Vegan, Low Fat, Low Carb und Co

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Vegan, Low Fat, Low Carb und Co

Lecker, gesund und abwechslungsreich zu essen, gehört zu den zentralen Bausteinen einer Basistherapie bei Typ-2-Diabetes, neben gesunden Lebensstil-Faktoren, wie, sich aktiv zu bewegen, nicht zu rauchen und Stress vorzubeugen. Besonders zum Essen und Trinken gibt es unzählige Empfehlungen. Was ist sinnvoll und bietet sich bei Diabetes an?

Beim Thema Essen gibt es geschätzt so viele Meinungen wie beim Empfinden des Wetters oder der Taktik des Trainers bei einem Fußballspiel. Oft sind die Empfehlungen gut gemeint, aber nicht besonders praktikabel. Damit Sie einen besseren Überblick bekommen, was aktuell im Trend liegt, haben wir verschiedene Formen des Essens genauer unter die Lupe genommen.

Low Fat – einfach weniger Fett essen und dann?

Low Fat ist eine Ernährungs-Empfehlung, die viele Jahre empfohlen wurde. Hintergrund ist, dass Fett besonders viel Energie liefert. So enthält ein Gramm Fett 9 Kilokalorien und damit doppelt so viel wie ein Gramm Kohlenhydrate oder Eiweiß. Und Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten darauf achten, nicht mehr Energie zu essen, als unbedingt gebraucht wird. Zum gesunden Abnehmen empfiehlt es sich, täglich etwa 300 bis 500 Kilokalorien weniger zu essen, als eigentlich nötig sind. Jedoch sind Fette auch wichtig, es kommt aber auf die Art an. Schlechte Fette, also vorwiegend feste und solche aus Fertigprodukten oder Naschereien, sollten in der Minderheit sein. Besser sind pflanzliche Fette, zum Beispiel aus Nüssen oder Ölen wie Raps-, Oliven- oder Walnuss-Öl.

Bunt und abwechslungsreich: mediterrane Kost

Bei mediterraner Kost geht es nicht um Pizza, Pasta, Gyros, Döner, Falafel oder Tiramisu und Eis, sondern um eine traditionelle mediterrane Ernährung. Diese ist reich an Gemüse, Fisch, pflanzlichen Fetten und Ölen. Wichtig für die mediterrane Ernährung ist aber auch, das Essen zu genießen und möglichst regelmäßig aus frischen, saisonalen Zutaten leckere Gerichte zu kochen. Dazu finden Sie hier im Diabetes-Journal jeden Monat leckere Rezepte.

Ohne Fleisch – oder doch nur ab und an: vegetarische Ernährung

Was meistens in der Ernährung in der heutigen Zivilisation fehlt, sind Faser- und Ballaststoffe. Gleichzeitig werden energiedichte Lebensmittel mit reichlich Zucker, zu viel Fett – also leeren Kalorien – viel zu oft gegessen. Beim vegetarischen Essen sollten möglichst ballaststoffreiche Zutaten wie Gemüse und Vollkorn-Produkte Hauptbestandteile sein, kombiniert mit pflanzlichen Proteinen aus Hülsenfrüchten und Nüssen. Nicht damit gemeint sind Mehl- und Süß-Speisen. Sind dies die Hauptnahrungsmittel, die gegessen werden, nennt sich das “Pudding-Vegetarismus”.

Eine vegane Ernährungsweise ist eigentlich eher eine allumfassende Lebenseinstellung, wobei das Tierwohl meistens im Mittelpunkt steht. Eine ausgewogene Ernährung, mit der die Aufnahme aller B-Vitamine und ausreichend Eiweiß gewährleistet ist, sollte gut geplant werden.

Unter dem Stichwort “flexi-vegetarisch” versteht man eine Ernährungsform, die auf einer pflanzlichen Grundlage aufbaut. Sie wird flexibel mit dem ein oder anderen tierischen Lebensmittel sowie Fisch ergänzt. Vegetarische Tage und solche mit tierischen Produkten wechseln sich also ab.

Weniger Kohlenhydrate bitte: Low Carb

Auf Kohlenhydrate zu verzichten oder sie zu reduzieren, ist eine weitere Empfehlung, der viele folgen. Richtig ist, dass schnelle Kohlenhydrate aus Weißmehl und Zucker den Insulinspiegel rasch ansteigen lassen. Das kann die Insulinresistenz bei Typ-2-Diabetes verstärken. Falsch wäre hier aber, vor allem an Wurst und Fleisch als Ersatz zu denken. Gerade rotes Fleisch und verarbeitete Fleischprodukte, wie Wurst oder Fleischfüllungen, führen ebenfalls zur Insulinresistenz. Mehr noch: Sie sind sehr reich an Kalorien durch oftmals minderwertige Fette. Daher ist eine pflanzenbetonte Low-Carb-Ernährung zu empfehlen. Sie setzt auf pflanzliches Eiweiß aus Hülsenfrüchten und Nüssen, kombiniert mit Gemüse, Vollkorngetreide, fettfreundlichen Milchprodukten sowie Fisch.

