Mit dem Rücken zur Wand

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Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate: das Energie-Versorger-Trio | Foto: Alexander Raths – stock.adobe.com
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Mit dem Rücken zur Wand

Wenn ein Arzt in einem Fall einfach mal nicht weiter weiß, sollte er sich nicht zieren, Kollegen um Rat zu fragen, meint Dr. Hans Langer.

Manchmal stehen die Ärzte mit dem Rücken zur Wand. Glauben Sie vielleicht nicht, ist aber so!

Zumeist geschieht dies, wenn wir Patienten mit Symptomen haben, die wir keinem Krankheitsbild zuordnen können. Unlängst las ich in einer medizinischen Fachzeitschrift, dass es mittlerweile mehr als 30 000 beschriebene Krankheitsbilder gibt. Ein guter Arzt kennt davon vielleicht 300 – und bei weiteren 200 weiß er vielleicht, in welche Fachrichtung das Krankheitsbild gehört. Was tun, wenn man mit den Symptomen eines Patienten überhaupt nichts anfangen kann?

So ging es auch mir mit einer langjährigen Patientin, die sich von einem schweren grippalen Infekt einfach nicht erholen wollte: Nachdem ich sie anfänglich vertrösten konnte, dass wohl ein etwas hartnäckiges Virus vorliegt, wurde aber auch mir als Arzt etwas mulmig, als nach drei Wochen immer noch heftige Beschwerden bestanden und weitere Symptome hinzukamen. Natürlich merkt auch ein Patient sehr schnell, dass der Arzt mit seinem Latein offenbar am Ende ist – was natürlich nicht gut ist.

Stundenlang wälzte ich Bücher und recherchierte im Internet, wie die Beschwerden bei meiner Patientin einzuordnen seien. Was mir aber letztendlich half, war mein gutes Netzwerk aus unzähligen Kollegen, die ich im Laufe meiner Tätigkeit als Arzt kennen- und schätzen gelernt habe. So rief ich meinen alten Studienfreund Jörg in Frankfurt an, der dort mittlerweile ein großes Facharztzentrum betreibt.

Ich schilderte ihm die Symptome, und gemeinsam kam uns der Geistesblitz, dass die verschleppte Virusinfektion meiner Patientin zu einer überschießenden Immunreaktion geführt hatte.

Diese ließ sich mit einfachen Medikamenten recht gut in den Griff bekommen, und nach wenigen Tagen ging es meiner Patientin wieder gut. “Danke, Herr Dr. Langer”, sagte sie und brachte mir eine Flasche meines Lieblings-Rieslingweins mit. “Danke, Jörg”, sagte ich im Stillen zu mir, “die Flasche werden wir wohl gemeinsam trinken.”


von Dr. Hans Langer

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (4) Seite 82

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