Nach Spanien zum Austausch – Olé Olé!

3 Minuten

Community-Beitrag
Nach Spanien zum Austausch – Olé Olé!

Erste Hürde geschafft: Ich wurde von einem Austauschprogramm von der Firma meines Vaters ausgewählt und durfte zwei tolle Wochen in Spanien verbringen! Cool!

Als Insulin-Junkie im Austauschprogramm

Kurz nach meiner Anmeldung konnte ich schon Kontakt zu meinem Austauschpartner Alvaro per WhatsApp und E-Mail aufnehmen. Es hat direkt gepasst zwischen uns. Nun die Frage: Wie bringe ich ihm bei, dass bald ein Insulin-Junkie sein Unwesen in Guadalajara treiben wird? Vor allem hatte ich die Befürchtung, dass seine Eltern mich mit dem Diabetes nicht aufnehmen wollen oder sagen, dass ihnen die Verantwortung zu groß ist.

Letztendlich habe ich per Mail versucht, es so beiläufig und sachlich wie möglich rüberzubringen und zu zeigen, dass ich der Herr der Lage bin. Doch glücklicherweise reagierten Julio und Amparo, Alvaros Eltern, ganz anders als befürchtet. Sie haben mir sogar angeboten, extra Light-Getränke und laktosefreie Milch für mich zu besorgen. Besser geht’s nicht! Was auch immer sie mir mit der Milch sagen wollten – ich konnte beruhigt nach Spanien aufbrechen =).

Alles Bombel!?

Der Tag der Abreise war gekommen. Eine Mischung aus leichter Panik und Vorfreude machte sich in mir breit. Es war mein erster Flug und mein erster Aufenthalt im Ausland mit meinem treuen Begleiter, dem Diabetes, ALLEINE ohne ein Familienmitglied als Unterstützung, das sich auskennt.

Andererseits war ich total gespannt auf meine Austauschfamilie, das berüchtigte spanische Essen und natürlich auf das Wetter J. Nachdem ich noch letzte aufmunternde Worte von meiner Familie mit auf den Weg bekam, machte ich mich nichtsahnend zur Handgepäckkontrolle auf.

„Kommissar Rex“ hat mich als harmlos identifiziert

Eine gefühlte Ewigkeit später lichtete sich die Schlange endlich und ich konnte bald mein Handgepäck auf das Band legen. Eine streng schauende Kontrolleurin bat mich mit einem Wink durch den Metalldetektor. Obwohl er nicht piepste, wurde ich zur Seite gebeten. Sie fragte mich, was ich da am Arm habe, und ich erklärte ihr, dass das mein Insulinreservoir ist.

Diese Antwort schien nicht sonderlich zufriedenstellend zu sein, da ich auch noch ohne Begleitung eines Erwachsenen unterwegs war. Also wurde ich in einen weißen Raum geleitet, wo ich auf einem Stuhl Platz nehmen sollte. Nebenbei wurde mein Handgepäck und gesondert nochmal mein Desinfektionsspray gescannt. Daraufhin kam ein Mann mit einem Hund ins Zimmer.

Mir wurde mitgeteilt, dass ich ruhig sitzen bleiben soll, da mich dieser gleich nach Sprengstoff abschnüffeln würde. „Ob der wohl auch Angstschweiß riechen kann?“, fragte ich mich zunehmend nervöser. Gott sei Dank verlief danach alles glatt, „Kommissar Rex“ hat mich als harmlos identifiziert und eindeutig erwiesen, dass mein Pod kein Lager für flüssigen Sprengstoff ist.

Arriva!

Der Flug hingegen verlief glücklicherweise ziemlich reibungslos und angenehm. Das tat auch meinen schon überstrapazierten Nerven gut. So stiegen meine Laune und meine Vorfreude immer weiter an.

Auch meine Blutzuckerwerte beruhigten sich wieder und ich konnte mich nach der Landung über einen Blutzucker von 143 mg/dl (7,9 mmol/l) freuen.

