Mit dem Rücken zur Wand

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Mit dem Rücken zur Wand

Wenn ein Arzt in einem Fall einfach mal nicht weiter weiß, sollte er sich nicht zieren, Kollegen um Rat zu fragen, meint Dr. Hans Langer.

Manchmal stehen die Ärzte mit dem Rücken zur Wand. Glauben Sie vielleicht nicht, ist aber so!

Zumeist geschieht dies, wenn wir Patienten mit Symptomen haben, die wir keinem Krankheitsbild zuordnen können. Unlängst las ich in einer medizinischen Fachzeitschrift, dass es mittlerweile mehr als 30 000 beschriebene Krankheitsbilder gibt. Ein guter Arzt kennt davon vielleicht 300 – und bei weiteren 200 weiß er vielleicht, in welche Fachrichtung das Krankheitsbild gehört. Was tun, wenn man mit den Symptomen eines Patienten überhaupt nichts anfangen kann?

So ging es auch mir mit einer langjährigen Patientin, die sich von einem schweren grippalen Infekt einfach nicht erholen wollte: Nachdem ich sie anfänglich vertrösten konnte, dass wohl ein etwas hartnäckiges Virus vorliegt, wurde aber auch mir als Arzt etwas mulmig, als nach drei Wochen immer noch heftige Beschwerden bestanden und weitere Symptome hinzukamen. Natürlich merkt auch ein Patient sehr schnell, dass der Arzt mit seinem Latein offenbar am Ende ist – was natürlich nicht gut ist.

Stundenlang wälzte ich Bücher und recherchierte im Internet, wie die Beschwerden bei meiner Patientin einzuordnen seien. Was mir aber letztendlich half, war mein gutes Netzwerk aus unzähligen Kollegen, die ich im Laufe meiner Tätigkeit als Arzt kennen- und schätzen gelernt habe. So rief ich meinen alten Studienfreund Jörg in Frankfurt an, der dort mittlerweile ein großes Facharztzentrum betreibt.

Ich schilderte ihm die Symptome, und gemeinsam kam uns der Geistesblitz, dass die verschleppte Virusinfektion meiner Patientin zu einer überschießenden Immunreaktion geführt hatte.

Diese ließ sich mit einfachen Medikamenten recht gut in den Griff bekommen, und nach wenigen Tagen ging es meiner Patientin wieder gut. “Danke, Herr Dr. Langer”, sagte sie und brachte mir eine Flasche meines Lieblings-Rieslingweins mit. “Danke, Jörg”, sagte ich im Stillen zu mir, “die Flasche werden wir wohl gemeinsam trinken.”


von Dr. Hans Langer

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (4) Seite 82

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  • tako111 postete ein Update vor 2 Tagen, 20 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

    • Willkommen Nina, …
      da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
      Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
      lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …

      Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
      falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!

      Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.

      LG

      Wolfgang

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 4 Tagen, 3 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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