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Als ich am 14. August in Südkorea landete, erwartete mich direkt ein wundervolles Empfangskomitee: 35°C und eine Luftfeuchtigkeit von 99% – super!
Ich, als Kälte liebender Mensch, war natürlich hin und weg von diesen Temperaturen und konnte es kaum erwarten, zwei Tage später mit meinem Vater eine große Sightseeing-Tour zu starten.
Da sich an der Wettersituation leider nicht viel ändern ließ, fokussierte ich mich auf die Einstellung meines Diabetes. Leider konnte ich in der ersten Zeit keinen richtigen Schlafrhythmus finden und auch die körperlichen Aktivitäten waren mehr als „normal“, sodass das gesamte Diabetesmanagement zum Bauchgefühl wurde.
An Tagen mit größeren Laufstrecken oder Aktivitäten fuhr ich die Basalrate auf 80% herunter. Auch meine Essensfaktoren verringerte ich etwas bzw. rundete großzügig ab (z.B. anstatt 10,8 Insulineinheiten nur noch 10 Insulineinheiten). Damit lief das Tourismusprogramm ganz gut und es blieb immer eine Möglichkeit für „bolusfreie Snacks“ zwischendurch.
Im September wurde das Wetter nun auch etwas angenehmer und wir wurden nur noch selten mit extrem schwülen Tagen gequält.
Angekommen im Arbeitsleben konnte ich dann auch das erste Mal meine Basalrate im „Normalzustand“ testen. Bisher läuft diese gut weiter und ich musste keine Änderungen vornehmen. Die Nächte sind stabil, am Schreibtisch bleibt es meist bei einer geraden Linie und das Schätzen der KEs habe ich auch gut im Griff.
Neben den „24-h-Hyposnack-Supermärkten“ habe ich hier auch den Vorteil, dass auf sämtlichen Lebensmitteln bereits die Nährwerte der verkauften Portion angegeben sind. Schluss mit Dreisatz und 100-g-Rechnungen. Ein Blick auf die Verpackung und ich weiß, dass dieses Sandwich 36g Kohlenhydrate hat!
Das liegt aber nicht etwa daran, dass Koreaner sich auch um Bolus und Blutzuckerwerte kümmern müssen, hier liegt der Fokus tatsächlich mehr auf den Kalorien. Selbst in einem Café und Restaurant findet man die Kalorienangaben neben den Portionen, und das nicht zu selten.
Eine weitere Erleichterung ist für mich definitiv die DANA RS Insulinpumpe. Dank ihr muss ich einfach nur mein Handy in die Hand nehmen und kann bequem einen Bolus abgeben (und vieles mehr!). Somit habe ich die Insulinpumpe meist den gesamten Tag über nicht in der Hand und es können auch keine komischen Fragen kommen, auf die ich je nach Laune vielleicht gar keine Lust habe. Den Schlauch, der unter meiner Bluse in der Hosentasche verschwindet, hat noch niemand bemerkt – zumindest wurde ich noch nicht darauf angesprochen.
Ehrlich gesagt vergesse ich den Diabetes hier oft. Durch die Pumpe muss ich mich aktuell nicht mehr spritzen, das Dexcom gibt mir die Zuckerwerte direkt auf das Handy und große Schwankungen habe ich (zum Glück!) auch selten. Das einzige Mal, dass ich wirklich bewusst an den Diabetes denke, ist kurz vor einer Konferenz oder einem Meeting. Da habe ich aktuell noch die meiste Angst vor einer Hypoglykämie und den „Folgen“.
Ich möchte meine Krankheit hier nicht an die große Glocke hängen und es nicht erwähnen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Das bedeutet aber auch, dass eine „Hypo“ während eines Meetings vielleicht unangenehm werden kann.
Im Moment befinde ich mich noch in einem Zwiespalt, ob ich meine Kollegen nicht doch darüber aufklären sollte. Aber wann ist da der beste Zeitpunkt dafür?
Dabei geht es nicht darum, dass niemand von meinem Diabetes wissen darf – mehr darum, dass die Krankheit nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen soll, als ich es möchte. Mein Praktikumsbetreuer sowie eine Kollegin wissen sicherheitshalber Bescheid, mehr aber nicht.
Vielleicht könnt ihr eure Erfahrungen mit Diabetes am Arbeitsplatz mit mir teilen und mir dabei etwas weiterhelfen.
Alles in allem gefällt mir Südkorea immer noch sehr. Es hat sich im August mehr wie ein „nach Hause kommen“ angefühlt, anstatt ein Besucher zu sein. Ich hatte ein bisschen Bammel davor, wie es wohl mit dem Diabetes im Gepäck sein wird, doch diese Gedanken waren alle unbegründet. Wie ich euch bereits in meiner kleinen Korea-Reihe erklärt habe, ist die medizinische Versorgung hier top und es gibt an jeder Ecke entweder eine Apotheke oder einen kleinen Supermarkt. Ich bin also bestens versorgt und kann meine Zeit hier in vollen Zügen genießen.
Ich bin gespannt, was ich euch das nächste Mal erzählen kann und was bis dahin so alles passiert! Die nächsten Wochen sind auf jeden Fall vollgepackt mit coolen Projekten und der ein oder andere private Ausflug steht ebenfalls auf dem Programm. Dabei werde ich natürlich ein wachsames Auge auf das kleine Diabetesmonster haben und ihm zeigen, wer hier das Sagen hat! 😉
Mit dem Essen unterwegs kennt sich auch Michael aus. Wie er das handhabt, erfahrt ihr in Speisen auf Reisen – unterwegs mit Typ-1-Diabetes.
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