Diabetikerschokolade mit Biosiegel

Meine Gastfamilie erwartete mich schon direkt nach der Gepäckausgabe und begrüßte mich überschwänglich und sehr herzlich. Sie hatten sogar Diabetikerschokolade mit Biosiegel für mich besorgt, die bestimmt das Doppelte wie eine normale Tafel gekostet hat.

Bild_Familie

Ich bedankte mich artig und versicherte ihnen mit einer Kombination aus meinen bescheidenen Spanischkenntnissen und Englisch, dass sie für mich nicht so einen Aufwand beim Essen machen müssten, da ich alles essen kann, was sie auch täglich essen.

Auf zu einer der weltberühmten Tapas-Bars

Dennoch kam mir die Schokolade sehr gelegen, da ich durch die unerwarteten Reisestrapazen doch ziemlich erschöpft und hungrig geworden war. Nach der etwa einstündigen Fahrt nach Guadalajara wurde mein Magen erhört: Julio schlug vor, mich direkt in einer der weltberühmten Tapas-Bars mit den einheimischen Leckereien vertraut zu machen!

Sie hatten es wohl doch ganz gut verstanden, dass sie beim Essen keine „Extra-Wurst“ für mich zu machen brauchten, und ich fühlte mich gleich wohler.

Wie viel Gramm Kohlenhydrate hat jetzt so eine Paella oder Tortilla?

Es wurde alles Mögliche aufgetischt: kleine Tintenfische, Paellas, Tortillas, Salate, Mandelgebäck und vieles mehr, soweit das Auge reichte. Es duftete auch sehr verführerisch und ich wollte schon drauf los essen, aber für mich gab es ein kleines Problem: Wie viel Gramm Kohlenhydrate hat jetzt so eine Paella oder Tortilla? Soll ich verzögerten Bolus abgeben oder nicht?

Natürlich gibt es in der Bar auch keine beiliegenden Kohlenhydratangaben zu den Gerichten. Sollte ich einfach nachfragen? Ich musste wohl oder übel die Kohlenhydrate schätzen. Entsprechend schlecht sah dann auch mein nächster Blutzucker aus. Also als Tipp für alle zukünftigen Auslandsfahrer mit Diabetes: Informiert euch vorher über die Kohlenhydrate von einheimischen Gerichten oder schaut in „Kalorien mundgerecht“ nach =)!

Ein Auslandsaufenthalt: ein weiterer Schritt zum Erwachsenwerden

In diesen zwei Wochen konnte ich Land, Kultur und vor allem das Essen Spaniens in vollen Zügen genießen. Im Nachhinein bin ich auch stolz darauf, dass alles mit meinem Diabetes so gut geklappt hat und ich selbstständiger meine Werte kontrolliert habe. Es war eine tolle Erfahrung für mich und ein weiterer Schritt zum Erwachsenwerden, sodass ich jedem, ob mit oder ohne Diabetes, einen Auslandsaufenthalt ans Herz legen möchte.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand

Jedes Jahr am 14. November ist Weltdiabetestag. Das ist Anlass für viele in der Diabetes-Szene, rund um dieses Datum die Öffentlichkeit mit großen Veranstaltungen und Aktionen über Diabetes zu informieren. Auch die organisierte Selbsthilfe ist dabei aktiv „vom Nordseestrand zum Alpenrand“ – neben ihren Veranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden.
Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand | Foto: LAYHONG - stock.adobe.com

3 Minuten

DDG fordert verbindliche Maßnahmen zur Prävention von Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

Angesichts steigender Fallzahlen und begrenzter Therapieoptionen für Kinder und Jugendliche mit Typ-2-Diabetes, forderte die Deutsche Diabetes Gesellschaft auf der Vorab-Pressekonferenz zur Diabetes Herbsttagung 2025 konsequente verhältnispräventive Maßnahmen, die von Werberegulierungen bis zu verbindlichen Qualitätsstandards in der Schulverpflegung reichen.
Forderungen der DDG: Verbindliche Präventionsmaßnahmen gegen Typ-2-Diabetes im Kindesalter | Foto: DDG/Screenshot MedTriX

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände