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Alkohol kann entspannend wirken, schmeckt vielen Menschen und gehört, besonders in Gesellschaft, meistens mit dazu. Im Zusammenhang mit Diabetes sind in Bezug auf Alkohol ein paar Aspekte zu bedenken, abhängig vom Diabetes-Typ und der aktuellen Diabetes-Therapie.
Alkoholische Getränke gelten heute in unserer Gesellschaft als legalisierte Drogen, deren Konsum auf der ganzen Welt verbreitet ist. Der durchschnittliche Alkohol-Konsum liegt weltweit bei jährlich 6,2 Liter reinem Alkohol pro Kopf. Laut Daten der NACoA (National Association for Children of Alcoholics, Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien) liegt der jährliche Pro-Kopf-Konsum hierzulande bei derzeit 10,6 Liter reinem Alkohol. Neben seiner berauschenden Wirkung hat Alkohol einen hohen Energiewert von 7 Kilokalorien pro Gramm. Wird etwas Alkoholhaltiges konsumiert, wird die Freigabe von Zucker aus der Leber blockiert. Gleichzeitig wird die Empfindlichkeit gegenüber Insulin höher. Wie verhalten sich Menschen mit Diabetes im Hinblick auf Alkohol?
Wenn die Feste so gefeiert werden, wie sie fallen, ist Wissen zur Wirkung des Alkohols im Körper bedeutsam, um sich nicht in Gefahr zu bringen. Alkohol verhindert die Ausschüttung von Glukose aus der Leber über Stunden. Abhängig von der aufgenommenen Menge kann dadurch der Blutzucker abfallen oder stark schwanken. Im Fall einer Insulin-Therapie kann es zu Unterzuckerungen (Hypoglykämien) kommen, welchen gezielt entgegengewirkt werden sollte. Folglich rät man Menschen mit Typ-1-Diabetes und Menschen mit Typ-2-Diabetes mit Insulinbehandlung zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol. Ferner sollte er als Genussmittel betrachtet werden und nicht täglich zum Leben dazugehören.
Als Grenzwerte gelten bei Frauen eine maximale Menge von 10 Gramm und bei Männern von 20 Gramm Alkohol pro Tag. Allerdings werden Alkoholika vom weiblichen Körper langsamer abgebaut als vom männlichen. Wenn ein höheres Körpergewicht vorliegt, sind alkoholische Getränke zusätzliche Kalorien, die das Gewicht unnötig belasten. Alkohol ist deshalb bei einer gewollten Gewichtsabnahme ungeeignet.
Idealerweise sollte Alkoholgenuss an eine Mahlzeit mit Kohlenhydraten geknüpft sein, um einer Unterzuckerung vorzubeugen. Zudem zeigt ein Blick auf die Blutzuckerwerte, ob Gegenmaßnahmen für zu hohe oder zu niedrige Blutzuckerwerte erforderlich sind. Kommt beim Alkoholkonsum zusätzlich Bewegung ins Spiel, wie beim Tanzen oder einer langen Wanderung, werden die Zucker-Reserven im Körper zusätzlich verbraucht und das Risiko für eine Unterzuckerung steigt. Erschwerend kommt hinzu, dass Alkohol den Körper entwässert, was den Flüssigkeitsbedarf erhöht.
Es kommt auch darauf an, welche Art Alkohol konsumiert wird. Mixgetränke wie Wodka-Orange oder Cocktails mit süßen Zutaten liefern einen hohen Anteil schneller Kohlenhydrate, mit der Folge entsprechender kurzfristiger Blutzucker-Anstiege und eines erhöhten Risikos für nächtliche Unterzuckerungen. Zum Alkohol etwas zu essen, verzögert dessen Aufnahme im Magen und dämpft die Reaktionen teilweise ab. Auch eine Kombination mit Mineralwasser, Gemüsesäften oder Fruchtstücken wäre ein praktikabler Kompromiss.
Für unerfahrene Gemüter im Umgang mit Alkohol empfiehlt sich, begleitet zu sein von jemandem, der sich mit Unterzuckerungen und ihrer Behandlung auskennt. So lässt sich bei Bedarf schnell Hilfe leisten. Die Anzeichen der Hypoglykämie können auch mit Trunkenheit verwechselt und unbehandelt, gerade bei Jugendlichen, lebensbedrohlich werden. Einen Diabetes-Ausweis dabeizuhaben, ist ebenfalls sinnvoll.
Vor der Nachtruhe sollte unbedingt der Blutzucker kontrolliert werden und keinesfalls unter 180 mg/dl (10,0 mmol/l) liegen, eher höher. Bei der Verfügbarkeit eines kontinuierlichen Glukose-Mess-Systems sollte der Alarm unbedingt eingeschaltet und nicht auf stumm geschaltet sein, um vor einer nächtlichen oder morgendlichen Hypoglykämie geschützt zu sein. Um den Alarm wirklich zu hören, kann man den Alarmgeber in ein Glas stellen, um das Geräusch zu verstärken.
Begründet durch den langsamen Alkoholabbau mit nur 0,1 Promille pro Stunde kann auch eine verzögerte Hypoglykämie bis zu 24 Stunden nach dem Alkoholkonsum auftreten. Zum Schutz vor nächtlichen Hypoglykämien kann eine kleine Menge Kohlenhydrate vor dem Schlafengehen gegessen werden. Alternativ lässt sich die Insulindosis nach unten anpassen. Vor dem Schlafengehen empfiehlt es sich, viel Wasser zu trinken, um den Folgen einer Entwässerung, Muskelkrämpfen und dem gefürchteten “Kater” entgegenzuwirken.
Wenn in einer ausgelassenen Feierlaune eine ordentliche Mahlzeit vergessen wurde, kann das schwere Folgen haben. Ob Faschingszeit, Geburtstag oder Hochzeit: Bei größeren Mengen Alkohol können Leber und Muskulatur als Organe, die sonst zuverlässig Zucker speichern und abgeben, ihrer eigentlichen Aufgabe nicht nachkommen. Gehirn und Muskulatur benötigen ständig Energie, doch Alkohol hemmt diese Prozesse. Wirkt gleichzeitig Insulin im Körper, verstärkt sich dieser Effekt. Wichtig zu wissen ist, dass in dieser Situation das blutzuckersteigernde Hormon Glukagon, als Medikament gegeben als Nasenspray oder Spritze, nicht wirken kann, da die Leber durch den Alkohol blockiert wird. Diese gestörte Zucker-Abgabe aus der Leber beginnt bereits ab einem Blutalkohol-Spiegel von 0,45 Promille. Wie lange diese Stoffwechselprozesse unterdrückt werden, hängt vom Alkoholkonsum ab und, ob etwas Kohlenhydrathaltiges dazu gegessen wurde. Therapien, die das Risiko für Unterzuckerungen besonders erhöhen, stellen Insulin-Behandlungen und Tabletten mit Sulfonylharnstoffen oder Gliniden dar. Kontrollen des Blutzuckers zwischendurch geben Sicherheit.
Komasaufen, also in kurzer Zeit sehr viel Alkohol zu trinken, ist ein Trend, der oft mit jungen Erwachsenen in Verbindung gebracht wird. Er ist bei Menschen mit Typ-1-Diabetes mit einem enormen Risiko verknüpft. Es bedeutet nicht, dass überhaupt kein Alkohol zum Leben dazugehören sollte. Jedoch empfiehlt es sich, trotzdem vorsichtiger zu sein als Altersgenossen ohne Diabetes.
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (3) Seite 29-31
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