Reste – vermeiden oder verwerten

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© Kirchheim/Bernhard Kölsch
Reste – vermeiden oder verwerten

Jedes achte Lebensmittel in Privathaushalten wird weggeworfen: Entweder es ist im Vorrat in Vergessenheit geraten, das Mindesthaltbarkeitsdatum ist überschritten, es wirkt nicht mehr einwandfrei oder die Packungseinheit war zu groß. Lebensmittel sind viel zu schade, um in der Mülltonne zu landen. Eine kluge Resteverwertung hin zu neuen Gerichten regt die Kreativität beim Kochen an. Kulinarische Vorschläge dazu finden Sie im Rezeptteil. Aber jetzt gibt es erst einmal Anti-Reste-Praxistipps.

Lebensmittelabfälle sind nicht nur ein bundesdeutsches Problem, sondern ein länderübergreifendes: So erklärt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass weltweit Jahr für Jahr 1,3 Mrd. Tonnen der zum Verzehr produzierten Lebensmittel im Abfall landen. Laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wandern hierzulande vor allem Obst und Gemüse im Müll, gefolgt von Brot und Backwaren.

Es lohnt sich umzudenken!

Je jünger der Haushaltsvorstand ist, desto mehr potenziell verwertbare Lebensmittel landen in der Tonne. In Haushalten, in denen überwiegend ältere Menschen leben, wurde laut GfK tendenziell weniger noch Verwertbares weggeworfen. Auch rund 55 kg fertig gekochte Mahlzeiten pro Kopf und Jahr landen im Müll. Es lohnt sich also umzudenken – zur Schonung von Umwelt, Mensch und Tier, Wirtschaft sowie persönlichen Finanzen.

Wie heißt es so treffend: Wer Ordnung hält, ist zu faul zum Suchen. Wenn Kühlschrank, Gefriertruhe und Vorratskammer mit System gefüllt werden, muss überhaupt nicht gesucht werden, und Reste lassen sich weitestgehend vermeiden. Bevor es also ans Einkaufen geht, lohnt eine Bestandsaufnahme, was noch im Vorrat auf seine Verarbeitung wartet. Mit einem darauf abgestimmten Einkaufszettel geht es weiter.

Rabatten widerstehen

So verlockend Angebote, Rabatte und Großpackungen auch sind: Widerstehen Sie den Versuchungen! Einerseits verleiten XL-Packungen automatisch zu größeren Portionen, damit verbunden sind oft mehr Kilokalorien und mehr Kilogramm auf der Körperwaage. Werden Großpackungen nicht unmittelbar verbraucht, landen sie im Vorrat und werden dort gern vergessen. Da bleibt am Ende nur noch der Weg in den Abfall. Was für ein teures Sonderangebot, das im Laden gar nicht danach aussah?!

Wird der Vorrat aufgefüllt, empfiehlt es sich, angebrochene Packungen und solche mit kurzer Mindesthaltbarkeit nach vorne zu stellen und als Nächstes zu verbrauchen. Bleibt beim Kochen etwas übrig, füllen Sie es am besten direkt in fest verschließbare Behälter um, stellen es in den Kühlschrank oder frieren es ein: Das hat den Vorteil, dass Reste zu etwas Neuem weiterverwendet werden können. Und es hilft auch dabei, Übriggebliebenes aus dem Topf nicht nebenbei zusätzlich zu essen; auch das zahlt sich gesundheitlich aus und hilft, Körperkilos im Griff zu halten.

Kann das weg? 400 Euro sind zu viel …

Laut GfK-Studie werden pro Kopf und Jahr Lebensmittel im Wert von rund 400 Euro weggeworfen. Ein Grund für den Weg in die Tonne wird von Verbrauchern mit einem abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) begründet; im Grunde gibt dieses lediglich an, bis zu welchem Zeitpunkt Quark, Brot, Salat, Öl und Co in Ordnung sein müssen. Meistens sind ungeöffnete Lebensmittel auch über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus qualitativ in Ordnung und bereit zum Verzehr oder Weiterverarbeiten.

