und Vanillemark herzustellen, die Chilimenge zu halbieren und die Brombeeren etwas zu süßen. Dann die Minze klein schneiden und über die Creme geben.
„Low Carb für Diabetiker“ ist ein nettes Kochbuch mit appetitlichen Fotos. Es eignet sich gut, um sich Anregungen zu holen und dann nach eigenem Gusto zu würzen. Mit dabei ist auch Basis-Hintergrundwissen, das durch Austauschtabellen noch sinnvoll ergänzt werden könnte.
Geeignet ist das Buch meines Erachtens eher für erfahrenere Köche, da teilweise Mengenangaben und Handgriffe sehr vage angegeben und die Zubereitungszeiten auch ziemlich knapp bemessen sind.
Steffie Wolf, Kirchheim-Verlag
„Low Carb für Diabetiker“ ist 2016 im TRIAS-Verlag erschienen, hat 152 Seiten und kostet 14,99 Euro. ISBN: 978-3432102870
Mit freundlicher Genehmigung des TRIAS-Verlages erscheint hier eines der Rezepte, das Steffie Wolf ausprobiert hat:
Für 2 Personen · braucht etwas mehr Zeit
~ 35 Min.
360 g Rinderfilet · Pfeffer · 1 EL Öl · Salz ·
1 Zwiebel · 1 EL scharfer Senf · 1 TL Semmelbrösel
· 1 Eigelb · 400 g grüne Bohnen
· 40 g magerer Speck · 1 TL Butter
Nährwerte pro Portion:
470 kcal · 55 g E · 19 g F · 13 g KH · 1,1 BE ·
5 g BS
Redaktion Diabetes-Journal
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