90 Prozent Fett – ketogen essen

Ursprünglich kommt die ketogene Ernährung aus dem Ernährungstherapie-Bereich für Kinder mit Epilepsie. Dabei galt es, sie lediglich unter strenger medizinischer Aufsicht, zeitlich begrenzt, durchzuführen. Der Fett-Anteil liegt hier bei 82 bis 90 Prozent und ist nur durch reichlich Öl zu erreichen. Die modifizierte ketogene Ernährung oder Very-Low-Carb-Form enthält täglich rund 20 bis 60 Gramm Kohlenhydrate. Sie sollte einen hohen Gehalt an pflanzlichen Fetten und Eiweiß enthalten. Studien mit Menschen, die an Typ-2-Diabetes erkrankt sind, belegen Erfolge beim Senken der Insulinresistenz. Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ist wichtig zu wissen, dass mehr Ketone gebildet werden und es so zu einem höheren Basalinsulin-Bedarf kommen kann.

Am besten pflanzlich ausgewählt:
High Protein

Eine sehr eiweißbetonte Ernährung sollte vor allem aus pflanzlichen Proteinen bestehen. Da dies oft sehr schwierig ist, wird sie meistens mit Formula-Drinks (spezielle Eiweiß-Shakes) kombiniert. Der Vorteil von Eiweiß ist seine gute Sättigung. Allerdings kann bei Menschen mit Typ-1-Diabetes das Eiweiß auch Auswirkungen auf den Blutzucker haben. Deshalb empfiehlt es sich, diesen regelmäßig zu prüfen. Ob eine sehr eiweißreiche Lebensmittel-Auswahl bei eingeschränkter Nierenfunktion oder Dialyse infrage kommt, sollte vorab mit den behandelnden Ärzten geklärt werden.

Ist Fasten eine mögliche Alternative?

Vielen Menschen fällt es schwer, die Kalorien-Vorgaben einzuhalten. Daher ist eine Alternative intermittierendes Fasten oder Intervallfasten. Hier wird an jedem zweiten Tag oder an zwei Tagen pro Woche ein Fastentag eingelegt. Je nach Methode wird an diesem Fastentag weniger gegessen. Meist sind dies etwa 500 Kilokalorien in Form von Lebensmitteln mit vielen Ballaststoffen und viel Eiweiß. Eine weitere Methode ist, eine Mahlzeit ausfallen zu lassen. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, vor allem, wenn sie eine nicht alkoholische Fettleber oder eine Insulinresistenz haben, wirkt das Weglassen des Abendessens besonders gut.

Essen soll schmecken und Spaß machen

Grundsätzlich sind sämtliche moderate Ernährungsformen mit einer gesunden Ernährung vereinbar, vorausgesetzt, sie basieren auf pflanzlichen Lebensmitteln. Ferner sollten Ballaststoffe täglich reichlich mit dabei sein, kombiniert mit ungesättigten, flüssigen pflanzlichen Fetten. Die Auswahl an Lebensmitteln sollte also pflanzenbetont sein mit Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchten, Nüssen, Fisch und Fett-freundlichen Milchprodukten. Dazu gehören bewusst weniger Fleisch, Wurst sowie hochverarbeitete Produkte. Essen sollte schmecken, denn es gilt, ein ganzes Leben gesund und ausgewogen zu essen. Dazu sollte das Essen angenehm sättigen. Denn wer hungert, greift schnell zum Falschen.

Ballaststoffe – sehr wichtig für Menschen mit Diabetes
Ballaststoffe nehmen eine besondere Rolle in der Ernährung ein. Besonders wichtig sind sie für Menschen mit Übergewicht und Typ-2-Diabetes. Die Forschung untersucht gerade, warum Ballaststoffe so eine zentrale Rolle bei Diabetes spielen. Eine der stichhaltigsten Vermutungen besteht darin, dass durch Ballaststoffe die gesunde Vielfalt an Darmbakterien wachsen kann (Darm-Mikrobiom) – ein Grund, warum beispielsweise bei einer Insulinresistenz Hafertage hervorragend helfen können.
Ramadan – worauf kommt es bei Diabetes an?
Der Ramadan ist das religiöse Fasten im Islam. Tatsächlich hat sein Ursprung gesundheitliche Hintergründe. Allerdings hat sich die Tradition im Lauf der Jahrzehnte verändert. Menschen mit Diabetes sollten sich daher gut überlegen, ob sie fasten wollen. Ganz gleich, ob Diabetes oder eine andere Erkrankung: Nach den Regeln des Islam muss bei Krankheiten das Fasten im Ramadan nicht praktiziert werden, hier gilt die jeweilige Krankheit als Ausnahme. Besonders problematisch zu sehen ist, wenn tagsüber zudem nichts getrunken wird. Dies ist äußerst kritisch, wenn der Ramadan in die warmen Monate mit Temperaturen über 20 Grad fällt. Schwierig und schwer umzusetzen bei Diabetes ist zudem das Essen nach Sonnenuntergang: Meistens ist es dann zu kalorienreich durch viel Fett, Zucker und Kohlenhydrate.

Kontakt:
© Privat
Dr. Astrid Tombek

Diplom-Ökotrophologin/Diabetesberaterin DDG
Diabetes Zentrum Mergentheim
Bereichsleitung Diabetes- und Ernährungsberatung
Theodor-Klotzbücher-Straße 12
97980 Bad Mergentheim

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (3) Seite 24-25

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