Sind Schimmel oder eine veränderte Konsistenz erkennbar oder riecht es unangenehm, fliegen sie in den Abfall, klar! Was auf keinen Fall gegessen werden sollte, sind Konserven, deren Deckel sich gewölbt haben (“Bombagen”): Hier können sich Keime entwickelt haben, die der Gesundheit schaden. Konserven mit rostigen Stellen sowie nicht mehr festsitzenden Verschlüssen sollten vorsichtshalber auch in die Tonne.

Bei der Produktion können Hersteller im Rahmen der vertretbaren Möglichkeiten das MHD individuell festlegen. Unterschiede zeigen sich meist bei verschiedenen Rezepturen und Zubereitungsverfahren; dabei gilt jedes angegebene Datum nur für ungeöffnete Ware. In dem Moment, wo das Produkt mit Sauerstoff in Berührung kommt, unterliegt es nicht mehr dieser zeitlichen Empfehlung. Es lohnt sich also, zu sehen, riechen und schmecken: Besteht das Produkt diese Prüfung, kann es trotz abgelaufener Mindesthaltbarkeit verwendet werden.

Resteverwertung leicht gemacht

Mit etwas Planung lassen sich Reste einfach vermeiden. Bleibt doch mal etwas übrig, lassen sich ganz neue Dinge daraus herstellen. Ist Obst überreif oder zu viel im Vorrat, eignet es sich zum Einkochen als zuckerfreies Kompott, Fruchtmus oder Konfitüre. Auch ein Smoothie oder Milchshake bietet sich an. Als Kuchenfüllung oder zum Süßen von Kuchenteig eignen sich überreife Früchte. Gemüsereste passen gut in Suppe, Sauce oder Eintopf. Lecker sind sie auch als Zutat im Auflauf, auf der Pizza, im Wrap und Omelette oder als Pfannengericht.

Gekochte Kartoffeln, Reis und Nudeln können luftdicht verschlossen ein paar Tage im Kühlschrank lagern und dann immer noch weiterverarbeitet werden, zum Beispiel als pikante und süße Küchlein, die in der Pfanne mit Gemüse oder Quark (siehe Rezept für süße Kartoffelplätzchen) gebraten werden. Alle drei eignen sich ideal als Grundlage für einen Salat, ebenso als Bestandteil in Suppen, als Kartoffelpüree oder im Auflauf.

Auch trockenes Brot muss nicht in den Müll: Wie wäre es mit einem Brotsalat? Ein Rezept dazu finden Sie auf den nächsten Seiten. Auch als Altbrotbestandteil zum Brotbacken und gemahlen zu Paniermehl bietet sich altbackenes Brot an.

Fleisch und Fisch: gut verpacken, schnell kühlen

Sogar Fleisch und Fisch lassen sich noch weiterverarbeiten. Wenn schon Fleisch, Wurst und Fisch gekauft werden, lohnt vorweg der Gedanke, dass am Anfang der Nahrungskette ein Lebewesen stand. So lassen sich Lebensmittel bewusster wertschätzen. Allein schon deshalb ist es sinnvoll, genau zu überlegen, wie groß die Menge sein soll, die im Einkaufskorb und dann auf dem Teller (oder später doch im Abfall) landet.

Falls Fleisch oder Fisch übrig bleibt, sollten diese nach dem Kochen nicht zu lange bei Zimmertemperatur stehen bleiben, sondernin fest verschließbare Behälter in den Kühlschrank kommen. Am Folgetag lässt es sich beispielsweise als Pfannengerichtmit Gemüse und Reis zubereiten, als Bestandteil von Salaten und Eintöpfen oder im Auflauf und überbacken. Der Phantasie sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt – und wie heißt es so schön: Aufgewärmt schmeckt es noch einmal so gut. In diesem Sinne wünschen wir einen guten Hunger.


von Kirsten Metternich von Wolff
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (8) Seite 72-75

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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